Olympische Spiele
Peking 2022: Prestige für ein Regime oder die Spiele des Lichts und der Hoffnung?

War es richtig, die Olympischen in Zeiten der Pandemie durchzuführen? Wir können viele Gründe aufführen, warum eine Verschiebung, eine Absage oder gar ein Boykott besser gewesen wären. Und doch war es richtig, das Olympische Spektakel durchzuführen.

Klaus Zaugg, Peking
Klaus Zaugg, Peking
Drucken
Für die Olympischen Spiele in Peking wurde eine Parallelwelt in einer Millionen-Stadtgeschaffen .

Für die Olympischen Spiele in Peking wurde eine Parallelwelt in einer Millionen-Stadtgeschaffen .

Keystone

Die Gründe für das unerbittliche Festhalten an den Spielen mögen keine edlen sein. Rücksichtsloser Sportkapitalismus (das IOC lebt von den Milliarden, die nur fliessen, wenn die Spiele stattfinden) oder das Prestigedenken eines autoritären Regimes. Aber es gibt eben auch noch eine ganz andere Sichtweise und einen grösseren Zusammenhang.

Das Urteil der Geschichte über die «Pandemie-Spiele» könnte in ferneren Zeiten einmal ein günstiges sein. Denn: In Peking ist eigentlich Unmögliches vollbracht worden.

Während einer Pandemie ist in einer 20-Millionen-Stadt eine Parallelwelt aufgebaut worden. In Zeiten der Pandemie als in vielen Ländern der Erde das tägliche Leben stark eingeschränkt worden oder gar zum Stillstand gekommen ist, sind Menschen aus über 100 Ländern nach Peking gereist. In eine Stadt, die der Bevölkerung während der Spiele mit einer «Zero Covid-Politik» weltweit wahrscheinlich die strengsten Massnahmen zumutet.

Und es ist gelungen, diese Veranstaltung pannenfrei zu organisieren und für die Gäste (Sportlerinnen und Sportler, Medienleute) sehr gute und angenehme Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Im Sinne des Olympischen Geistes

Die Klagen, der Olympische Geist werde von der Medien- und Unterhaltungsindustrie und von der Politik missbraucht, sind durchaus berechtigt. Aber: Der Sport, die Spiele von Peking haben es geschafft, die Kriegsgefahr in der Ukraine weitgehend aus den Schlagzeilen zu verdrängen. Das ist ganz im Sinne des Olympischen Geistes. In der Antike sind die Waffen während der Spiele sogar niedergelegt worden.

Peking 2022 steht nicht nur für eine politische Machtdemonstration und Geldmacherei. Peking 2022 steht auch als Beispiel dafür, was Menschen in schwierigen Zeiten zu leisten vermögen. Unabhängig vom Gesellschafts-System, in dem sie leben, leben müssen. Dass der Mensch stärker ist als eine Pandemie. Die «Pandemie-Spiele» von Peking können wir deshalb auch als Spiele des Lichts und der Hoffnung bezeichnen. Als die Spiele, die gezeigt haben, dass der Mensch stärker ist als die Pandemie.