Tennis
Roger Federer im grossen Interview: «Wann fahren wir wieder nach Australien?»

Roger Federer spricht kurz vor dem Turnier in Wimbledon über seinen Lieblingsbelag Rasen, die Reiserei mit seinen Kindern und mögliche Perspektiven nach seinem Karrierenende

Jörg Allmeroth
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Roger Federer zeigt sich gelassen im grossen Interview mit der «Nordwestschweiz».

Roger Federer zeigt sich gelassen im grossen Interview mit der «Nordwestschweiz».

Keystone

Roger Federer, 2015 erlebt das Rasentennis einen Höhepunkt seiner Renaissance, mit einer jetzt dreiwöchigen Vorbereitungszeit auf Wimbledon. Wie bewerten Sie das?

Roger Federer: Es ist nur gerecht so. Man muss sich einfach daran erinnern, dass früher drei Grand Slam-Turnier auf Rasen entschieden wurden, auch bei den US Open und den Australian Open. Heute gilt das nur noch für Wimbledon. Stattdessen wird vom späten Sommer bis in den Frühling der nächsten Saison auf Hartplätzen gespielt. Es war richtig, dass Wimbledon irgendwann ein Zeichen gesetzt und gesagt hat: Wir spielen bei uns eine Woche später, machen so den Weg frei für eine verlängerte Rasensaison. Ich bin glücklich über diese Entwicklung.

Erwarten Sie insgesamt eine grössere Qualität, jetzt, wo einfach länger auf Rasen gespielt wird.

Ich bin sicher, dass das Niveau der Matches besser wird. Ja, ganz klar. Die Spieler werden an den verschiedenen Standorten eine bessere Vorbereitung haben. Sie werden in vielen Fällen auch eine grössere Pause zwischen Sand- und Rasensaison haben. Und sie werden mehr auf Rasen spielen. Für mich sind diese Rasenwochen das absolute Highlight, die schönste Zeit.

103. Titel, Basel 2019 Alex de Minaur, 6:2, 6:2
103 Bilder
102. Titel, Halle 2019 David Goffin 7:6, 6:1
101. Titel, Miami 2019 John Isner, 6:1, 6:4
100. Titel, Dubai 2019 Stefanos Tsitsipas, 6:4, 6:4
99. Titel, Basel 2018 Marius Copil, 7:6, 6:4
98. Titel, Stuttgart 2018, Milos Raonic, 6:4, 7:6
97. Titel, Rotterdam 2018, Grigor Dimotrov, 6:2, 6:2
96. Titel, Melbourne 2018 Marin Cilic, 6:2, 6:7, 6:3, 3:6, 6:1
95. Titel, Basel 2017 Juan Martin del Potro, 6:7,6:4,6:3
94. Titel, Shanghai 2017 Rafael Nadal, 6:4, 6:3.
93. Titel, Wimbledon 2017 Marin Cilic, 6:3, 6:1, 6:4
92. Titel, Halle 2017 Alexander Zverev, 6:1, 6:3
91. Titel, Miami 2017 Rafael Nadal, 6:3, 6:4
90. Titel, Indian Wells 2017 Stan Wawrinka, 6:4, 7:5.
89. Titel, Australian Open 2017 Rafael Nadal, 6:4, 3:6, 6:1, 3:6, 6:3.
88. Titel, Basel 2015 Rafael Nadal, 6:3, 5:7, 6:3.
87. Titel, Cincinnati 2015 Novak Djokovic, 7:6 (7:1), 6:3.
86. Titel, Halle 2015 Andreas Seppi, 7:6 (7:1), 6:4
85. Titel, Istanbul 2015 Pablo Cuevas, 6:3, 7:6 (13:11)
84. Titel, Dubai 2015 Novak Djokovic, 6:3, 7:5.
83. Titel, Brisbane 2015 Milos Raonic, 6:4, 7:6, 6:4. - Es war Federers 1000. ATP-Karriere-Sieg.
82. Titel, Basel 2014 David Goffin, 6:2, 6:2.
81. Titel, Schanghai 2014 Gilles Simon, 7:6 (8:6), 7:6 (7:2)
80. Titel, Cincinnati 2014 David Ferrer, 6:3, 1:6, 6:2.
79. Titel, Halle 2014 Alejandro Falla, 7:6, 7:6
78. Titel, Dubai 2014 Tomas Berdych, 3:6, 6:4, 6:3.
77. Titel, Halle 2013 Michail Juschni, 6:7 (5:7), 6:3, 6:4.
76. Titel, Cincinnati 2012 Novak Djokovic, 6:0, 7:6 (9:7)
75. Titel, Wimbledon 2012 Andy Murray 4:6, 7:5, 6:3, 6:4
74. Titel, Madrid 2012 Tomas Berdych 3:6, 7:5, 7:5.
73. Titel, Indian Wells 2012 John Isner, 7:6, 6:3.
72. Titel, Dubai 2012 Andy Murray, 7:5 6:4.
71. Titel, Rotterdam 2012 Juan Martin Del Potro, 6:1, 6:4.
Federer feiert 2011 an den ATP World Tour Finals in London den 70. Titel im 100. Final Jo-Wilfried Tsonga, 6:3, 6:7, 6:3
69. Titel in Paris-Bercy Jo-Wilfried Tsonga, 6:1, 7:6
68. Titel in Basel 2011 Kei Nishikori, 6:1, 6:3
67. Titel in Doha 2011 Nikolay Davydenko, 6:3, 6:4
66. Titel an den World Tour Finals in London 2010 Rafael Nadal, 6:3, 3:6, 6:1
65. Titel in Basel 2010 Novak Djokovic, 6:4, 3:6, 6:1
64. Titel in Stockholm 2010 Florian Mayer, 6:4, 6:3
63. Titel in Cincinnati 2010 Mardy Fish, 6:7, 7:6, 6:4
62. Titel: Federer gewinnt die Australian Open 2010 Andy Murray, 6:3, 6:4, 7:6
61. Titel in Cincinnati 2009 Novak Djokovic, 6:1, 7:5
60. Titel: Wimbledon 2010 Andy Roddick, 5:7, 7:6, 7:6, 3:6, 16:14
59. Titel: Ein emotionaler Titel! Federer gewinnt 2009 endlich die French Open in Paris Robin Söderling, 6:1, 7:6, 6:4
58. Final in Madrid 2009 Rafael Nadal, 6:4, 6:4
57. Final in Basel 2008 David Nalbandian, 6:3, 6:4
56. Titel: Federer gewinnt die US Open 2008 Andy Murray, 6:2, 7:5, 6:2
55. Titel in Halle 2008 Halle. Philipp Kohlschreiber, 6:3, 6:4
54. Titel in Estoril 2008 Nikolay Davydenk0, 7:6, 1:2 (w.o.)
53. Titel in Schanghai 2007 David Ferrer, 6:2, 6:3, 6:2
52. Titel in Basel 2007 Jarkko Nieminen, 6:3, 6:4
51. Titel: US Open-Sieg 2007 Novak Djokovic, 7:6, 7:6, 6:4
50. Titel in Cincinnati 2007 James Blake, 6:1, 6:4
49. Titel: Skpektakulärer Wimbledon-Triumph 2007 Rafael Nadal, 7:6, 4:6, 7:6, 2:6, 6:2
48. Titel in Hamburg 2007 Rafael Nadal, 2:6, 6:2, 6:0
47. Titel in Dubai 2007 Mikhail Juschni, 6:4, 6:3
46. Titel: Federers Sieg an den Australian Open 2007 Fernando Gonzalez, 7:6, 6:4, 6:4
45. Titel in Schanghai 2006 James Blake, 6:0, 6:3, 6:4
44. Titel in Basel 2006 Fernando Gonzalez, 6:3, 6:2, 7:6.
43. Titel in Madrid 2006 Fernando Gonzalez, 7:5, 6:1, 6:0
42. Titel in Tokio 2006 Tim Henman, 6:3, 6:3
41. Titel: Federer gewinnt 2006 auch die US Open Andy Roddick, 6:2, 4:6, 7:5, 6:1
40. Titel in Toronto 2006 Richard Gasquet, 2:6, 6:3, 6:2
39. Titel, Federer gewinnt 2006 Wimbledon Rafael Nadal, 6:0, 7:6, 6:7, 6:3
38. Titel in Hamburg 2006 Tomas Berdych, 6:0, 6:7, 6:2
37. Titel in Miami 2006 Ivan Ljubicic, 7:6, 7:6, 7:6
36. Titel in Indian Wells 2006 James Blake, 7:5, 6:3, 6:0
35. Titel: Ein emotionaler Titel: Federer gewinnt 2006 die Australian Open Marcos Baghdatis, 5:7, 7:5, 6:0, 6:2
34. Titel in Doha 2006 Gaël Monfils, 6:3, 7:5
33. Titel in Bangkok 2005 Andy Murray, 6:3, 7:5
32. Titel: Federer gewinnt 2005 die US Open Andre Agassi, 6:3, 2:6, 7:6, 6:1
31. Titel in Cincinnati 2005 Andy Roddick, 6:3, 7:5
Federer gewinnt Wimbledon 2005, sein 30. Titel Andy Roddick, 6:2, 7:6, 6:4
29. Titel in Halle 2005 Marat Safin, 6:4, 6:7, 6:4
28. Titel in Hamburg 2005 Richard Gasquet, 6:3, 7:5, 7:6
27. Titel in Miami 2005 Rafael Nadal, 2:6, 6:7, 7:6, 6:3, 6:1
26. Titel in Indian Wells 2005 Lleyton Hewitt, 6:2, 6:4, 6:4
25. Titel in Dubai 2005 Ivan Ljubicic, 6:1, 6:7, 6:3
24. Titel in Rotterdam 2005 Ivan Ljubicic, 5:7, 7:5, 7:6
23. Titel in Doha 2005 Ivan Ljubicic, 6:3, 6:1
22. Titel in Houston 2004 Lleyton Hewitt, 6:3, 6:2
21. Titel in Bangkok 2004 Andy Roddick, 6:4, 6:0
Federer gewinnt zum ersten Mal die US Open, sein insgesamt 20. Titel Lleyton Hewitt, 6:0, 7:6, 6:0
19. Titel in Toronto 2004 Andy Roddick, 7:5, 6:3
18. Titel in Gstaad 2004 Igor Andrejev, 6:2, 6:3, 5:7, 6:3
Der zweite Wimbledon-Titel 2004: Sein insgesamt 17. Titel Andy Roddick, 4:6, 7:5, 7:6, 6:4
16. Titel in Halle 2004 Mardy Fish, 6:0, 6:3
15. Titel in Hamburg 2004 Guillermo Coria, 4:6, 6:4, 6:2, 6:3
14. Titel in Indian Wells 2004 Tim Henman, 6:3, 6:3
13. Titel in Dubai 2004 Feliciano Lopez, 4:6, 6:1, 6:2
Der erste Autralian Open-Sieg: Jahr 2004, sein 12. Titel Marat Safin, 7:6, 6:4, 6:2
11. Titel in Houston 2003 Andre Agassi, 6:3, 6:0, 6:4
10. Titel in Wien 2003 Carlos Moya, 6:3, 6:3, 6:3
Federers erster Grand Slam-Sieg: Wimbledon 2003 Mark Philippoussis, 7:6, 6:2, 7:6
8. Titel in Halle 2003 Nicolas Kiefer, 6:1, 6:3
7. Titel in München 2003 Jarkko Nieminen, 6:1, 6:4
6. Titel in Dubai 2003 Jiri Novak, 6:1, 7:6
5. Titel in Marseille 2003 Jonas Bjorkman, 6:2, 7:6
4. Titel in Wien 2002 Jiri Novak, 6:4, 6:1, 3:6, 6:4
3. Titel in Hamburg 2002 Marat Safin, 6:1, 6:3, 6:4
2. Titel in Sydney 2002 Juan Ignacio Chela, 6:3, 6:3
Roger Federers erster Titel auf der ATP-Tour, Mailand 2001 Julien Boutter, 6:4, 6:7, 6:4

103. Titel, Basel 2019 Alex de Minaur, 6:2, 6:2

Georgios Kefalas / KEYSTONE

Wie leicht oder schwer ist es, mit nun vier Kindern den Tenniscircuit zu bereisen?

Es ist viel leichter, als ich gedacht habe. Natürlich gibt es hier und da Problemchen, aber andererseits weiss ich: Ohne meine Familie würde ich gar nicht mehr Tennis spielen, da wäre ich jetzt nicht mehr unterwegs. Wir sind ein eingespieltes Team, in dem meine Frau natürlich die Hauptlast mit den Kindern trägt. Dafür bin ich ihr jeden Tag dankbar, dass sie mir so den Rücken freihält. Früher hatte ich immer nur die Vision, als Tennisspieler mit einem Coach unterwegs zu sein. Erst viel später kam der Wunsch, mit einer Familie durch die Welt reisen zu können. Deshalb ist das jetzt auch ein ganz anderes Leben, ein ganz anderer Abschnitt für mich. Die ersten zehn Jahre auf der Tour waren total anders als die letzten sechs.

Wie erleben Ihre schon etwas älteren Töchter diese Reisen?

Es ist für sie eine grosse Freude umher zu reisen. Sie haben mittlerweile überall auf der Welt ihre Freundinnen und Freunde, wissen auch meistens, was sie an den Schauplätzen zu erwarten haben. Es ist insgesamt sehr schön, was sie so alles in einem Jahr erleben können: Die Kulturen, die Sprachen, die vielen Eindrücke.

Gibt es Orte, wo die Kinder sagen: Nein, da will ich nicht hin?

Es ist eher so, dass sie sagen. Müssen wir hier schon wieder weg? Oder: Wann fahren wir wieder nach Australien? Dann sage ich: In neun Monaten. Dann sagen sie: Nein, wir wollen da aber jetzt hin. Eigentlich gefällt es ihnen aber überall gut.

Wie zufrieden sind Sie eigentlich mit der Zusammenarbeit mit Stefan Edberg, Ihrem Berater?

Zufriedenheit ist das falsche Wort. Ich bin dankbar, dass er sich Zeit für diese Partnerschaft nimmt. Wichtig sind mir einfach die gegenseitigen Gespräche, dieser Meinungsaustausch. Das ist eine wunderbare Erfahrung. Wir reden über vieles, über Gott und die Welt sozusagen. Tennis spielt gar nicht mal die Hauptrolle.

Das letzte Tennisjahr war ja stark von diesen ganzen Allianzen geprägt, Becker mit Djokovic, Chang mit Nishikori, Ivanisevic mit Cilic. Wie bewerten Sie den Trend?

Er hat dem Tennis gutgetan, gar keine Frage. Die Rückkehr vieler bekannter Gesichter von früher hat den Sport auch für Menschen interessanter gemacht, die dem Tennis sonst nicht so intensiv folgen. Und man muss sagen: Viele Spieler haben in ihrer Entwicklung noch einmal einen Schub bekommen, einer wie Nishikori zum Beispiel.

Könnten Sie sich vorstellen, auch einmal einen Spieler zu betreuen oder zu managen?

Nein, das wäre nichts für mich. Ich sehe ja selbst, wie aufreibend die Arbeit für all jene ist, die um mich herum arbeiten. Es ist eigentlich ein 24-Stunden-Job, sieben Tage die Woche. Das brauche ich nach zwei Jahrzehnten als Berufsspieler sicher nicht. Dem Tennis selbst werde ich aber ganz sicher verbunden bleiben. Wie genau, das weiss ich selbst noch nicht. Ich habe schon Lust, weiter Schaukämpfe zu spielen, auch für meine Stiftung aktiv zu sein. Schauen wir mal, noch bin ich nicht im Ruhestand.

So langsam hat man den Eindruck, dass sich im Machtgefüge der Tour doch einiges ändert, jüngere Spieler rücken jedenfalls nach oben.

Aber sie haben auch noch eine harte Strecke vor sich, um ganz nach oben zu kommen. Es dauert heute einfach länger, um seine ganze Klasse zu erlangen. Aber wichtig ist, dass es eine Belebung und frisches Blut gibt. Ich freue mich für jeden jungen Burschen, der voran marschiert. Ich bin auch immer offen für Tipps, trainiere mit ihnen.

Wie lange wollen Sie noch auf der Tour bleiben?

Ich kenne das Datum nicht. Im Moment arbeite und trainiere ich so, dass es einfach weitergeht. Ich bin fit, fühle mich gut, sehe mich in der Lage, jederzeit Titel zu holen. Das Gefühl und dieses Wissen brauche ich auch.