Radsport
Hauchdünnes Bronze-Glück für Marc Hirschi am WM-Strassenrennen von Imola

Marc Hirschi wird seiner Mit-Favoritenrolle gerecht. Hinter Julian Alaphilippe und Wout van Aert holt sich der Berner im Fotofinish den dritten Rang.

Raphael Gutzwiller
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Holt die Bronzemedaille im WM-Strassenrennen: Marc Hirschi.

Holt die Bronzemedaille im WM-Strassenrennen: Marc Hirschi.

Andrew Medichini / AP

Nach fast 260 Kilometer entscheiden Zentimeter. Marc Hirschi ist im WM-Strassenrennen mitten in der Verfolgergruppe hinter dem überzeugenden neuen Weltmeister Julian Alaphilippe. Im Sprint wird schnell klar: Der Belgier Wout van Aert wird Zweiter. Doch wer wird Dritter? Marc Hirschi schnappt sich das Hinterrad von van Aert, der Pole Michal Kwiatkowski sprintet daneben. Als die beiden über die Ziellinie fahren, ist der Unterschied fast nicht zu sehen.

Selbst Hirschi ist sich nach der Zieleinfahrt nicht ganz sicher, ob er die Bronzemedaillen holen konnte. «Ich hatte zwar schon das Gefühl, dass ich Dritter bin, aber ich habe noch auf die offizielle Bestätigung gewartet», erzählt der Berner. Der Fotofinish gibt Auflösung: Hirschi war hauchdünn vor Kwiatkowski im Ziel. Bronze für Hirschi, für den es die erste WM-Medaille bei der Elite ist. Wie talentiert er ist, hatte er schon 2018 mit dem WM-Titel in der U23 eindrücklich gezeigt.

Hirschi ist lange auf sich allein gestellt

Das Strassenrennen im italienschen Imola ist über die 260 Kilometer «richtig hart», wie Hirschi beschreibt. Zwei kurze, aber intensive Anstiege hat die Route drin, welche die Fahrer neun Mal zurücklegen müssen. Anfangs fühlen sich die Beine des Berners gut, seine Schweizer Teamkollegen geben das Tempo im Feld an, Hirschi fährt im Windschatten mit. 43 Kilometer vor dem Ziel fällt mit Enrico Gasparotto wegen eines technischen Defekts der letzte Schweizer aus dem immer schneller werdenden Feld zurück. Ab dann ist Hirschi auf sich alleine gestellt, während die meisten Topfavoriten einige Helfer mit dabei haben.

Doch der 22-jährige Shootingstar zeigt in dieser Phase, warum ihm ein sehr gutes Renngespür nachgesagt wird. Er positioniert sich im Feld immer wieder günstig und geht erfolglose Ausreisserversuche wie den von Tour-Sieger Tadej Pogacar nicht mit. Erst 12 Kilometer vor Schluss zieht Hirschi selber an, Alaphilippe kontert, Hirschi kann nicht mehr mitziehen. Julian Alaphilppe fährt solo ins Ziel und krönt sich zum ersten französischen Weltmeister im Strassenrennen seit 1997.

«Ich merkte, dass ich das Tempo von Alaphilippe nicht mitgehen kann. Also ging es darum, sich in der Verfolgergruppe gut, zu positionieren», sagt Hirschi. Es bildet sich eine kleine Favoritengruppe von fünf Fahrern. Dank seinem guten Schlussspurt reicht es zu Bronze. «Die Medaille bedeutet mir viel», so Hirschi. «Sie ist nach der Tour nochmals eine Bestätigung, dass ich das Niveau habe, ganz vorne mitzufahren.»

Für die Schweiz ist es die dritte Medaille an dieser WM und nach Stefan Küngs Bronzemedaille im Strassenrennen im Vorjahr eine Bestätigung.