Das Lauberhorn meint es gut mit den Schweizern. In der Abfahrt stand seit 2007 mit einer Ausnahme jedes Mal ein Athlet von Swiss-Ski auf dem Podest. Der Klassiker kann eine ganze Saison retten.
Das Rezept ist einfach. «Man muss zu Beginn der Saison gut sein, man muss am Lauberhorn gut sein und man muss an der WM gut sein», sagt Urs Lehmann. Der Präsident von Swiss-Ski kennt die Mechanismen. Und vor allem kennt er die Erwartungen der Öffentlichkeit. Ruhe herrscht, wenn die Schweizer Skifahrer diese Formel erfüllen. Die Krise beginnt oft beim Gegenteil.
Heute ist es also wieder soweit. Die Karten werden in der Abfahrt am Lauberhorn neu gemischt. Vorteil Schweiz: In Wengen hatten wir in den letzten Jahren meist ein gutes Blatt. Mit Ausnahme des Absturzes 2013 mit dem 15. Rang als Bestresultat stand seit 2007 in jedem Jahr ein Schweizer auf dem Podest.
«Das zeigt, dass uns das Lauberhorn liegt. Es setzt uns aber gleichzeitig unter Druck», sagt der Schweizer Cheftrainer Tom Stauffer, der erst seit dieser Saison im Amt ist. «Ich bin mir bewusst, dass ich nach der Saison auch an diesem Ergebnis gemessen werde. Ein Sieg am Lauberhorn ist mehr wert als ein Sieg anderswo.» Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Denn rein sportlich gesehen, spielt es eigentlich keine Rolle, ob Janka am Lauberhorn oder in Gröden gewinnt.
Die Abfahrt ist der Höhepunkt
Von den noch aktiven Siegern des Lauberhorn-Klassikers stehen heute vier aus der Schweiz am Start: Didier Défago (Sieger 2009), Carlo Janka (2010), Beat Feuz (2012) und Patrick Küng (2014). Den restlichen Nationen bleibt da nicht viel übrig. Einzig Italien mit Christof Innerhofer (Sieger 2012) und Österreich mit Klaus Kröll (2011) schicken ehemalige Könige von Wengen an den Start. Das Lauberhorn ist – anders als das Chuenisbärgli in Adelboden, wo die Schweizer schon seit Jahren eigentlich nur noch bessere Statisten sind – eine Schweizer Bastion.
Der Auftakt ins Wengen-Wochenende ist mit dem Sieg von Janka in der alpinen Kombination geglückt. Doch die wahre Prüfung folgt heute. Selbst der Kombi-Olympiasieger Sandro Viletta sagt: «Die Abfahrt ist für mich wichtiger als die Kombination.» Und Spielverderber gibt es einige. Allen voran der Dominator der bisherigen Abfahrtsaison: Kjetil Jansrud aus Norwegen.
Aber auch Österreich stellt mit Olympiasieger Matthias Mayer einen Herausforderer, der genau wie der Italiener Dominik Paris das Zeug hat, heute zu gewinnen. Der grösste Trumpf aus Schweizer Sicht ist Janka, doch auch Beat Feuz muss man auf der Rechnung haben.
Top oder Flop?
Seit 1992 kam es sechsmal vor, dass kein Schweizer in der Abfahrt am Lauberhorn die Top Ten erreichte. Letztmals war das vor zwei Jahren der Fall, als Patrick Küng als 15. der beste Schweizer war. Am Ende des Winters musste der damalige Cheftrainer Osi Inglin gehen.
Es würde zu weit gehen, das Ergebnis von Wengen als einzigen Grund für die Entlassung zu sehen – die ganze Saison der Männer verlief unter den Erwartungen –, ein Exploit hätte Inglins Karten aber sicherlich verbessert.
Doch so wichtig das Lauberhorn für die Saison ist, ein Jobgarant ist es nicht. Vor einem Jahr hatte Walter Hlebayna mit Küng den Lauberhornsieger vorzuweisen, doch der Österreicher musste trotzdem gehen. Das Lauberhorn kann eine Saison retten, muss es aber nicht. Es ist immer eine Frage, wie man seine Karten spielt.