Die Überraschung war gross, als der FCB im Juli Walter Samuel präsentierte. Mit 36 Jahren das Karriereende vor Augen, verletzungsanfällig – diese Attribute passten nicht ins übliche Anforderungsprofil für Neuzugänge.
Wo ist Walter? Das fragte sich in den vergangenen Wochen wohl manch einer, der ein Spiel des FC Basel besuchte. Hat sich etwa die berühmte Kinderfigur mit der Brille, dem rot-weiss gestreiften Pullover und der Pudelmütze plötzlich in den Schweizer Fussballstadien verirrt?
Nein. Die Rede ist vom realen Walter, vom 36-jährigen Walter Samuel. 66 Tage sind vergangen seit dem letzten Auftritt des Argentiniers im FCB-Dress. Am 16. September beim Auswärtsspiel in Madrid sollte Samuel mit seiner Erfahrung helfen, die Real-Offensive in Schach zu halten. Erfolglos: Samuel, 2010 Champions-League- und Weltpokalsieger mit Inter Mailand und in Italien zum besten Verteidiger gekürt, war wie der Rest der Mannschaft komplett überfordert gegen den Sturmlauf der Superstars – 1:5.
Während sich seine Kollegen vom Untergang in Madrid Schritt für Schritt erholten und zuletzt vier Spiele in Serie gewannen, tauchte Samuel seither nicht mehr auf. Die Gründe sind mysteriös: Erst hiess es, Samuel habe sich in Spanien das Knie verdreht, was eine langwierige Entzündung zur Folge gehabt habe. Dann vermeldete Trainer Paulo Sousa, Samuel sei gesund und einsatzbereit. Ein Aufgebot erhielt er trotzdem nie. Im Vorfeld der letzten Partie vor der Länderspielpause zeichnete sich Samuels lang ersehntes Comeback ab – doch dann verletzte er sich vor der Reise nach Vaduz erneut. Oberschenkelzerrung, rund zehn Tage Pause.
Gestern, in einem der seltenen öffentlichen FCB-Trainings, absolvierte Samuel das volle Programm. Trotzdem bleibt die Ungewissheit: Niemand weiss, wie lange der von 18 Profijahren malträtierte Körper dieses Mal der Belastung standhält. Steht Samuel am Sonntag gegen Aarau im Aufgebot? Eher nicht. Am Mittwoch gegen Real Madrid? Vielleicht.
Die Überraschung war gross, als der FCB im Juli Walter Samuel präsentierte. Mit 36 Jahren das Karriereende vor Augen, verletzungsanfällig – diese Attribute passten nicht ins übliche Anforderungsprofil für Neuzugänge. Samuel erhielt einen Vertrag bis Ende Saison. Erwartete Gegenleistung: «Il muro», wie sie ihn bei Inter Mailand wegen seiner Zweikampfhärte nannten, soll mit seiner Erfahrung der neu zusammengestellten Mannschaft Halt geben.
Doch je länger, je mehr stellt sich die Frage nach dem Sinn, einen alternden Fussballer mit Arthrosebeschwerden in den Knien als Mann für kritische Situationen zu verpflichten. Seit seiner Ankunft in Basel kämpft Samuel praktisch pausenlos mit seiner Gesundheit, eine Verstärkung war er bei seinen vier Einsätzen nicht. Samuel und der FCB ein grosses Missverständnis? Bis heute lautet die Antwort eindeutig «ja».
Am Sonntag startet Rot-Blau gegen Aarau in die letzte Phase des Kalenderjahres 2014. Mit den zwei Teilzielen, in der Super League als Tabellenführer zu überwintern und in der Champions League die gute Ausgangslage mit der Achtelfinal-Qualifikation zu vergolden.
Die dringendste Frage lautet: Wann kehrt Marco Streller nach seiner Diskushernie zurück? Gestern machte der Captain im Training einen fitten und bereits wieder treffsicheren Eindruck. Aus medizinischer Sicht gibt es gegen ein Comeback im Aarau-Spiel nichts einzuwenden – den Zeitpunkt bestimmt Streller.
Fraglich ist seit gestern auch der Einsatz von Taulant Xhaka, der nach einem Zweikampf den Trainingsplatz mit Schmerzen im Leistenbereich frühzeitig verliess. Ebenso Fabian Schär, er verschwand nach zwei kräfteraubenden Spielen mit der Schweizer Nationalmannschaft jedoch zwecks Schonung frühzeitig in der Kabine. Zu sehen bekamen die rund 150 Trainingsbesucher auch einen Testspieler: Yaw Yeboah, 17 Jahre alt, Mittelfeldspieler und vom FCB in Ghana entdeckt. Dort spielt er in der Jugend-Akademie des englischen Meisters Manchester City.