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Am Donnerstag gehört die Big Beast in Laax allein Iouri Podladtchikov. Er kehrt noch einmal für einen letzten Run zurück und verabschiedet sich nach seinem Rücktritt im August ein bisschen feierlicher von der Öffentlichkeit.
Am Wochenende startete in Laax die Saison der Halfpipe-Snowboarder. Von drei Schweizern im Final kann nur David Hablützel einen fehlerlosen Lauf durch die weltgrösste Halfpipe bringen und wird Sechster. Der grösste und erfolgreichste aller Schweizer fehlt: Iouri Podladtchikov, 32, Olympiasieger von Sotschi 2014. Der Zürcher hat im vergangenen August nach etlichen Verletzungen seinen Rücktritt vom Profisport gegeben.
Ein Abschied in einer Pipe blieb Podladtchikov verwehrt. Ungewöhnlich still ging er. Wo er doch einer war, der gerne im Mittelpunkt stand und mit dem Publikum spielte. Im Interview gegenüber der «Sonntags Zeitung» sagte er damals: «Ich ziehe die Karriere nicht künstlich in die Länge. Beim Ballett habe ich gelernt, ohne ein sauberes Ende ist alles für nichts.»
Für ganz so sauber hat er sein Ende scheinbar doch nicht empfunden. Denn am Donnerstagabend gehen die Scheinwerfer in Laax für ihn noch einmal an. Podladtchikov kehrt dahin zurück, wo er 2018 seinen letzten Weltcupsieg bejubelte: in die knapp sieben Meter hohe Halfpipe Big Beast – für einen letzten Run.
Drei WM-Medaillen, sieben Mal Edelmetall an den X-Games, Olympiasieger: Iouri Podladtchikovs Palmarès ist riesig. Doch beim letzten grossen Erfolg, der WM-Silbermedaille 2017, nahm das Verletzungspech des Zürchers seinen Lauf. Kreuzbandriss. Immer wieder kämpfte er sich danach zurück. Weitere Verletzungen und körperliche Rückschläge kamen hinzu.
Vor zwei Jahren erlitt er bei einem Sturz einen Achillessehnenriss, der ihm sehr zu schaffen machte. Auch davon erholte er sich, doch vor einem halben Jahr befand er: «Schluss mit all den Schmerzen und Leiden. Zeit für ein neues Kapitel.»
Und jetzt geht es trotzdem noch einmal zurück auf das Snowboard. «So ist der Rücktritt ein bisschen feierlicher», sagt Podladtchikov. Das Konzept zu seinem «Last Run» kam allerdings nicht von ihm, sondern vom Online-Modeversandhändler Zalando, der diesen Event sponsert. «Als sie mit der Idee des Runs auf mich zukamen, fühlte es sich an, als hätten sie mir die ganze Zeit zugehört.»
Die Veranstaltung steht unter dem Motto, die eigene Individualität auszuleben. «Für diese Haltung lebe ich ein Stück weit», sagt er. Jeder soll tun, was einem Freude bereitet.
Bei ihm ist das neben dem Snowboarden die Kunst. Ob Schreiben, Fotografieren oder Malen: hier hat Podladtchikov seine Vorbilder gefunden. «Früher rannte ich dem Sport nach, heute faszinieren mich vor allem diverse Künstler und Philosophen.» Er sei weniger draufgängerisch, dafür bescheidener und anständiger geworden.
Zurzeit schreibe er ein neues Buch und werde seinem Professor in New York, wo er im Sommer ein Studium in Fotografie abschloss, online assistieren. Für die nächsten Jahre gehe er ausserdem davon aus, dass er wenig in der Schweiz sein werde: «Ich bin überzeugt, dass sich mein Denken und Schreiben verändert, wenn ich beispielsweise drei Monate in St. Petersburg verbringen würde. Und das will ich herausfinden.»
Dem Snowboarden wolle Podladtchikov aber auf keinen Fall den Rücken kehren. «Mit dieser Familie fühle ich mich verheiratet und ich kann mich nur schlecht von ihr scheiden lassen», sagt er. Wenn es ihn brauche, sei er bereit. Bereit wird er auch am Donnerstag um 20 Uhr sein. Dann tanzt Iouri Podladtchikov zu seinem letzten Run durch die Halfpipe. Der Run wird live auf dem Youtube-Kanal von Zalando übertragen. Welche Tricks er zeigen wird, ist eine Überraschung. Zwar habe er viel trainiert, allerdings werde er auf seinen eigen kreierten Yolo-Flip verzichten.
Verfolgen Sie hier den Lauf von Iouri Podladtchikov am Donnerstag um 20:00 Uhr live auf Youtube und weil es so schön war: Podladtchikovs erster erfolgreicher Yolo-Flip in einem Wettkampf an den X Games 2013.