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Roger Federer besiegt John Millman in der 3. Runde der Australian Open mit 4:6, 7:6, 6:4, 4:6, 7:6 (8:10), nachdem er im Tiebreak des fünften Satzes mit 4:8 hinten gelegen war. Im Achtelfinal trifft er auf Márton Fucsovics.
Der Baselbieter Roger Federer steht bei den Australian Open in den Achtelfinals. Gegen den 30-jährigen Australier John Millman (ATP 47) setzt er sich nach 4:03 Stunden mit 4:6, 7:6, (7:2), 6:4, 4:6, 7:6 durch.
Nur wenig hätte gefehlt, und Federer wäre bereits zum Ende der ersten Turnierwoche ausgeschieden. 6:6 stand es im entscheidenden fünften Satz, ein Matchtiebreak musste entscheiden (wer zuerst 10 Punkte erreicht, gewinnt). In diesem lag Federer bereits mit 4:8 zurück – ehe er den Kopf doch noch aus der Schlinge zog. Federer gewann sechs Punkte in Serie und damit das Spiel. Beim Stand von 4:8 sei das Publikum so laut geworden, dass er gedacht habe: «Es ist vorbei. Das war für mich in vielerlei Hinsicht ein einzigartiges Spiel, das ich nie vergessen werde.»
Nach dem Spiel sagte er auf dem Platz: «Oh mein Gott, das war brutal. John spielte herausragend. Ich dachte, ich muss es weiter probieren. Ich habe im Kopf schon begonnen, meine Niederlage zu erklären.»
Und weiter: «Zum Glück war das ein Matchtiebreak und kein ‹normales› Tiebreak, sonst hätte ich schon wieder verloren. Die Dämonen sind immer hier.» Federer nahm damit Bezug auf die Niederlage im Wimbledon-Final letztes Jahr, als er gegen Novak Djokovic gleich drei Sätze im Tiebreak verloren hatte, den letzten nach zwei vergebenen Matchbällen und nach Tiebreak beim Stand von 12:12. Federer war nach der Partie schon wieder zu Spässen aufgelegt. Darauf angesprochen, dass bei allen vier Grand-Slam-Turnieren der Sieger im fünften Satz nach anderer Formel ermittelt wird, sagte er: «Wissen Sie, ich stelle sicher, dass ich alles einmal ausprobiert habe, bevor ich aufhöre.» Nach welchem Modus der Sieger ermittelt werde, sei ihm herzlich egal, «Hauptsache, ich gewinne».
Zermürbend, aufwühlend und enttäuschend sei es zuweilen gewesen, sagt Federer. «Ich frage mich: ‹Weshalb konnte ich nicht früher den Satz zumachen?›» Wenn er Teil eines solchen Spiels sei, sage er sich, dass sich alle Opfer gelohnt hätten. «Ich spiele Tennis, weil ich Matches und Titel gewinnen will. Ich bin glücklich, erlebe ich solche Emotionen. Es muss nicht immer ein Final sein.» Er wäre auch glücklich gewesen, wenn er verloren hätte. Für Gegner Millman hatte Federer nur lobende Worte übrig: «Er hat herausragend gespielt. Und mir immer wieder Probleme bereitet. Ich fühlte mich nie wirklich wohl.» Er habe es nicht geschafft, den Australier zu knacken. «Für Johnny tut es mir aufrichtig leid.»
Bisher zählte Federer sich selber bei den Australian Open nicht zu den Anwärtern auf den Titel. Nun habe er zumindest die Gewissheit, dass er auch in Drucksituationen immer noch gut spielen könne. Es sei ihm gelungen, Frustration und negative Gedanken zu verdrängen, und sich als Sieger zu sehen. Fast noch mehr litten während solcher Spiele seine Trainer, Ehefrau Mirka und die Freunde. Wenn man draussen sitze, fühle man sich machtlos und ohnmächtig. «Danach willst du einfach nur noch ein Glacé essen, oder dir ein Glas Wein holen», sagt Federer. Mirka habe ihm nach dem Spiel gesagt, wie stolz sie auf ihn sei. «Ich bin froh, dass es diese Emotionen noch immer gibt. Deshalb spiele ich noch Matches.»
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— doublefault28 (@doublefault28) January 24, 2020
Bedenken, das über vier Stunden lange Spiel marginalisiere seine Chancen in den Achtelfinals, schob Federer, der seinen 100. Sieg bei den Australian Open feierte, zur Seite. «Anfang des fünften Satzes fühlte ich mich wieder sehr frisch.» Gleichwohl sagte er, für ihn sei es enorm wichtig, einen «sehr guten nächsten Match» zu spielen. Federers nächster Gegner ist der 27-jährige Ungar Marton Fucsovics (ATP 67), der ähnlich spiele wie Millman: «Gute Rückhand und konstant von der Grundlinie.» Bisher trafen Federer und Fucsovics zwei Mal aufeinander, beide Male gewann Federer ohne Satzverlust. 2018 ebenfalls in den Achtelfinals der Australian Open. 2019 in den Viertelfinals von Dubai auf dem Weg zu seinem 100. Turniersieg.
— doublefault28 (@doublefault28) January 24, 2020