Die starken Leistungen der Athletinnen und Athleten aus dem Gastgeberland sorgen für einen verhaltenen Stimmungswandel.
Dabei spielt auch das Auftreten direkt nach den Wettkämpfen eine Rolle: Dann kommt es regelmässig zu emotionalen Zusammenbrüchen. «Wirklich», sagt Naohisa Takato schluchzend und braucht einen Moment, ehe er weiterreden kann. «Nur weil ich von allen so unterstützt wurde, war dieses Ergebnis möglich.» Die Goldmedaille gibt dem Judoka den Rest. Als er ein weiteres Mal nach Luft schnappt, sagt er: «Das kommt aus meinem Inneren. Dass Sie mich bis hierher unterstützt haben: vielen Dank! Jetzt, als Goldmedaillist, will ich noch mehr an mir arbeiten. Vielen Dank!»
Es waren emotionale Momente eines japanischen Triumphs, von denen es dieser Tage einige gibt. Nicht nur, weil Japan mittlerweile 15 Goldmedaillen gewonnen hat und damit im Medaillenspiegel ganz weit oben steht. Sondern auch, weil die erfolgreichen Athleten direkt nach ihren Wettkämpfen immer wieder grosse Emotionen zeigen. Weinen gehört dieser Tage für die Athleten aus dem Gastgeberland zum Standardprogramm.
So sagte etwa Yui Ohashi nach ihrem Sieg über 400 Meter Lagen, als sie auf ihre Tränen angesprochen wurde: «Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine Goldmedaille holen könnte. Auf dem Weg hierher ist so viel passiert. Und dass ich jetzt hier auftreten konnte, dafür bin ich so dankbar.» Ähnlich sagte es diese Tage Taeko Utsugi, Trainerin der japanischen Softballmannschaft, deren Truppe ebenfalls Gold gewann: «Ja, man hat es uns wirklich erlaubt, nur an uns zu denken. Und wäre das nicht möglich gewesen, hätten wir auch nicht gewinnen können. Ich bin einfach nur dankbar.»
Die vielen Tränen und Danksagungen sind in Japans Sportöffentlichkeit nicht ganz ungewöhnlich. Immer mal wieder brechen Sportler nach wichtigen Siegen oder Niederlagen emotional zusammen. So weinte auch der Fussballnationalspieler Maya Yoshida, nachdem Japan an der WM 2018 gegen Belgien unglücklich ausgeschieden war. Und das war eigentlich auch keine Sensation. Vielmehr offenbart sich in denen Tränen nur, dass die Sportler mit vollem Herzen bei der Sache sind.
Allerdings sind die Emotionen, die so etwas ausdrücken, diesmal besonders wichtig. Schliesslich ist die japanische Öffentlichkeit weiterhin skeptisch gegenüber den Spielen.