Um die Dominanz des FCB zu verstehen, müssen wir zurückblenden. Frühling 2009. Zürich ist Meister. Der FC Basel nur Dritter. Kaum etwas deutet auf einen Sololauf der Bebbi in den folgenden Jahren.
Der Trainer, Christian Gross, berauscht sich zwar nach zehn Jahren an seiner Machtfülle. Doch er hat sich längst abgenutzt. Die Präsidentin und Mäzenin, Gigi Oeri, entscheidet noch immer aus dem Bauch heraus, aber sie antizipiert falsch. Sie verlängert wenige Monate zuvor den Vertrag mit Gross. Vielleicht aus Trotz, weil rundherum alle auf eine Trennung von Gross drängen. Darüber hinaus zieht sich Oeri immer mehr aus dem Tagesgeschäft zurück. Es scheint nur eine Frage der Zeit, wann die Hausbank dichtmacht.
Der FCB wankt. Denn er muss sich neu erfinden. Er trennt sich von Christian Gross, womit die Galionsfigur wegbricht. Schlimmer noch: Durch Oeris Rückzug in Raten bricht das finanzielle Auffangbecken weg. Der FC Basel muss sich emanzipieren. Und das in einer Phase, in der die Konkurrenz Ernst macht. Der FC Zürich surft nach den Titeln 2006, 2007 und 2009 auf einer Welle. Und die Young Boys haben eine formidable Ausgangslage, weil sie im Gegensatz zum FC Basel das Stadion selber vermarkten und auf die Finanzspritzen der Gebrüder Rihs zählen können.
Es ist die Zeit, in der beim FC Basel Vizepräsident Bernhard Heusler die operative Führung übernimmt. Der tugendhafte Anwalt entfacht mit Mut, Klugheit, Liebe und Demut ein Feuer, das bis heute brennt.
Sein Mut. Heusler will Alex Frei zum FC Basel zurückholen. Doch Gigi Oeri spricht sich gegen den Transfer aus, was bedeutet: Schaut selbst, wie ihr Frei finanzieren wollt. In der
Tat ein Kraftakt. Denn noch hat Basel keine Reserven. Und das Gesamtvolumen des Frei-Transfers beträgt etwa zwölf Millionen Franken. Heusler lässt sich nicht entmutigen und findet Investoren. Ihm ist klar, dass es sich um einen Balanceakt handelt, das Schicksal des Klubs quasi von einem Paar Füsse abhängig zu machen. Aber er ist überzeugt. Rückblickend sagt er: «Frei zurückzuholen, war der gefährlichste und risikoreichste Entscheid meiner Amtszeit.» Basel wird mit Frei Meister und zieht in die Champions League ein. Der Zug ist entsperrt. Doch wäre die All-In-Strategie mit Frei nicht aufgegangen, hiesse der Präsident heute wohl nicht mehr Bernhard Heusler.
Nicht nur der FC Basel dominiert das nationale Fussballgeschehen:
Seine Klugheit. Auch der FC Basel macht Fehler. Aber nicht den gleichen zweimal. Früher wechselte ein Talent auch mal ablösefrei ins Ausland, weil man a) den Vertrag nicht früh genug verlängerte und b) das Gehalt des aufstrebenden Spielers nicht erhöhte. Unter Bernhard Heusler passiert das nicht mehr.
Seine Liebe. Durch Heuslers Venen fliessen wie bei vielen anderen Menschen der Region auch blaue Blutkörper. Rot-Blau. Kompromisslos. Bernhard Heusler ist kein CüpliPräsident. Er spekuliert auch nicht mit einem politischen oder sonst einem Amt. Er ist FCB-Präsident aus Leidenschaft und Berufung. Weshalb sich der Verein trotz aller Erfolge nie von seiner Basis entfremdet hat.
Seine Demut. Die übersteigerte Bedeutung seiner Person ist Heusler unangenehm. Auch goutiert er nicht, wenn das Wesen und Wirken des Klubs nur auf eine Figur reduziert wird – namentlich auf ihn. Heusler ist ein Wir-Typ. Was er tut, macht er nicht, um sein Ego zu massieren. Was er tut, macht er im Sinne des Klubs.
Risse sind beim FCB keine auszumachen. Allein, dass der Klub als einer von ganz wenigen in diesem Land das Geld selber erwirtschaften muss, das er ausgibt, macht dem Schlendrian den Garaus. Das ist die schlechte Nachricht
für die Konkurrenz. Die gute Nachricht ist: Man kann beim FCB genau hinschauen und nachahmen. Insbesondere bei vermeintlichen Softfaktoren wie Mut, Klugheit, Liebe und Demut.
So verlief die Saison 2015/2016 für den FC Basel.