Die Schweizer Kunstturnen holen im Team-Final den sechsten Platz. Es ist die Abschiedsvorstellung einer grossen Generation.
Konstant auf hohem Niveau, taktisch klug und ohne Makel: Es ist ein hervorragender Wettkampf, den die Schweizer Kunstturner im Mehrkampf-Final bieten. Bereits mit der Qualifikation für den Final hat das Quartett um Pablo Brägger, Eddy Yusof, Benjamin Gischard und Christian Baumann das gesteckte Ziel erreicht. «Darum waren wir zwar schon angespannt, aber nicht mehr so hyperangespannt wie noch in der Qualifikation», bilanziert Brägger. «Die Stimmung bei uns war super. Und plötzlich hatten wir das Gefühl: Heute läuft es einfach für uns.»
Bei den Schweizern klappte alles nach Wunsch, was auch damit zu tun hat, dass sie anders als noch in der Qualifikation das Risiko dosierten und das eine oder andere schwierige Element rausnahmen. Von Unsicherheiten blieb das Team komplett verschont. «Jeder Einzelne von uns war on fire, die Stimmung war sensationell», meinte ein strahlender Yusof. «Ich kann mich nicht erinnern, dass wir je so fehlerfrei geturnt haben.»
Der starke Auftritt reichte schliesslich zum herausragenden sechsten Rang. «Wir wussten, dass schon die Finalqualifikation super ist, aber wir wollten nicht einfach nur Achter werden und wollten darum nochmals etwas zeigen», so Gischard.
Der sechste Rang – die Schweiz liess die Ukraine und Deutschland hinter sich – ist das beste Ergebnis eines Schweizer Teams seit den vom Ostblock boykottierten Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles. Mit den Topnationen konnten die Schweizer dennoch nicht mithalten. Den Kampf um Gold gewann im Dreikampf Russland hauchdünn vor Japan und China.
Im Schweizer Team zeigte sich der Ostschweizer Pablo Brägger als überragender Turner. Nachdem ihm in der Qualifikation noch zwei Stürze unterlaufen waren, zeigte er diesmal einen ausgezeichneten Wettkampf. «Natürlich freut es mich, so abzutreten. Ein solcher Abschluss ist wunderschön», sagte Brägger, der nach den Spielen seine Karriere beendet.
Und so handelt es sich auch um den letzten Auftritt einer grossen Schweizer Turn-Generation. Das Quartett hat einen langen Weg hinter sich. Schon 2011 an der WM in Tokio war Brägger dabei. Dort scheiterten Schweizer aber wie immer seit 1992 im Kampf um Olympia-Tickets. Erst als die drei weiteren aktuellen Kollegen zum Team dazustiessen, stellte sich der Erfolg ein. Der überraschende siebte Rang an der WM in Nanning 2014 galt als Startschuss einer neuen Ära.
An vier Weltmeisterschaften in Folge klassierte sich das Schweizer Team in den Top 7. Es ist eine Konstanz, wie sie sonst nur die grossen Turn-Nationen hatten. 2016 in Bern holte das Team die EM-Bronze-Medaille. Wenige Wochen später enttäuschte es an den Olympischen Spielen mit dem Verpassen des Finals und dem 12. Rang. Der gestrige Auftritt ist deshalb auch so was wie eine Versöhnung mit den Olympischen Spielen. Benjamin Gischard sagt: «Mit diesem Team hat es grossen Spass gemacht.»