TV-Produktion
Schärfer sieht man nirgends: Teleclub setzt neue Massstäbe

Seit dieser Saison produziert Teleclub in noch besserer Qualität. Mit der neuen UHD-Technologie ist der Bezahl-Sender Vorreiter für ganz Europa. Die «Nordwestschweiz» hat einen Blick hinter die Kulissen der Hightech-TV-Produktion erhalten.

Jakob Weber, Zürich
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Moderator Gianni Wyler (l.) und Fussballexperte Daniel Gygax (r.) stehen vor der Teleclub-Kamera im Zürcher Letzigrund.Roman Beer

Moderator Gianni Wyler (l.) und Fussballexperte Daniel Gygax (r.) stehen vor der Teleclub-Kamera im Zürcher Letzigrund.Roman Beer

Roman Beer

«Ich war zum Bräunen extra noch in den Ferien», sagt Teleclub-Moderator Gianni Wyler grinsend zwei Stunden vor der Partie GC gegen Lausanne im Letzigrund, als er auf sein gutes Äusseres angesprochen wird. Wyler weiss, dass sein Aussehen in Zukunft noch wichtiger sein wird, denn die Zuschauer sehen ab sofort in 72 der 180 Super-League-Spiele ein noch genaueres Abbild des Moderators auf ihren TV-Geräten.

Seit Samstag produziert Teleclub nämlich an jedem Spieltag zwei Partien schärfer denn je. Viermal höher aufgelöste Bilder als in HD wandern live aus dem Stadion in die Wohnzimmer der Kunden, wenn der Haushalt mit einem UHD-fähigen Fernseher und einer UHD-Box ausgestattet ist.

Nichts für Klaustrophobe: Hier arbeiten 15 Teleclub-Mitarbeiter auf engsten Raum, während das Spiel läuft. Roman BEer

Nichts für Klaustrophobe: Hier arbeiten 15 Teleclub-Mitarbeiter auf engsten Raum, während das Spiel läuft. Roman BEer

Roman Beer

«Maskenbildner und Kameraleute werden auf die Probe gestellt, weil jeder Makel, jedes nicht ganz so scharf gestellte Bild nun noch mehr auffällt», sagt Benno Zimmermann, der Leiter des Sende- und Produktionszentrums bei Teleclub. Aus High Definition (HD) wird Ultra High Definiton (UHD). Mit der Produktion in noch höherer Qualität ist der Schweizer Bezahlsender Vorreiter für ganz Europa. Bisher wurde nur in Ausnahmefällen – zum Beispiel beim DFB-Pokal-Final oder bei der EM – in UHD produziert. So zeigte das SRF neben dem Eröffnungsspiel auch alle Partien ab dem Viertelfinal im neuen TV-Standard. Das war möglich, weil das sogenannte Weltbild von der Uefa in UHD produziert wurde. Das SRF selber kann dies noch nicht.
Zu einer flächendeckenden UHD-Produktion kommt es in der Super League trotzdem. Dank Teleclub. Weil mit der Neuerung auch eine Verbesserung der Tonqualität einhergeht, werden die Emotionen aus den Schweizer Stadien so gut wie nirgendwo sonst an die TV-Zuschauer vermittelt. Die grossen europäischen Ligen haben zwar angekündigt, ebenfalls auf UHD umzustellen, doch den Worten folgten bislang noch keine Taten. Deswegen sind die Bilder aus der Bundesliga, aus England, Spanien oder Italien via Sky auch bei Teleclub weiterhin nur in HD zu sehen.

Vier Millionen Franken kostete der neue UHD-Übertragungswagen, der in der Tiefgarage des Stadions steht. Roman Beer

Vier Millionen Franken kostete der neue UHD-Übertragungswagen, der in der Tiefgarage des Stadions steht. Roman Beer

Roman Beer

Weil jedes Spiel in zwei Sprachen kommentiert wird, treffen wir auf unserem Rundgang hinter den Kulissen der TV-Produktion auch zwei Kommentatoren auf der Pressetribüne im Letzigrund. Michael Fritschi und sein welscher Kollege Laurent Antonelli sind schon zwei Stunden vor Anpfiff auf ihrem Posten und richten sich dort ein. «Wenn der Ball im Spiel ist, schaue ich auf den Rasen, ist das Spiel unterbrochen, schaue ich auf einen Monitor, auf dem das TV-Bild zu sehen ist», erklärt Fritschi seine Vorgehensweise während eines Live-Einsatzes. Die Szenen kommen ohne Verzögerung auf dem Bildschirm des Kommentators. Weil die Daten vom Übertragungswagen nicht direkt in die verschiedenen Haushalte gelangen, sondern den Umweg über die Teleclubzentrale in Volketswil ZH und die verschiedenen TV-Anbieter gehen, kann es zu einigen Sekunden Verzögerung kommen. «Deswegen hören die umliegenden Anwohner zuerst den Jubel aus dem Stadion, bevor der Ball auch im TV im Tor landet», erklärt Programmleiterin Claudia Lässer.

Der 4-Millionen-Bus

Nun betreten wir endlich das Prunkstück. 17 Meter lang ist der neue Übertragungswagen, der jeweils in die Tiefgarage des Stadions gefahren wird. 4 Millionen Franken hat der Bau des neuen High-Tech-Busses gekostet. Wenn es Ernst wird, tummeln sich im Inneren 15 Menschen vor den zahlreichen Bildschirmen bei der Arbeit. Dementsprechend eng ist es. Auch der Moderator kommt, während die Partie läuft, in den Übertragungswagen, um dann gemeinsam mit Bildtechnikern die Analyse vorzubereiten.

Als wir einen Blick ins Herz des Busses werfen, läuft gerade die Probe. Obwohl noch eine Übersichtsgrafik fehlt und einer der PCs just in diesem Augenblick abgestürzt ist und neu gestartet werden muss, testet die Produzentin Chantal Schwarz, ob die Leitungen stehen. Die Zeit drängt. In 30 Minuten beginnt die Sendung.
Moderator Wyler, Kommentator Fritschi, Moderatorin Annette Fetscherin beim Parallelspiel in Thun und der Interviewer Lukas Ninck werden der Reihe nach kontaktiert. Weil Neo-Experte Daniel Gygax noch nicht bereit ist, wird er in der Probe von einem humorvollen Kameramann ersetzt, dem es sichtlich Spass macht, für ein paar Sekunden den Fussballexperten zu spielen. Das sorgt auch im Übertragungswagen für Lacher. Nincks Interview mit Lausanne-Coach Fabio Celestini wird aufgenommen.

Es geht Schlag auf Schlag. Bevor noch mehr Hektik ausbricht, verlassen wir den Bus. Weil es bisher nur einen solchen UHD-Übertragungswagen gibt, werden pro Spieltag nur zwei Spielorte mit der neuen Technologie ausgestattet. Gianni Wyler muss also nicht immer ganz perfekt aussehen.