Nino Schurter und Jolanda Neff gewinnen in Gränichen die Meistertitel. Die beiden werden ihrer Favoritenrolle gerecht und siegen mit deutlichen Vorsprung.
Im Elite-Rennen der Männer lieferte sich Nino Schurter bis in die zweitletzte von sieben Runden ein Duell mit Titelverteidiger Matthias Flückiger. Der Berner hatte zum Weltcupauftakt Schurter hinter sich gelassen. Aber in Gränichen fand der Olympiasieger eine trockene und schnelle Strecke vor, die ganz nach seinem Geschmack war.
Auch das plötzlich hochsommerliche Wetter konnte ihm nichts anhaben. Im Gegenteil: Schurter setzte sich auf dem 3,6 km langen Rundkurs letztlich doch klar durch. Der Weltmeister holte sich mit einem Vorsprung von etwas mehr als einer Minute zum achten Mal seit 2010 den Schweizer-Meister-Titel.
Ihrer Favoritenrolle ebenfalls gerecht wurde bei den Frauen Europameisterin Jolanda Neff. Sie war noch überlegener als Schurter. War Schurter erst ab der fünften von sieben Runde alleine unterwegs, so fuhr Neff eigentlich von Anfang an allen davon. «Eigentlich» deshalb, weil sie während fünf von sechs Runden Begleitung von Sina Frei hatte.
«Frei wurde aber in der U-23-Kategorie gewertet. Für einmal waren wir keine Konkurrentinnen, sondern Partnerinnen. Wir fuhren zwar auch ein hohes Tempo. Aber von hinten kam weder für Frei noch für mich Gefahr, weshalb ich mich erst in der zweitletzten Runde von Frei absetzte», stellte eine rundum zufriedene Jolanda Neff am Ziel fest. Zufrieden deshalb, weil sie nach einigen eher durchzogenen Resultaten nun in Gränichen ungefährdet zu ihrem fünften Meisterschaftstitel kam. Für Sina Frei war es auch schon der dritte Titel als U-23-Schweizer-Meisterin.
Vor eigenem Publikum gelang es zwar den Aargauer Bikerinenn und Bikern nicht, die Favoriten an den Titelgewinnen zu hindern. Aber im Kampf um die weiteren Medaillen hielten sie sich schadlos. Hinter dem Spitzenduo Schurter/Flückiger kämpften bei den Männern mit Florian Vogel und Matthias Stirnemann gleich zwei Fahrer des 2019 sein 100-jähriges Bestehen feiernden RC Gränichen um die Bronzemedaille.
Erst in der Schlussrunde vermochte sich der 37-jährige Routinier Vogel von seinem neun Jahre jüngeren Vereinskameraden zu lösen: «Stirnemann fuhr ein starkes Rennen. Es war gar nicht einfach, gegen ihn die Bronzemedaille zu holen», zollte Vogel seinem Konkurrenten Respekt. Vogel, der vor 20 Jahren als Junior in Gränichen seine erste Schweizer Meisterschaft bestritt, konzentrierte sich früh auf den dritten Platz: «Ich erwischte keinen guten Start und musste Schurter und Flückiger ziehen lassen. Denn dritten Platz wollte ich mir aber nicht entgehen lassen, weshalb ich Stirnemann in der Schlussrunde distanzierte».
Während Bruder Matthias unglücklicher Vierter wurde, war seine Schwester Kathrin Stirnemann als Zweite des Frauen-Rennens rundum zufrieden: «Das Rennen auf meiner Hausstrecke und die vielen Fans, die mich anfeuerten, haben mich beflügelt.» Gegen Jolanda Neff blieb die Lokalmatadorin zwar chancenlos.
Aber sie konnte die stärker eingestuften Ramona Forchini und Linda Indergand klar hinter sich lassen. Angesichts dieser guten Resultate der Lokalmatadoren überraschte es nicht, dass OK-Präsident Manuel Eichenberger von einem zufriedenstellenden Anlass sprach: «Schönes Wetter, guter Sport und 4000 zufriedene Zuschauer sorgten für ein tolles Radsportfest. Dass einige Medaillen quasi im Verein blieben, war die Krönung.»