In einem Monat beginnen die Olympischen Winterspiele in Peking, die Kritik an dem Mega-Event reisst weiterhin nicht ab. Das sind die grössten Problemfelder.
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Der Umgang mit Minderheiten, weder Meinungs- noch Pressefreiheit: Experten und Politiker prangern zahlreiche Menschenrechtsverletzungen in China an. So haben die USA zuletzt etwa ihre Sanktionen gegen China wegen der Menschenrechtsverletzungen gegen die Volksgruppe der Uiguren massiv ausgeweitet.
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen werden Uiguren und andere Muslime in der Provinz Xinjiang mit drakonischen Mitteln überwacht, unter anderem durch DNA-Proben und Software zur Gesichtserkennung.
Mehr als eine Million Angehörige der Minderheiten werden demnach in Haftlagern zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen und teilweise auch körperlich misshandelt. Die chinesische Regierung spricht von «Bildungszentren», die dem Kampf gegen islamistische Radikalisierung dienten. Auch das umstrittene und im Juli 2020 in Kraft getretene sogenannte Sicherheitsgesetz in Hongkong sorgt für massive Kritik.
Zahlreiche westliche Länder, allen voran die USA, haben wegen politischer Differenzen mit China einen diplomatischen Boykott der Spiele angekündigt. Innerhalb der EU wird über den Sinn dieser Massnahme diskutiert, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat etwa erklärt, dass er ein solches Vorgehen für wenig effektiv halte.
Ob der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz nach Peking reisen wird, ist unklar. Innenministerin Nancy Faeser, in deren Zuständigkeit der Bereich Sport fällt, habe «für sich selbst entschieden, schon aus Pandemiegründen nicht selbst nach Peking zu reisen», wie ein Sprecher zuletzt mitteilte. Auch Aussenministerin Annalena Baerbock wird Olympia keinen Besuch abstatten.
Auch in der Schweiz sorgt die Thematik für politische Diskussionen. Während die Grünen ein diplomatisches Boykott der Spiele fordern, äussern bürgerliche Politiker Zweifel an der Wirkung eines solchen Vorgehens.
Das Versprechen der Regierung klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Die Olympischen Spiele sollen vollständig mit erneuerbaren Energien (Wind, Wasser und Solar) betrieben werden. Man habe ein «spezielles Kraftwerk gebaut, das Strom aus erneuerbaren Quellen aufnimmt, speichert und an alle Veranstaltungsorte weiterleitet», wie es vom lokalen Organisationskomitee heisst - um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und Peking vom Smog der Wintermonate zu entlasten.
Die Anlage erzeugt im Jahr 14 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom, was dem jährlichen Energieverbrauch Sloweniens entspricht. Die Behörden haben ausserdem die Berghänge mit Solarpaneelen bedeckt, die nach eigenen Angaben weitere sieben Millionen Kilowatt erzeugen können.
Es ist schwierig, die Behauptungen Pekings im Zusammenhang mit den Spielen unabhängig zu überprüfen, aber nach Angaben von Amnesty International gehen mit diesem rasanten Wandel zum Ökostrom zahlreiche Menschenrechtsverletzungen einher. Die Organisation prangert «Zwangsräumungen, illegale Beschlagnahmung von Land und den Verlust von Lebensgrundlagen» vieler Chinesen an.
Ende 2019 tauchte das Coronavirus in China das erste Mal auf, nun wird die Omikron-Variante zu einer riesigen Herausforderung für die Olympia-Macher - trotz einer Blase für alle Beteiligten, einer faktischen Impfpflicht und täglichen COVID-Tests.
Die Eishockeystars aus der NHL werden nicht in Peking spielen, andere Athleten fürchten wegen einer Infektion Olympia zu verpassen. «Sollten wir bis Olympia heil durchkommen und dort wirklich alle weltbesten Athleten am Start stehen, dann grenzt das ein Wunder», sagte Markus Waldner, Alpin-Renndirektor des Internationalen Skiverbandes FIS.
Wie geht es Peng Shuai? Der Fall beschäftigt seit Wochen die Öffentlichkeit. Im Twitter-ähnlichen chinesischen Online-Dienst Weibo hatte die Tennisspielerin Anfang November dem früheren chinesischen Vize-Regierungschef Zhang Gaoli vorgeworfen, sie zum Sex gezwungen zu haben. Der Beitrag wurde rasch von den chinesischen Behörden zensiert, Peng selbst wurde fast drei Wochen lang nicht in der Öffentlichkeit gesehen.
Sportverbände, die Vereinten Nationen und westliche Regierungen zeigten sich daraufhin alarmiert über das Schicksal der 35-Jährigen. In einem Interview nahm sie die erhobenen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs zuletzt zurück - und sprach von «vielen Missverständnissen». Die Tennisspielerinnen-Vereinigung WTA zeigte sich angesichts der Äusserungen aber weiter besorgt um das Wohlergehen der Spielerin. (dpa)