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Am Eidgenössischen Turnfest in Aarau realisiert Andi Imhof im Nationalturnen den dritten Turnfestsieg in Folge. Während er den ersten Wettkampftag auf dem fünften Platz beenden musste, trumpft Imhof am zweiten Tag auf - und darf sich zurecht zum dritten Mal krönen lassen.
Andi Imhof tropft der Schweiss von der Stirn. Mit hochrotem Kopf versucht der Nationalturner im Schlussgang, seinen Vereinskollegen Matthias Herger zu Boden zu ringen. Sekunden, die sich wie Minuten anfühlen, vergehen.
Imhof ächzt. Fasst sich ein Herz, nimmt seine noch verbliebene Energie zusammen und schickt seinen Kollegen auf Tuchfühlung mit dem Sägemehl. Nach fünf Minuten ist das Kunststück vollbracht: Zum dritten Mal nach 2007 und 2013 beendet das Mitglied des Turnvereins Bürglen das Eidgenössische Turnfest als Turnfestsieger der Kategorie Nationalturnen.
Dass er sein letztes Duell mit einem Sieg beenden wird, war zu erwarten, doch Imhof wusste um die Stärke von Herger: «Erst als Matthias auf dem Rücken lag, wurde mir bewusst, dass ich dieses Fest hier gewinne», sagt der 34-Jährige.
Aber Moment! Schwingen, Sägemehl? Was hat das an einem Turnfest zu suchen? Verwundert zeigten sich ob der Kombinationen zwischen Kampf- und Turnsport auch die vorbeilaufenden ETF-Besucher, die es kaum glauben konnten, dass in Aarau nicht nur geturnt, sondern auch kräftig geschwungen wurde.
Auch am ersten Wettkampftag bot sich den Zuschauern ein ungewohntes Bild: Am Freitagmorgen schwangen die rund 104 Teilnehmer nicht etwa die Gegner durch die Luft, sondern das Turnbein. Bodenturnen, Weitsprung, Hochweitsprung, 100-m-Sprint, Steinstossen und Steinheben – mindestens in vier dieser sechs Disziplinen mussten die Nationalturner antreten.
Um den Zehnkampf zu komplettieren, kommen dazu vier bis sechs Runden Ringen und Schwingen. Imhof entschied sich für die letzten vier Turn-Disziplinen, wobei Steinstossen und Steinheben seine Favoriten sind.
Doch Lieblingsdisziplinen hin oder her, den ersten Wettkampftag musste er auf dem fünften Platz beenden. Beunruhigt hat ihn das allerdings nicht: «Es ist für mich nicht aussergewöhnlich, dass ich nach den Turnelementen nicht auf den vordersten Rängen bin. Von dem her habe ich mir keine allzu grossen Gedanken gemacht», sagt er.
Während des Bodenturnens sah man auch der restlichen Schwingerfraktion an, dass ihr der erste Wettkampfteil nicht besonders liegt. Hochkonzentriert vollführten alle ihre Übungen, nur wenige verzogen bei kleinen Wacklern das Gesicht.
Und auch wenn deren Anzahl hoch war: Wie die Schwinger für einmal versuchten, Eleganz und Ruhe auszustrahlen und ihre Körperbewegungen genauestens zu kontrollieren, war faszinierend. Dennoch stellt sich die Frage, ob Nationalturner von der restlichen Schwingerwelt auch einmal blöde Sprüche zu hören bekommen. «In den letzten paar Jahren hat sich das sehr gewandelt. Viele haben erkannt, dass das Nationalturnen etwas sehr Gutes ist, auch für den Schwingsport selbst», relativiert Imhof.
Trotzdem wirkten die Teilnehmer am Nachmittag gelöster. Mit Elan stiegen die Schwinger in ihr gewohntes Outfit – und streiften sogleich ihre Unsicherheiten ab. Nur Imhof hatte weiterhin zu kämpfen. Gegen den Thurgauer Ernst Bühler erreichte er nur ein Unentschieden.
Auch am zweiten Wettkampftag forderten ihm seine Duelle viel Kraft ab. Nach seinem Sieg im Ringen gegen Robin Straub – wie Bühler ebenfalls Mitglied des STV Zihlschlacht – sank er abseits der Menge und von allen unbeobachtet erschöpft zu Boden.
«Von der Intensität her war der zweitletzte Kampf gegen Robin Straub der härteste. Auch, weil ich ihn unbedingt gewinnen wollte», resümiert er im Nachhinein. Umso erstaunlicher war es, wie sich der Favorit noch zurückkämpfen und im Schlussgang Herger übertrumpfen konnte, womit er diesen auf den vierten Platz verwies.
Auch Marcel Bieri (Menzingen ZG) und Jeremy Vollenweider (Marthalen ZH) konnten Imhof nicht mehr einholen und mussten sich mit dem zweiten respektive dritten Rang zufriedengeben.
Andi Imhof, der auch am Eidgenössischen Schwingfest in Zug starten wird, hat somit bewiesen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Aber mit Leichtigkeit hat er seinen dritten Sieg nicht errungen. Ganz gewiss ist jedoch: Es ist ein verdienter Triumph. Zurückgekämpft hat er sich wie ein Löwe. Gekrönt wurde Imhof nun zum dritten Mal wie ein König.