Beat Feuz gewinnt zum zweiten Mal nach 2012 die Abfahrt am Lauberhorn. Ein Schweizer Sieg bei traumhaftem Wetter - besser könnte es nicht sein. Denkt man. Doch dem Rennen fehlte der emotionale Höhepunkt.
Die Freude von Beat Feuz war echt. Jedes Mal, wenn der Schweizer an den Fans vorbei zum TV-Interview in Wengen schritt, strahlte er und hob die Hände. Ein Abfahrtssieg am Lauberhorn ist für einen Skifahrer auch beim zweiten Mal hoch emotional. Besonders, wenn er Schweizer ist.
Traumhaftes Wetter, eine wunderbare Kulisse, 35000 Fans und mit Beat Feuz ein Schweizer Sieger. Was will der Schweizer Ski-Fan mehr? Nichts, wäre die logische Antwort.
Und trotzdem hatte der Sieg von Feuz einen Makel. Nicht für ihn. Natürlich nicht. Seine Leistung war grandios. Erneut bewies der 30-Jährige, dass er die wichtigsten Rennen gewinnen kann. Chapeau! Es war ein nächstes Meisterstück von Feuz, der 2012, nur Wochen nach seinem ersten Wengensieg, eine Amputation des Unterschenkels als Folge einer Knieinfektion fürchten musste.
Es ist eine unglaubliche Geschichte, die in Wengen einen weiteren Höhepunkt erlebte. Gut möglich, dass Beat Feuz nun sogar das Double schafft und nach Wengen auch in Kitzbühel triumphiert. Er wäre der erste Athlet seit Didier Défago 2009, dem dieses Kunststück gelingt.
Doch zurück nach Wengen. Zurück zum einzigen Makel der Siegesfahrt. Beat Feuz gewann mit Startnummer eins. Als er im Ziel war, sah er zwar die Ranglistenposition eins aufleuchten, doch hatte die Nummer da noch keinen Wert. Noch wusste er nicht, wie gut seine Fahrt war.
Die ganze Euphorie, die ein Athlet erlebt, wenn er ins Ziel kommt und in Führung geht, fehlte. Und weil in der Folge einzig Aksel Svindal mit Startnummer drei noch annähernd an Feuzs Siegeszeit herankam, fehlte dem Rennen schon nach wenigen Minuten komplett die Spannung.
Das ist weder die Schuld von Feuz, noch schmälert es seinen Erfolg. Aber doch hat der ausschweifende Jubel im Ziel gefehlt. Und irgendwie blieb dieses Gefühl bis zur Siegerehrung.