GP von Kanada
Lance Stroll vor Heim-GP: «Ich zweifle meine Fähigkeiten als Rennfahrer nicht an»

In den ersten Monaten als Formel-1-Fahrer für Williams musste Lance Stroll viel Kritik einstecken. Vor seinem Heim-GP in Montreal fühlt sich der 18-Jährige gleichwohl nicht unter Druck gesetzt.

Roman Eberle
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Der 18-jährige Kanadier Lance Stroll macht sich an seinem Heim-Grand-Prix von Montreal bereit für das Training.

Der 18-jährige Kanadier Lance Stroll macht sich an seinem Heim-Grand-Prix von Montreal bereit für das Training.

KEYSTONE

Max Verstappen hatte sich in seiner Premieren-Saison in der Formel 1 kaum gedulden müssen, ehe er die ersten Punkte für seinen damaligen Arbeitgeber Toro Rosso ins Ziel brachte. Als erst 17-Jähriger wurde er in seinem zweiten Grand Prix in Malaysia als Siebter abgewinkt. Etwas mehr als ein Jahr später sorgte der Niederländer im ersten Rennen für Red Bull-Renault für einen veritablen Coup, als er in Montmeló Formel-1-Geschichte schrieb und mit 18 Jahren und 228 Tagen zum mit Abstand jüngsten Grand-Prix-Sieger avancierte.

Lance Stroll (im Alter von 11 Jahren) zusammen mit seinem jetzigen Teamkollegen Felipe Massa (l.) und McLaren-Pilot Fernando Alonso. Das Bild ist (nur) sieben Jahre alt.

Lance Stroll (im Alter von 11 Jahren) zusammen mit seinem jetzigen Teamkollegen Felipe Massa (l.) und McLaren-Pilot Fernando Alonso. Das Bild ist (nur) sieben Jahre alt.

Keystone

Am Sonntag wird Lance Stroll seinen siebten Grand Prix in Angriff nehmen - in seiner Geburtsstadt Montreal, als erster Kanadier seit Jacques Villeneuve 2006 (für Sauber). Der junge Williams-Fahrer ist bei seinem ersten Heimrennen in der Königsklasse fast auf den Tag genau gleich alt wie Verstappen bei dessen Triumph in Katalonien im Mai 2016. Bezüglich Resultate trennen die beiden jedoch noch Welten, obschon Stroll als jener Fahrer gilt, der besser vorbereitet als jeder andere vor ihm in die Formel 1 einsteigen konnte. So soll er vor seinem ersten Grand Prix rund 8000 Testkilometer absolviert haben.

Nach drei Ausfällen zu Saisonbeginn kam Stroll in Russland (11.) und Spanien (16.) immerhin ins Ziel. In Monaco vor zwei Wochen schied er wieder vorzeitig aus und wurde als 15. gewertet. Der doppelt so alte Teamkollege Felipe Massa war in jedem Rennen besser als der noch punktelose Kanadier. Statt Erfolgserlebnisse gab es für den in Genf wohnhaften Stroll bislang primär Kritik und Häme.

Strolls Williams muss viel aushalten:

Lance Stroll (l.) kollidierte in Bahrain mit Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz jr.
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Stroll musste das Rennen aufgeben.
Der Williams von Stroll wird abtransportiert.
Stroll krachte im Qualifying zum GP von Monaco in die Mauer, sein Williams musste, wie in Bahrain, mit dem Kran abtransportiert werden.

Lance Stroll (l.) kollidierte in Bahrain mit Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz jr.

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An Selbstvertrauen mangelt es dem 18-Jährigen gleichwohl nicht. «Ich möchte nicht überheblich klingen, aber ich zweifle meine Fähigkeiten als Rennfahrer nicht an», betonte er vor dem bislang bedeutendsten Rennen seines Lebens. Der Circuit Gilles-Villeneuve auf der Île Notre-Dame war für den Teenager, obschon in seiner Heimatstadt Montreal gelegen, vor den freien Trainings am Freitag Neuland gewesen. Er kannte die Strecke lediglich von Spaziergängen und Videospielen.

Viel Talent, noch mehr Geld

Mit seinem Vater Lawrence weiss der Québécois einen milliardenschweren Mäzen im Rücken. Seine Motorsport-Karriere wurde minutiös aufgegleist, Geld spielt(e) dabei keine Rolle. Einst war die Familie auch mit dem Team Sauber in Verbindung gebracht worden. Vor knapp drei Jahren hatte Lawrence Stroll Interesse an einer Beteiligung am Hinwiler Rennstall bekundet - mit dem Ziel, seinem Filius dereinst einen Platz als Stammfahrer in der Formel 1 zu garantieren.

Mehr als ein Ansinnen ist daraus jedoch nicht geworden. Längst hat Lawrence Stroll seinem Sohn den Weg bei Williams geebnet. Die Rede ist von 20 Millionen Franken, mit der die Strolls zum Budget des britischen Teams beitragen. Lawrence Strolls Vermögen, verdient in der Textilbranche, wird auf 2,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dass dem 18-jährigen Lance dergestalt der unliebsame Ruf als Pay-Driver anhaftet, ist naheliegend.

Doch der Formel-1-Neuling hat gelernt, damit umzugehen. «Die vorgefertigten Meinungen tangieren mich nicht mehr.» Dass er über reichlich Talent verfügt, stellte Stroll vor dem Wechsel in die Formel 1 in anderen Motorsport-Klassen unter Beweis. Im vergangenen Jahr gewann er die europäische Formel-3-Meisterschaft mit 14 Siegen in 30 Rennen. Wäre da nicht das Jahrhunderttalent Max Verstappen, sähe sich Stroll möglicherweise deutlich weniger Gegenwind in der Formel 1 ausgesetzt. «Von Rennen zu Rennen werde ich sicherer und traue mir mehr zu. Ich brauche einfach Zeit und Erfahrung.»