Startseite
Sport
Der neue Tour-de-Suisse-Leader Stefan Küng freut sich auf die heutige Etappe, in welcher er erstmals das gelbe Trikot tragen darf.
Unverhofft kommt oft. Am Samstag haben Sie den erhofften Etappensieg verpasst. Am Sonntagabend durften Sie trotzdem das Leadertrikot in Empfang nehmen.
Stefan Küng: Ja, aber es ist schade, musste auf diese Art und Weise sein. Leider ist Rohan Dennis gestürzt. Wenn ein Rennfahrerkollege stürzt, ist es immer bedauerlich. Vor allem dann, wenn es noch ein Teamkollege ist. Es tut mir sehr leid für ihn.
Aber wo es Schatten hat, scheint auch die Sonne.
Ja, das ist so. Ich weiss, wie es sich anfühlt, wenn man unten durch muss. Wenn man auf der Schattenseite steht und mit Verletzungen zu kämpfen hat. Jetzt hat nicht nur die Sonne über der Schweiz geschienen, sondern auch ganz speziell für mich.
Was bedeutet Ihnen dieses gelbe Trikot?
Damit geht für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung. Es ist unglaublich, an der eigenen Landesrundfahrt mit diesem Trikot auf den Schultern in der Landeshauptstadt Bern einfahren zu dürfen. Das wird sicher grandios. Ich freue mich unheimlich.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie die Leaderposition übernehmen können?
Ich muss zugeben, dass mir das etwa fünf Kilometer vor dem Ziel, als klar war, dass Rohan nicht mehr zur Spitze aufschliessen kann, durch den Kopf ging. Mir wurde da bewusst, dass ich der virtuelle Leader bin. Ich wusste aber auch, dass die Abstände so gering sind, dass es knapp werden könnte. Am Ende hatte ich das Glück, dass mir keiner der drei Erstklassierten der Etappe gefährlich werden konnte.
Wann haben Sie erfahren, dass es gereicht hat?
Ich habe von einem Journalisten ein Handy bekommen und versuchte auf Twitter herauszufinden, ob es gereicht hat. Letztlich hat mir dann Kurt Betschart kurz vor der Siegerehrung mitgeteilt: «Du hast den Sack».
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, morgen in Bern das Leadertrikot zu verteidigen?
Ich bin mir bewusst, dass die Schlussphase der Etappe in Bern mit dem Aargauerstalden sehr schwierig wird. Das ist schon eine grössere Rampe. Greg van Avermaet wird unser Mann für den Etappensieg sein. Ich werde aber alle meine Kräfte investieren, um das Leadertrikot zu verteidigen. Ich fühle mich jedenfalls gut, die Form stimmt. Spätestens am Dienstag mit der Bergankunft in Villars-sur-Ollon werde ich meine Position an der Spitze des Gesamtklassements verlieren. Um dort mit den Besten hochzukommen, müsste ich ein paar Kuchenstücke weniger essen (lacht).