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Die erste Ski-WM in St. Moritz fand 1934 statt. Damals konnte die Schweiz neun Medaillen gewinnen, drei davon Gold. 83 Jahre später findet die WM abermals im Oberengadin statt. Fünf Tage vor dem Start der Ski-WM gibt es kaum einen Platz mehr in St. Moritz, der nicht an die WM erinnert.
Im Februar vor 14 Jahren, fünf Tage vor der Ski-WM der Alpinen 2003 in St. Moritz, zeigte ein Augenschein vor Ort Erstaunliches. Eher wenig deutete damals auf den anstehenden Grossanlass hin. «Diesmal ist das anders», sagt OK-Präsident Hugo Wetzel am Telefon, «das ist nicht vergleichbar mit 2003.»
Und er verspricht nicht zu viel. Ein erneuter Augenschein, wiederum fünf Tage vor der Eröffnungsfeier, liefert die Bestätigung von Wetzels Aussage. In St. Moritz gibt es kaum eine Fläche, die nicht die WM ankündigt. Der Ort ist, wie man so schön sagt, herausgeputzt. Bilder, Flaggen, Werbeplakate und Signalisationen jeglicher Art sind nicht zu übersehen. Shuttle-Busse sind bereits im Einsatz – und die Fahrer nicht zu beneiden. Auf den Strassen im Dorf herrscht ein veritables Verkehrschaos.
Wartezeiten müssen in Kauf genommen werden. Ein Shuttle-Bus-Chauffeur ist sichtlich genervt, ein anderer nimmt das Ganze lockerer. «Es bringt doch nichts, wenn man sich ärgert. Schneller ans Ziel kommt man deswegen nicht», sagt Hans Hangartner, ein Thurgauer, der am Dienstag angereist ist und an diesem Mittwoch nach Erhalt der Fahrzeugschlüssel um 6.45 Uhr seinen Dienst antritt.
Stau auf den Strassen am WM-Ort – damit ist es bald vorbei. Ab Montag gilt grundsätzlich ein Fahrverbot im Ort. «Ausgenommen sind Automobilisten, die einen fixen Parkplatz in St. Moritz haben», sagt Gemeindepolizist Claudio Caprez. «Die WM ist eine Supersache», fügt er an. Auch auf dem Polizeiposten ist der Grossanlass omnipräsent, Caprez und Co. tragen spezielle WM-Krawatten.
Zu behaupten, dass das WM-Fieber bereits ausgebrochen ist, wäre etwas übertrieben. Aber eine erhöhte Temperatur ist spürbar – auch auf Salastrains, dem sportlichen Zentrum der kommenden beiden Wochen. Dort herrscht emsiges Treiben. Gutgelaunte freiwillige Helfer arbeiten gerade am Zielraum. «Um 4.30 Uhr bin ich aufgestanden», sagt Rolf Grieder.
Arbeit hat es für ihn wie für alle Freiwilligen genug. Noch gibt es viel zu tun, bis im Zielgelände alles bereit ist. Auch an der Zuschauer-Tribüne wird noch fleissig geschraubt und gehämmert. Daniel von Kiedrowski klettert gerade vom Gerüst: «Momentan bin ich Gerüstbauer», sagt er. Später während der WM wird Kiedrowski, der aus der Region um Koblenz in Deutschland angereist ist, als Projektleiter für eine Werbefirma tätig sein.
Trotz emsigem Treiben ist es auf Salastrains noch ziemlich ruhig. Das wird sich ändern. Denn es ist der Ort, wo die imposante Zuschauertribüne steht, wo Sieger gefeiert werden, wo schlicht die Post abgehen wird. «Das Publikum soll auf seine Kosten kommen», sagt OK-Präsident Wetzel. 70 Stunden Stadionunterhaltung stehen auf Salastrains im Angebot. Da wird gelacht, geschunkelt und gesungen werden. Auf der grossen Videoleinwand sollen Filme eingespielt werden. Es wird informiert und animiert werden. «Es ist einfach Rock ’n’ Roll», pflegen die St. Moritzer Organisatoren zu sagen. 140 000 Besucher werden erwartet.
Es gibt – und das ist ein grosser Unterschied zur WM 2003 – für die Zuschauer aber mehrere Möglichkeiten, sich zu vergnügen. Wenn nicht Salastrains, so bietet sich der Kulm Park an. Dort findet am kommenden Montag die Eröffnungsfeier statt und dort gehen jeweils die Medaillenzeremonien über die Bühne.
Und hier steht Edy, die überdimensionierte Holzskulptur, konzipiert in Anlehnung an den einheimischen Edy Reinalter, den Skistar von 1948. Sechs Tonnen schwer und 19 Meter gross ist das Skimonument, die Symbolfigur der WM 2017. Beeindruckend.
Weitere Teile des Rahmenprogramms gibt es in der St. Moritzer Fussgängerzone oder im House of Fans unmittelbar neben dem Hotel Schweizerhof, in dem sich das House of Switzerland befindet. Wie auch anderswo wird hier an der Fassade noch der letzte Feinschliff vorgenommen.
Der ist teilweise noch nötig. Grundsätzlich darf aber gesagt werden, dass St. Moritz bereit ist. Dass die Engadiner seit 2003 an jeder Ski-WM dabei waren, merkt man. Professionell war die Organisation bereits vor 14 Jahren. Jetzt ist das Ganze aber ausgereifter, grösser – trotzdem wird nicht geklotzt. Was St. Moritz anbietet, kommt sympathisch rüber.
Am Montag ist es so weit. Es ist der Tag, an dem die alpine Ski-WM 2017 beginnt, mit den ersten Abfahrtstrainings der Frauen und Männer, mit der Eröffnungsfeier. Auf den Strassen wird dann weiterhin ein Gedränge sein. Aber nicht mehr wegen der Fahrzeuge, sondern wegen der Fans. Bis zum 19. Februar werden sie St. Moritz in eine grosse Festhütte verwandeln.
Tag und Nacht. Das Organisationskomitee hat vorgespurt, die rauschende Party kann steigen.
St. Moritz wird ein grossartiger WM-Veranstalter sein. Zum fünften Mal. 2003 ist noch in Erinnerung. Es war damals bitter kalt, der Anlass blieb trotzdem als schön und erfolgreich in Erinnerung. 14 Jahre später wird es noch besser. Das verspricht der Veranstalter, und man glaubt es ihm aufs Wort..