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ZSC-Sportchef Sven Leuenberger sieht ein paar wenige Parallelen zum meisterlichen SCB von 2016. Eine vergleichende Analyse, Punkt für Punkt, will er sich jedoch nicht wagen.
Trostlos. Ja, die Gegenwart ist für die ZSC Lions trostlos. Der Trainerwechsel hat nicht geholfen. Die Zürcher haben unter Hans Kossmann weniger Punkte pro Spiel geholt als unter seinem Vorgänger Hans Wallson. Schillerfalter Robert Nilsson, wahrscheinlich der talentierteste Einzelspieler der Liga, wird wegen einer Blessur im Viertelfinale gegen Zug fehlen.
Trost finden die ZSC Lions in der Erinnerung. Die Nordamerikaner warnen zwar und sagen, die Erinnerung sei mit der Wahrheit nur verwandt, aber nicht deren Zwilling («Memory is a complicated thing, a relative to truth, but not its twin.»). Aber die Erinnerungen sind zu schön, um darin nicht ein wenig Zuflucht zu suchen.
Im Frühjahr 2012 haben die ZSC Lions die Qualifikation auch auf dem 7. Platz beendet. Mit fast gleich vielen Punkten und einem ähnlichen Torverhältnis. 136:129 Tore und 77 Punkte damals. 144:133 Tore und 75 Punkte heute. Warum sollte als nicht noch einmal das gleiche Kunststück – ein Meistertitel – gelingen?
Unter Bob Hartley gewannen die Zürcher 2012 vom 7. Platz aus die Meisterschaft. Viele Legenden umranken diesen dramatischsten Triumph der Neuzeit. Die Uhren blieben bei 59:58 Minuten stehen, als Steve McCarthy im 7. Finalspiel in Bern zum 2:1 traf und den Titel sicherte. Sven Leuenberger war damals noch Sportchef beim SC Bern. Jetzt führt er die Sportabteilung der ZSC Lions. Er weiss also aus eigener Erfahrung, dass solche Wunder möglich sind. 2016 ist «sein» SCB sogar vom 8. Platz aus Meister geworden.
Die ZSC Lions 2018 wie der SCB 2016? Eigentlich möchte Sven Leuenberger keine solchen Vergleiche anstellen, und er hat eine gute Ausrede: «Ich war in Bern bereits nicht mehr Sportchef. Alex Chatelain hatte mein Amt während der Saison übernommen.» Das ist richtig und doch falsch.
Sven Leuenberger war als strategischer Leiter der SCB-Sportabteilung nach wie vor nicht nur dabei, sondern mittendrin. Er kann also sehr wohl Vergleiche anstellen. Also: die ZSC Lions 2018 wie der SCB 2016? Interessant wäre natürlich eine vergleichende Analyse Punkt für Punkt. Torhüter, Verteidiger, Stürmer, Coach. Doch darauf lässt sich der ZSC-Sportchef nicht ein. Aber er nennt zwei interessante Parallelen.
Erstens: «Wir hatten damals in Bern eine schwierige Saison mit Trainer- und Ausländerwechsel. Aber die Mannschaft ist immer intakt geblieben. Auch in Zürich ist es so, dass die Mannschaft nach dieser schwierigen Qualifikation zusammenhält.» Zweitens: «Als die Playoffs begannen, hatten wir mit Jakub Stepanek einen starken Torhüter. Wir haben mit Flüeler auch in Zürich einen starken Goalie.»
Eine intakte Mannschaft mit einem starken Torhüter. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für ein Playoffwunder. Sven Leuenberger ist ein kluger Sportchef. Deshalb verzichtet er auf weitere Vergleiche und Analysen. Und so bleibt es dem Chronisten überlassen, auf einen Punkt hinzuweisen.
Der SCB hat damals seine Gegner auch mit Härte zermürbt. Die ZSC Lions können gegen Zug das dritte Viertelfinal-Scheitern in Serie nur verhindern, wenn sie hart einsteigen. Meistens waren sie in dieser Saison dazu nicht in der Lage. Aber sie können schon hart. So wie beispielsweise am 12. Januar beim 4:2 in Bern.
Die physische Dominanz ist ihre grosse Chance. Denn sie sind im Schnitt grösser und schwerer (184,06 cm/87,29 kg) als die Zuger (182,40 cm/86,40 kg). Und vielleicht würde auch ein wenig Hokuspokus nicht schaden. Wie damals 2012.
Gewährsleute erzählen, Bob Hartley habe bei Heimspielen in der Gästekabine feinen Sand streuen lassen. Damit die Schlittschuhe Schliff und die gegnerischen Spieler Schwung verloren. Ein wenig Sand im Zuger Getriebe könnte helfen.