Der Schweizer Star-Spieler gibt nach der Verletzungspause sein Comeback. Damit lockt Roger Federer die Fans in Massen ans Rasenturnier in Stuttgart.
19 Grand-Slam-Titel präsentiert der Mercedes-Cup in Stuttgart dieses Jahr. Unglaublich hoch ist die Dichte der Tennisprofis für ein ATP-Turnier der tiefsten Kategorie 250. Heraus sticht natürlich die Nummer drei der Welt, Roger Federer, Rekordhalter mit 17 Siegen bei den vier Grand-Slam-Turnieren. Juan Martin del Potro und Marin Cilic haben je einmal das US Open gewonnen.
Möglich macht das beim 100. Turnier in Stuttgart der umtriebige Turnierdirektor Edwin Weindorfer. Der Österreicher hatte vor einigen Jahren eine gute Nase und stellte von Sand auf Rasen um. Die Spielerorganisation ATP wollte die Rasensaison zwischen dem French Open und Wimbledon auf drei Wochen ausbauen und suchte ein weiteres Turnier.
Drei Bewerbungen gingen ein, Gstaad, Stuttgart und Hamburg. Weil sich der Deutsche Tennisbund und die Verantwortlichen um Turnierdirektor Michael Stich nicht einigen konnten, zogen die Hamburger die Bewerbung zurück. Und Gstaad mit Swiss Tennis war chancenlos. Sechs Rasenplätze bauten die Stuttgarter auf der wunderschönen Anlage des TC Weissenhof, drei Matchcourts und drei Trainingsplätze.
Dazu bietet das weitläufige Gelände genügend Platz für Besucher und Sponsoren. In Gstaad dagegen liegen mitten im Dorf zwei Courts, dazu kommen die Trainingsplätze am Ende des Dorfes. Das Schweizer Turnier bleibt deshalb auf Sand – nach Wimbledon. Gilles Simon, die Nummer 18 der Welt, führt in diesem Jahr das Feld im Berner Oberland an.
Gegen 1,60 Millionen Franken investierten die Stuttgarter zwischen 2013 und 2015 in den Umbau, holten Fachleute aus Wimbledon zur Unterstützung. Das Budget beträgt rund 6,6 Millionen Franken. Mercedes, seit 1997 Titelsponsor, verlängerte bis 2019 zu besseren Konditionen das Turnier erhöhte das Preisgeld um 165 000 Franken auf insgesamt 740 000 Franken gegenüber Gstaad mit 570 000 Franken.
Rund 120 000 Franken plus ein Auto im Wert von etwa 130 000 Franken kassiert allein der Sieger. Im vergangenen Jahr wars dann erstmals so weit. Stuttgart rückte im Kalender nach vorne, ist jetzt ein Vorbereitungsturnier auf Wimbledon statt ein lästiges Anhängsel in der Woche danach. Weindorfer köderte mit 550 000 Franken Antrittsgage Rafael Nadal. Das alles zahlte sich aus.
Das Turnier, das nach Nadals Sieg 2007 auf Sand vor sich hin serbelte, erlebte eine neue Blüte, erneut mit Nadal als Sieger. Die Premiere war gelungen. «Trotz der Investitionen war das der richtige Weg», betont Weindorfer. 53 800 Fans strömten auf die Anlage. «Der Medienwert hat sich versiebenfacht», sagt Weindorfer. Das Turnier habe auf allen Sponsorenebenen nochmals zugelegt.
Doch Weindorfer setzte nochmals einen drauf. Im November schloss er den Vertrag mit Federer für zwei Jahre ab. Zahlen nennt Weindorfer nicht, lässt aber durchblicken, dass Federers Manager Tony Godsick noch deutlich bessere Konditionen herausholte als Nadals Manager. Schliesslich steckte Nadal vor einem Jahr in einem Tief und kam auch nicht als Rasenkönig ins Schwabenland.
«Federers Zusage war für uns wie ein Weihnachtsgeschenk», sagte Weindorfer damals. «Mit der Teilnahme von Roger Federer stossen wir mit dem Mercedes-Cup in neue Dimensionen vor», erklärt Weindorfer. «Der Auftritt von Federer ist ein Meilenstein für den Mercedes-Cup uns unsere Firma, betont der 51-Jährige, der mit seiner Firma emotion sports GmbH auch das Hallenturnier in Wien und das neue Rasenturnier für Frauen in Mallorca organisiert.
Federer habe eine regelrechte Lawine ausgelöst. Weindorfer baute den Centre-Court noch grösser, 6000 Fans finden nun Platz. Und schon seit Wochen gibt es für die letzten vier Tage keine Tickets mehr. Da kommen Erinnerungen an 1981 auf. Damals kletterten die Fans auf Bäume, schnitten den Zaun zur Turnieranlage durch, um Björn Borg zu sehen. Weindorfer rechnet schon bald mit schwarzen Zahlen, auch dank der vielen Schweizer Fans.
Federer ist zwar im Moment nicht der beste Tennisspieler der Welt, aber nach wie vor der populärste. Da kommt ein Nadal nicht ran, schon gar nicht der sportlich alles überragende Novak Djokovic. «In Sachen Ausstrahlung hinkt Djokovic noch weit hinter Federer und Nadal her», sagt der Altmeister und Experte John McEnroe.
Irgendwann hofft Weindorfer auch auf Djokovic. Im Moment ist er aber glücklich mit Federer. «Ich träumte immer davon, solche Spieler zu verpflichten, dass es aber mit der Umstellung auf Rasen so schnell ging, damit haben wir selbst nicht gerechnet», gibt er zu. Federer und Nadal zusammen, das sei nun sein nächstes Ziel