Vor der Radquer-Heim-WM in Dübendorf stiehlt Topfavorit Mathieu van der Poel den Schweizer Radquerfahrern die Show.
Mathieu van der Poel ist ein Ausnahmekönner. Er ist der grösste Konkurrent von Nino Schurter auf dem Mountainbike. Er ist einer der besten Strassenfahrer der Welt – ohne dass er die grossen Touren überhaupt fährt. Und er ist vor allem der König des Radquers. Es ist sein Metier, seine Lieblingsdisziplin. «Radquer bleibt meine Leidenschaft», sagt er. Mathieu van der Poel ist derzeit der wohl beste, bestimmt aber der kompletteste Radfahrer der Welt.
Und dieser Ausnahmeathlet will seinen dritten WM-Titel im Radquer. Schon mit 20 Jahren stellt er als jüngster Weltmeister der Geschichte einen Rekord auf. Inzwischen ist er in der Radszene zum absoluten Superstar aufgestiegen. Kein Wunder thront der Name des Niederländers an der heute startenden Quer-Weltmeisterschaften in Dübendorf über allen.
Auch die Schweiz hätte eigentlich ein Aushängeschild haben sollen. Doch Jolanda Neff fehlt schmerzlich. Die 27-jährige Ostschweizerin muss für rund drei Monate verletzt pausieren. Nach einem Trainingssturz lautete die Diagnose Anfang Januar: Ihre Milz ist nicht mehr funktionsfähig. Im Rahmen der Radquer-WM in Dübendorf spricht sie heute erstmals öffentlich darüber.
Deshalb müssen andere Schweizer in die Bresche springen. Im Frauenteam aber bleibt nur noch eine Athletin übrig: die 23-jährige Bernerin Zina Barhoumi. Sie macht sich aber wegen des Fehlens des grossen Schweizer Stars keinen zusätzlichen Druck. «Nein, ich freue mich einfach, am Start stehen zu können und Erfahrungen zu sammeln. Die Heim-WM ist sicher etwas ganz spezielles Erlebnis für uns Schweizer.»
Bei den Männern dominieren neben van der Poel vor allem die Belgier das Feld. An die Fahrer aus den Beneluxstaaten kommen die Schweizer Athleten nur in Ausnahmefälle heran. Die grössten Möglichkeiten hat aus Schweizer Sicht der 24-jährige Teamleader Timon Rüegg. Daneben komplettieren die Routiniers Lukas Flückiger, Nicola Rohrbach, Marcel Wildhaber und Simon Zahner das Feld. Alle vier sind über 33 Jahre alt.
Und doch sieht die Zukunft des Schweizer Radquers besser aus als lange Zeit im Traditionssport, insbesondere bei den Männern. In der Kategorie U23 zählen Gesamtweltcupsieger Kevin Kuhn sowie Loris Rouiller zur absoluten Weltspitze und haben auch an der Heim-WM gute Medaillenchance. Ähnliches gilt für Dario Lillo bei der U19. Zumindest Kevin Kuhn formuliert seine Ansprüche klar:
«Mein Ziel ist es immer, alle Rennen zu gewinnen. Und das ist an der WM nicht anders.»
Eher umstritten ist derweil der Flugplatz Dübendorf als Austragungsort der Radquer-WM. Einige merken an, die Strecke sei zu flach. Andere, sie sei technisch zu wenig anspruchsvoll. Klar ist aber: Für die Zuschauer sind die Bedingungen ideal, sie haben einen guten Überblick über die Strecke.