Skispringen
Simon Ammann enttäuscht in Engelberg: «Es ist mir nicht gelungen, mich zu erholen»

Doppel-Doppel-Olympiasieger Simon Ammann zeigt in Engelberg vor seinem Heimpublikum eine enttäsuchende Leistung und muss als 17. einen herben Dämpfer hinnehmen.

Simon Steiner, Engelberg
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Simon Ammann stand im Zielraum, die Arme auf die Werbebande gestützt, und blickte in den Schanzenauslauf, wo die Vorbereitungen für die Siegerehrung liefen.

Das Podest, auf dem er noch vor einer Woche in Titisee-Neustadt gestanden war, konnte er nur noch aus der Distanz betrachten, und seine Enttäuschung über den 17. Platz im zweiten der beiden Weltcupspringen von Engelberg war offensichtlich. Er blickte zum Himmel und hätte wohl nur zu gern mit dem Fallschirmspringer getauscht, der sich in diesem Moment sachte talwärts fallen liess.

«Es ist einfach hart», brachte Ammann seine Empfindungen wenig später auf dem Punkt. Hatte er sich am Samstag im zweiten Durchgang noch um 17 Positionen auf Rang 11 verbessert, hatte sein Wettkampf nun den umgekehrten Verlauf genommen.

Bei Halbzeit noch an aussichtsreicher 6. Stelle liegend, verpasste Ammann den Absprung im Final komplett und setzte in der Folge bei der Landung fast zehn Meter früher auf als beim ersten Sprung.

«Mir hat die Kraft gefehlt, um richtig abzustossen», sagte er. «Es ist mir nicht gelungen, mich nach dem Training und dem Springen vom Samstag genügend zu erholen.»

Der nächste polnische Sieg

Während Ammann sich gegenüber den Schweizer Journalisten zu erklären versuchte, sang die ansehnliche polnische Fandelegation auf der Zuschauertribüne aus voller Kehle die Nationalhymne mit, die an diesem Wochenende in Engelberg bereits zum zweiten Mal gespielt wurde.

Einen Tag nach dem Überraschungssieg durch Jan Ziobro setzte sich Kamil Stoch, einer der Topfavoriten, durch. Der Weltmeister auf der Grossschanze konnte seinen neunten Weltcupsieg feiern, den zweiten in diesem Winter. Ziobro gelang mit Rang 3 hinter Andreas Wellinger (De) die Bestätigung für seinen Erfolg vom Samstag.

Stoch, der nun in vier Springen in Serie auf einem der ersten beiden Plätze gelandet ist, baute mit seinem Erfolg nicht nur die Führung im Gesamtweltcup aus, sondern brachte sich auch in Position für die Vierschanzentournee, die am 29. Dezember in Oberstdorf beginnt.

Die Ausgangslage vor dem deutsch-österreichischen Traditionsanlass scheint so offen wie seit Jahren nicht mehr. Neben Stoch knüpften gestern allerdings auch Gregor Schlierenzauer (4.) und Anders Bardal (5.) an die bisherigen Saisonergebnisse an und zeigten, dass mit ihnen an der Tournee, dem wichtigsten Skisprunganlass des Winters neben den Olympischen Spielen, zu rechnen sein wird.

Ammanns Regeneration

Simon Ammann hingegen musste in Engelberg nach der zuletzt aufstrebenden Tendenz einen herben Dämpfer einstecken – erst recht, als Ammann in der Vergangenheit auch während der Vierschanzentournee öfters Mühe bekundete, genügend Zeit zur Regeneration zu finden. «Wir wären natürlich lieber mit einem besseren Ergebnis in die Weihnachtspause gegangen», sagte Nationaltrainer Martin Künzle, der unmittelbar nach dem Springen auch keine richtige Erklärung für den Rückschlag finden konnte. Noch am Freitag hatte sich Künzle über Ammanns verbesserte Konstanz gefreut, die nun ausgerechnet beim Heimweltcup wieder relativiert wurde. «Wir müssen den Wettkampf nun in aller Ruhe analysieren, müssen aber auch aufpassen, dass wir jetzt nicht zu sehr ins Grübeln kommen», sagte Künzle.

Mit gemischten Gefühlen reiste mit Gregor Deschwanden auch die Nummer 2 im Schweizer Team ab. Der 22-Jährige landete als 27. zwar zum vierten Mal in Folge in den Weltcuppunkten, was eine Premiere darstellte. Gleichzeitig war er mit seinen Sprüngen nicht richtig zufrieden. Sein Fazit: «Ich muss mich am Positiven freuen.»