Roger Federer gratuliert in einer Videobotschaft dem Radiomoderator Alan Jones zu seiner «grossartigen Karriere». Der Australier ist mehrfach wegen diffamierenden Äusserungen, Rassismus und Sexismus verurteilt.
Autogramme verteilt Roger Federer fast schon im Akkord, auch für Erinnerungsfotos posiert er mit engelsgleicher Geduld. Seine Anhänger sind ihm heilig. Doch für persönliche Botschaften lässt er sich nur sehr selten einspannen. Nun hat es der Baselbieter wieder einmal getan. In einer Videobotschaft des TV-Senders «Sky Australia» beglückwünscht er den australischen Radiomoderator Alan Jones zu dessen «grossartigen Karriere». Zuvor hatte Jones das Rugby-Nationalteam Australiens trainiert und war Redenschreiber von Premierminister Malcolm Fraser.
Was als schöne Geste gemeint war, entpuppt sich als Schlangengrube. Denn der 79-jährige Alan Jones ist Vertreter eines konservativen Weltbilds und wurde für rassistische und sexistische Aussagen schon mehrfach wegen Diffamierung verurteilt. Über die neuseeländische Präsidentin Jacinda Ardern sagte er, Australiens Premierminister Malcolm Turnbull solle ihr «eine Socke in den Rachen schieben», man sollte sie in einen Sack stecken, ihn ins Meer werfen und sie nach Hause schwimmen lassen.
Flüchtlinge aus dem Libanon bezeichnete Alan Jones als Ungeziefer, das Australien und dessen Kultur unterwandere, vergewaltige und plündere. Über die damalige australische Präsidentin Julia Gillard sagte er 2012, deren Vater sei «aus Scham gestorben». Alan Jones leugnet zudem den Einfluss des Menschen am Klimawandel und ist ein Anhänger der Galileo-Bewegung. Diese bezeichnet den Klimawandel als orchestrierten Versuch der Eliten, eine neue politische Weltordnung zu installieren.
Und im März bezeichnete Jones die Corona-Pandemie als «gesundheitliche Version des Klimawandels. Pure Übertreibung». Am 29. Mai soll Jones zum letzten Mal auf dem Radiosender «2GB» zu hören sein. Gesundheitliche Beschwerden würden ihn dazu zwingen, kürzer zu treten. Die Botschaft von Roger Federer wurde am Dienstag auf dem Sender «Sky Australia» ausgestrahlt, Alan Jones war live zugeschaltet. Roger Federer war für eine Stellungnahme zum gut gemeinten Video nicht erreichbar.