Dreifach-Sieg für die Schweiz im Mountainbike-Rennen der Frauen bei den Olympischen Spielen in Tokio. Die Ostschweizerin Jolanda Neff holt Gold, Silber geht an Sina Frei, Bronze an Linda Indergand.
Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand schreiben in Tokio Schweizer Sportgeschichte. Sie sorgen im Mountainbike-Rennen der Frauen bei den Olympischen Spielen in Tokio für einen Schweizer Dreifachsieg. Am Ende des Rennens liegen sich die drei Frauen weinend in den Armen.
Gold für Neff, Silber für Frei, Bronze Für Indergand.
Das gab es in der Schweizer Olympia-Geschichte erst zwei Mal: 1924 in Paris gab es am Pferdpauschen Gold für Josef Wilhelm, Silber für Jean Gutweniger und Bronze für Antoine Rebetez. 1936 in Berlin holte Georges Miez im Bodenturnen Gold vor Josef Walter und Eugen Mack. Nun gelingt das mit Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand in Tokio auch erstmals einem Schweizer Frauen-Trio. Das ist helvetische Sportgeschichte.
Jolanda Neff sagt im ersten TV-Interview direkt nach dem Rennen: «Es ist mega cool. Ich wusste, es wird ein brutales hartes Rennen bis zum Schluss. Ich habe versucht, nicht zu schnell zu fahren, und kühlen Kopf zu bewahren.»
Neff hatte vor zwei Jahren mit dem Testevent das bisher einzige Rennen auf dem Olympia-Kurs gewonnen. Ihr spielt zudem in die Karten, dass die Ausläufer des Taifuns Nepartak für zum Teil starke Regenfälle gesorgt und die Strecke auf der Izu-Halbinsel rund 100 Kilometer ausserhalb von Tokio schlammig und damit technisch sehr anspruchsvoll gemacht hat. Bereits nach zwei Runden liegt Neff eine halbe Minute vor dem Rest. Bis zu Rennhälfte baut sie ihre Führung auf über eine Minute aus. Die ersten Verfolgerinnen? Sina Frei und Linda Indergand, zwei Schweizerinnen.
Die Ostschweizerin Neff war zwar schon Weltmeisterin, Gesamtweltcup-Siegerin, Europameisterin, vor den Olympischen Spielen in Tokio galt sie aber nicht als Favoritin. Am Weihnachtstag 2019 hatte sie sich bei einem Trainingssturz in den USA einen Milzriss und Rippenbrüche zugezogen und einen Lungenkollaps erlitten. Auch in der Vorbereitung lief nicht alles optimal. Mitte Juni brach sie sich die linke Hand, was sie im Training einschränkte. Der Umstellung konnte sie aber auch Positives abgewinnen: «Man hat einen anderen Fokus, man ist ruhiger, hat Zeit, seine Sachen zu machen. Ich habe die Vorbereitung genossen», sagte sie letztlich sogar.
Die 24-jährige Sina Frei liegt im Gesamtweltcup zwar auf dem vierten Rang, auf dem Podest stand die zweifache Junioren-Weltmeisterin aber noch nie. Nun kommt sie bei den Olympischen Spielen zu dieser Premiere.
Die 28-jährige Urnerin Linda Indergand untermauerte ihre gute Form mit den Rängen 6 und 7 in den letzten Weltcup-Rennen vor den Olympischen Spielen. Ihre Nomination war nicht unumstritten, auch Alessandra Keller wäre für einen Startplatz in Frage gekommen. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro hatte sie sich im 8. Rang.
Für die Schweiz sind es die Medaillen 8 bis 10, seit Mountainbike 1996 ins olympische Programm aufgenommen worden ist. Bei der Premiere 1996 gewann Thomas Frischknecht Silber, 2000 in Sydney holten Barbara Blatter Silber, Christoph Sauser gewann Bronze. Ab 2008 komplettierte Nino Schurter mit Bronze in Peking, Silber in London und Gold in Rio de Janeiro seinen persönlichen Medaillensatz. Nur bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen ging die Schweiz im Mountainbike leer aus.
Nach Silber von Mathias Flückiger im Mountainbike und Bronze von Nina Christen im Schiessen kommen bei den Olympischen Spielen in Tokio nun gleich drei Schweizer Medaillen im Mountainbike: Gold durch Jolanda Neff, Silber durch Sina Frei und Bronze durch Linda Indergand.