Nach dem EM-Viertelfinal hat man besonders von Steven Zuber und Mario Gavranovic Wechsel zu «grösseren» Klubs erwartet.
AEK Athen. Kayserispor. Nein, das sind nicht die prächtigen Fussballadressen, die man sich in der Nacht im Bett erträumt, schön eingekuschelt unter der Decke. Nun ist es aber genau so: Steven Zuber geht nach Griechenland zu AEK Athen. Und Mario Gavranovic spielt in der Türkei bei Kayserispor.
Dabei waren beide Schweizer an der EM erst voll aufgeblüht, und insbesondere bei Zuber dachte man schon: Nach diesem formidablen Turnier, in dem er sich mit überzeugenden Leistungen im linken Korridor in die Schweizer Startformation gespielt und zum Assistkönig emporgeschwungen hatte, steht in naher Zukunft alles offen.
Nun, vielleicht ist «alles» etwas übertrieben. Aber es sollte wohl schon mehr sein, als AEK Athen darstellt, das sich fernab des Fussballepizentrums befindet, wenngleich die Mannschaft in der Spielzeit 2017/18 letztmals nationaler Meister geworden ist.
In Frankfurt war es für Zuber bereits unter Trainer Adi Hütter nicht mehr gut, er war bei den Schweizern derjenige Spieler, der mit den wenigsten Einsatzminuten im Klub an die EM reiste. Nach dem Turnier und den Ferien liess der Berater des 41-fachen Nationalspielers bald einmal verlauten, dass man auf der Suche nach einem neuen Klub sei und Frankfurt definitiv verlassen werde.
Gerüchteweise waren Olympique Marseille, der FC Turin oder Norwich City im Gespräch, vielleicht auch Dinamo Moskau, wer weiss das schon. Doch Angebote für Zuber kamen keine herein bei der Eintracht.
Erst letzte Woche klappte es doch noch mit dem Weggang in die Hauptstadt Griechenlands, zuerst temporär, und vielleicht ziehen die Hellenen nach dieser Saison die in den Leihkontrakt eingebaute Kaufoption.
Erstaunlich ist es aber schon, dass Frankfurt und sein neuer Trainer Oliver Glasner nicht auf Zuber setzen, zumal Filip Kostic, ebenfalls auf der linken Seite beheimatet und in der Hierarchie vor Zuber, seinen Abgang zu Lazio Rom bis zuletzt erzwingen, ja erstreiken will. Die Wege im Fussball bleiben manchmal unergründlich.
Beim soeben wegen einer Wadenverletzung aus dem Nati-Camp abgereisten Gavranovic lag die Chose etwas anders, zumal der 31-Jährige von der kroatischen in die türkische Meisterschaft wechselte. Und damit in eine leicht stärkere Liga, hierfür jedoch die Positionen in der Tabelle tauschte; vom absoluten Spitzenklub, für den der Stürmer dreieinhalb Jahre lang spielte und regelmässig Tore schoss, zum Abstiegskandidaten.
Gavranovic unterschrieb einen Vertrag für zwei Jahre, und auch bei ihm denkt man: Wäre nicht mehr möglich gewesen, wo er sich doch so formstark präsentiert hatte an der EM? Womöglich gar eine Rückkehr in die so angesehene Bundesliga?
Vielleicht überschätzt man gerne die Schweizer Spieler. Ihr Standing in Europa ist dann gut, wenn sie zur Beletage gehören. Aber ab einem gewissen Alter kann es schwierig werden, zumal auch Corona seinen Beitrag leistet, dass nicht mehr das grosse Geld für sogenannte «Durchschnittstransfers» ausgegeben wird. Deshalb werden auch vermehrt die leihweisen Verpflichtungen mit Optionen geprüft, um das Risiko zu minimieren und zuerst zu schauen, wie der Spieler beim Klub funktioniert.
Dass es auch in die richtig gute Richtung gehen und man den Profit aus einem starken Turnier ziehen kann, bewies Silvan Widmer: Er wechselte nach der EM vom FC Basel in die Bundesliga zu Mainz, erkämpfte sich sofort einen Stammplatz und sagt heute: «Der Start ist mir schon einmal geglückt. Ich hoffe, es läuft mir weiter so.»