Olympiafinal 100 Meter
Del Ponte und Kambundji schreiben Schweizer Sportgeschichte

Dreifacher Sieg für Jamaika im 100-m-Final der Frauen mit der neuen Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah an der Spitze. Doch die Geschichte des Tages schrieben die zwei Schweizer Sprinterinnen Ajla Del Ponte als Fünfte und Mujinga Kambundji als Sechste.

Rainer Sommerhalder
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Ajla Del Ponte kommt im Olympiafinal als Fünfte zwei Hundertstelsekunden vor Mujinga Kambundji ins Ziel.

Ajla Del Ponte kommt im Olympiafinal als Fünfte zwei Hundertstelsekunden vor Mujinga Kambundji ins Ziel.

Ulf Schiller / KEYSTONE

Es war die erwartete Reihenfolge an der Spitze des Feldes. Gegen den jamaikanischen Dreizack war kein Kraut gewachsen. Das favorisierte Trio lieferte auch im Final ab. Schneller als Elaine Thompson-Herah lief in diesem Jahr niemand. Gleichzeitig bedeutet die Siegerzeit olympischen Rekord.

Einzig Marie-Josée Ta Lou von der Elfenbeinküste war im Vorfeld zugetraut worden, in die jamaikanische Phalanx einzugreifen. Doch letztlich musste sie im Finallauf froh sein, gegen die beiden Schweizerinnen bestehen zu können.

Erstmals gewinnt Del Ponte ein Direktduell gegen Kambundji

Ajla Del Ponte und Mujinga Kambundji starteten auf der Aussenbahn direkt nebeneinander. Kambundji kam besser weg, Del Ponte bewies mehr Stehvermögen und schob sich auf den letzten Metern noch an ihrer Landsfrau vorbei. Mit 10,97 und 10,99 blieben beide Schweizerinnen unter der magischen Elf-Sekunden-Grenze.

Ajla Del Ponte wartet auf die Bestätigung ihres Resultats.

Ajla Del Ponte wartet auf die Bestätigung ihres Resultats.

Ulf Schiller / KEYSTONE

Sie sei stolz darauf, es erstmals in einen Final geschafft zu haben, sagte die 29-jährige Bernerin nach dem Lauf. Kambundji strahlte über ihren historischen Erfolg, kommentierte die Leistung trotzdem mit einem Anflug an Selbstkritik. «Ich hätte mir erhofft, im Final noch schneller zu laufen», sagte sie.

Wie stark ihre Nerven sind, bewies Ajla Del Ponte auch im Olympiafinal. Zwar wirkte sie vor dem Start angespannt, aber dafür umso befreiter auf der Bahn. Nun hat die 25-jährige Tessinerin mit ihren 10,91 im Vorlauf Kambundji nicht nur den Schweizer Rekord abgeluchst. Sie feierte im Olympiafinal den allerersten Sieg im direkten Duell mit ihrer Landsfrau.

Stolz und glücklich, aber nicht ganz zufrieden: Olympia-Finalistin Mujinga Kambundji.

Stolz und glücklich, aber nicht ganz zufrieden: Olympia-Finalistin Mujinga Kambundji.

Petr David Josek / AP

Von Konkurrenzdenken war bei Del Ponte nach dem Final jedoch nichts zu spüren. «Ich bin sehr stolz auf uns beide. Die kleine Schweiz hat heute gezeigt, dass sie auch da ist. Das ist grossartig», sagt die Tessinerin. Sie realisiere es noch nicht richtig, aber es sei «einfach Wahnsinn».

Direkte Qualifikation und Sieg gegen die Europameisterin

Für einmal bedeutete bereits das Motto «mitmachen kommt vor dem gewinnen» für die Schweizer Leichtathletik den Ausdruck eines Superlativs. Nie zuvor stand bei Olympischen Spielen eine Schweizerin oder ein Schweizer in einem Finallauf über 100 Meter. Und jetzt durfte man diese Premiere gleich in doppelter Besetzung feiern.

Mujinga Kambundji und Ajla Del Ponte im Rampenlicht der Weltleichtathletik.

Mujinga Kambundji und Ajla Del Ponte im Rampenlicht der Weltleichtathletik.

Ulf Schiller / KEYSTONE

Mujinga Kambundji (10,96) und Ajla Del Ponte (11,01) liefen in ihren Halbfinals jeweils auf Platz 2 und holten sich so die direkte Finalqualifikation. Beide Schweizerinnen machten dank ihrem Stehvermögen die entscheidenden Positionen auf den letzten Metern wett. Del Ponte überholte dabei niemand Geringeren als die amtierende Europameisterin Dina Asher-Smith aus Grossbritannien.