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Das Schweizer Team in Sotschi umfasst 163 Athletinnen und Athleten und ist damit so gross wie noch nie an Olympischen Winterspielen. Möglich machte dies nicht zuletzt die Aufnahme von neuen Disziplinen ins Olympia-Programm.
Vor vier Jahren in Vancouver wurden die Schweizer Farben 146-fach vertreten. Der damalige Rekordwert für Winterspiele wird nun am Schwarzen Meer mit 71 Frauen und 92 Männern nochmals getoppt. Damals wie heuer in Sotschi konnten beide olympischen Eishockey- und Curling-Turniere mit Teams beschickt werden. In den neuen Disziplinen im Bereich Ski Freestyle (Halfpipe, Slopestyle) und Snowboard (Slopestyle) selektionierte Swiss Olympic 17 Sportlerinnen und Sportler.
Mit 163 selektionierten Athletinnen und Athleten (plus zwei Ersatz) lässt die Schweiz in Sotschi - zumindest zahlenmässig - gar die Wintersport-Grossmacht Deutschland (152) hinter sich, die im Medaillenspiegel der vergangenen vier Winterspiele stets einen der ersten beiden Ränge belegt hat.
Erst einmal in der Nachkriegszeit - an den Sommerspielen 1948 in London (181) - war die Schweizer Olympia-Delegation grösser als jene für Sotschi. Dieser Wert stammt jedoch aus Zeiten, als das Mitmachen bei Olympia noch ganz eindeutig wichtiger war als das Gewinnen.
"Vier von den Verbänden vorgeschlagene Athleten haben wir abgewiesen. Es war uns wichtig, eine Linie zu haben und die Selektionskriterien über alle Disziplinen hinaus im Auge zu haben", sagte Gian Gilli, der Chef de Mission, zehn Tage vor der Eröffnungsfeier anlässlich der Selektions-Medienkonferenz von Swiss Olympic in Dietikon. "Wir präsentieren eine Mannschaft, auf die wir stolz sein können." Laut dem Engadiner, der persönlich vor seinen neunten Olympischen Spielen steht, fiel die Selektion "leicht grosszügig" aus. Man habe ein paar Spezial-Selektionen vornehmen können, sodass vor allem Junge profitieren konnten. Dies habe das Regulativ zugelassen.
Potenzial für zehn Medaillen
Geht es nach Gilli, umfasst das Schweizer Olympia-Team rund 20 Athleten, die das Potenzial für eine Medaille haben oder in der Nähe der Top 3 landen können. Würde die Hälfte dieser Sportlerinnen und Sportler in Sotschi reüssieren, ergäbe dies "etwa zehn Medaillen". "In diese Richtung sollte es gehen. Es wäre schön, wenn wir die Medaillenanzahl von Vancouver übertreffen könnten." Vor vier Jahren in Kanada durfte sich die Schweiz über sechs Olympiasiege und drei Bronzemedaillen freuen.
Mit Simon Ammann, Dario Cologna, Didier Défago, Carlo Janka und Mike Schmid sind alle Schweizer Olympiasieger von 2010 auch am Schwarzen Meer wieder am Start. 102 Athletinnen und Athleten werden in Sotschi ihre Olympia-Premiere erleben. Unter ihnen ist auch die Eishockey-Internationale Alina Müller, die mit erst 15 Jahren das "Küken" der Schweizer Olympia-Delegation sein wird. Gerade bei den Neulingen sei es von grosser Bedeutung, dass sie von ihren Betreuern auch mental optimal auf den Grossanlass vorbereitet würden, schliesslich sei bei Olympia alles viel grösser und teilweise ungewohnt. "Das kann einen jungen Athleten emotional schon aus den Fugen bringen", warnt Gilli.
Thema waren nicht nur die Selektionsentscheide, sondern auch die Sicherheit der 336 Personen umfassenden Schweizer Delegation. "Wir haben eine grosse Verantwortung. Unser Team ist in ständigem Kontakt mit den Bundesbehörden in Bern", sagte Jörg Schild, der Präsident von Swiss Olympic. Gemäss den Verantwortlichen von Swiss Olympic beschäftige die Sicherheitsfrage auch die Athleten. "Wir verfügen über einen Krisenstab und haben Prozesse durchgespielt", so Gilli. Er selbst habe vollstes Vertrauen in die russischen Behörden.
Ammann: "Für mich geht Traum in Erfüllung"
Simon Ammann kommt am 7. Februar die Ehre zuteil, die Schweizer Olympia-Delegation an der Eröffnungsfeier in Sotschi als Fahnenträger anzuführen. Dies gab Swiss Olympic gestern anlässlich der Selektions-Medienkonferenz in Dietikon bekannt.
Ammann wird in Sotschi bereits zum fünften Mal seit 1998 an Olympischen Spielen teilnehmen. 2002 in Salt Lake City und vor vier Jahren in Vancouver gewann der 32-Jährige jeweils beide Einzel-Wettbewerbe im Skispringen und ist seither der erfolgreichste Schweizer Olympia-Teilnehmer aller Zeiten. "Es ist mir eine grosse Ehre, mit der Schweizer Fahne im Olympiastadion einzulaufen. Dies ist etwas vom Schönsten, was ich in meiner Karriere erleben darf. Damit geht für mich ein Traum in Erfüllung", liess Ammann per Videobotschaft verlauten.
Der erste Wettkampf steht für den Toggenburger, der als Schweizer Fahnenträger bei Winterspielen die Nachfolge von Eiskunstläufer Stéphane Lambiel antritt, zwei Tage nach der Eröffnungsfeier mit dem Springen von der Normalschanze auf dem Programm.
"Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung", sagte Ammann, der in Russland zum fünften Mal an Olympischen Winterspielen teilnimmt. 2010 und 2002 in Salt Lake City triumphierte er jeweils in beiden Einzel-Wettbewerben.
Jahr Ort, Fahnenträger, Sport
2012 London Stanislas Wawrinka Tennis
2010 Vancouver Stéphane Lambiel Eiskunstlauf
2008 Peking, Roger Federer, Tennis
2006 Turin, Philipp Schoch, Snowboard
2004 Athen, Roger Federer, Tennis
2002 Salt Lake City, Gian Simmen, Snowboard
2000 Sydney, Thomas Frischknecht, Rad
1998 Nagano, Guido Acklin, Bob
1996 Atlanta, Stefan Schärer, Handball
1994 Lillehammer, Gustav Weder, Bob
1992 Barcelona (S), Daniel Giubellini, Kunstturnen
1992 Albertville (W), Vreni Schneider, Ski alpin
1988 Seoul (S), Cornelia Bürki, Leichtathletik
1988 Calgary (W), Michela Figini, Ski alpin
1984 Los Angeles (S), Christine Stückelberger, Reiten Dressur
1984 Sarajevo (W), Erika Hess, Ski alpin
1980 Moskau* (S) --
1980 Lake Placid (W), Marie Theres Nadig, Ski alpin
1976 Montréal (S), Christian Kauter, Fechten
1976 Innsbruck (W), Werner Camichel, Bob
1972 München (S), Urs von Wartburg, Leichtathletik
1972 Sapporo (W), Edy Bruggmann, Ski alpin
1968 Mexico-City, (S) Henri Chammartin, Reiten Dressur
1968 Grenoble (W), Alois Kälin, Nordische Kombination
1964 Tokio (S), Peter Laeng, Leichtathletik
1964 Innsbruck (W), Hans Ammann, Langlauf
1960 Rom (S,) August Hollenstein, Schiessen
1960 Squaw Valley (W), Andreas Däscher, Skispringen
1956 Melbourne** (S) --
1956 Cortina (W), Georges Schneider, Ski alpin
1952 Helsinki (S), Walter Lehmann, Turnen
1952 Oslo (W), Ueli Poltera, Eishockey
1948 London (S), Armin Scheurer, Leichathletik
1948 St. Moritz (W), Felix Endrich, Bob
* = Wegen des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan ab Dezember 1979 nahmen fünfzehn Länder, darunter auch die Schweiz, nicht unter ihrer Nationalflagge teil. Bei Zeremonien wurde stattdessen die olympische Flagge gehisst und bei jedem gewonnenen Titel die olympische Hymne gespielt
** = Boykott der Schweizer Delegation wegen Olympia-Teilnahme der Sowjetunion (Einmarsch sowjetischer Truppen in Ungarn)
(S) = Sommerspiele
(W) = Winterspiele