Das von Marcel Koller angeführte Österreich steht nach dem Erfolg in Russland schon mit eineinhalb Beinen bei der Euro 2016 in Frankreich.
Marco Arnautovic war über den Wolken der Einpeitscher. Auf dem Heimflug von Moskau nach Wien feierte die österreichische Fussball-Nationalmannschaft, angeführt vom ehemaligen Bremer, ihre historische Tat ausgiebig. Zwar ist nach dem beeindruckenden 1:0 (1:0) in Russland durch ein Traumtor von Marc Janko die Teilnahme an der Euro 2016 in Frankreich noch nicht perfekt - doch die erstmalige sportliche Qualifikation für eine EM-Endrunde ist dem Team von Marcel Koller kaum mehr zu nehmen.
Entsprechend gross war die Euphorie bei den Österreichern mit den ehemaligen und aktuellen Bundesligaprofis Arnautovic, Zlatko Junozovic, Christian Fuchs, Martin Harnik, Robert Almer, Julian Baumgartlinger, Sebastian Prödl, Rubin Okotie, Stefan Ilsanker und Florian Klein. "Das ist eine Sternstunde für den österreichischen Fussball", sagte Leo Windtner, Präsident des Österreichischen Fussball-Bundes (ÖFB), freudestrahlend.
"Im TGV nach Frankreich"
"Wenn diese Mannschaft so weiterspielt, brauchen wir gar nicht zu rechnen, dann passiert alles von alleine", fügte Windtner mit Pathos an: "Jedenfalls sitzen wir schon im TGV Richtung Frankreich!"
Und das, obwohl beim fünften Pflichtspielsieg in Serie Bayern Münchens Star David Alaba verletzungsbedingt fehlte. Der drückte zu Hause die Daumen und war nach Spielschluss einer der ersten Gratulanten. "Stark gemacht Jungs", twitterte Alaba - stolz auf seine siegreichen Kollegen.
In den letzten vier Qualifikationsspielen zu Hause gegen Moldawien und Liechtenstein sowie in Schweden und Montenegro dürften den "Ösis" vier Punkte schon reichen, um in Frankreich dabei zu sein. Der Schweizer Koller, der "Deutschland II" seit 2011 trainiert und zu einem echten Spitzenteam geformt hat, wollte von derartigen Rechenspielen aber nichts wissen. "Ich zähle nur die Punkte zusammen, ich rechne nicht. Wir konnten den Abstand auf den Gruppenfavoriten vergrössern", sagte der frühere Bundesliga-Coach lapidar.
Koller sucht schon ein EM-Quartier
Dabei laufen die Planungen des ÖFB für Frankreich angeblich schon auf Hochtouren. Während die Spieler nach dem ersten Sieg in Russland nach knapp 54 Jahren (1:0 am 10.9.1961) ihren wohlverdienten Urlaub antreten, soll sich Koller (54) nach österreichischen Medienberichten in den kommenden Tagen in Frankreich schon einmal nach einem geeigneten EM-Quartier umschauen.
Es wäre das zweite Mal, dass Österreich bei einer Endrunde dabei wäre. 2008 war man als Mitveranstalter gesetzt gewesen. Für eine WM hatte sich das ÖFB-Team zuletzt 1998 qualifiziert - in Frankreich!
Nun habe Österreich "wieder eine Mannschaft, die in einem grossen Wettbewerb gut spielen kann", hatte der frühere Teamchef Otto Baric zuletzt schon gesagt. Dies bewiesen die Österreicher in der Otkrytije Arena von Moskau eindrucksvoll. Der entscheidende Treffer durch Janko per sehenswertem Fallrückzieher (33.) passte ins positive Bild.
"Wir haben mit unserem Auftreten Klasse gezeigt. Wir können jetzt erhobenen Hauptes in den Urlaub gehen und es geniessen", meinte der Bremer Junozovic.
Selbst der umstrittene russische Coach Fabio Capello, dessen Team erstmals nach 21 Länderspielen wieder als Verlierer den Platz verliess und nun als Dritter der Gruppe G schon acht Punkte Rückstand auf Österreich aufweist, musste den Erfolg der Gäste neidlos anerkennen. "Es ist kein Zufall, dass Österreich Tabellenführer ist", sagte der Italiener: "Leider sind unsere Spieler nicht an so ein Tempo gewöhnt. Auf dem europäischen Niveau geht es anders zu."