An den Pressekonferenzen dreht sich nach den Wettkämpfen alles um Doping und nicht um Heldentum. Daumen nach oben oder doch nach unten? Oder spielt das alles überhaupt keine Rolle? Was man zum Final über die 100 m der Männer auch noch sagen kann.
Hoffentlich verpasst Christian Coleman den Flieger nach Hause nicht. Die Disziplin des neuen 100-m-Weltmeisters beim Einhalten von Terminen scheint nicht gerade vorbildlich zu sein. Und seine Antwort auf die Frage, wie er verhindern wolle, dass er künftig keine Dopingtests mehr versäume, allzu flapsig: «Ich bin nur ein junger Schwarzer, der seinen Traum lebt.»
Wenn in der Königsdisziplin Coleman vor Justin Gatlin gewinnt, dann drehen sich die Diskussionen danach an der Pressekonferenz um Doping und nicht um Heldentum. Der eine schleppt einen Verdacht mit sich rum, der andere eine zweimalige Sperre.
Fakt ist, dass der neue König der Sprinter noch nie positiv getestet wurde. Ist es nicht diese Wahrheit, die zählt? Wie simpel war doch die Wahrheit bei Kaiser Nero im römischen Kolosseum: Daumen nach oben oder Daumen nach unten entschied über das Schicksal so manchen armen Tropfs.
Beim modernen Doping entscheiden wenige Stunden darüber, ob man jemanden erwischt oder nicht. Der richtige Moment für einen unangekündigten Test macht es aus. Also wird ein Betrüger nach der Einnahme verbotener Mittel alles dafür tun, um einer Kontrolle zu entgehen.
Umgekehrt kann es ja durchaus sein, dass man mal kurzfristig im Leben nicht dort ist, wo man eigentlich sein wollte. Ich kenne Leute in meinem Umfeld, die sind eigentlich immer zu spät. Vielleicht hat Coleman ja wirklich nichts mit Doping am Hut und ist einfach nur ein Träumer.
Zurück ins antike Rom. Historiker streiten sich, ob nicht doch alles anders war, als wir es heute sehen. Dass der nach oben gestreckte Finger das Todesurteil für den unterlegenen Gladiator bedeutete. Was wiederum für Coleman sprechen würde. Oder auch nicht.