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Das Schweizer Fernsehen scheut für die Olympischen Spiele keinen Aufwand: 17 Millionen Franken lässt sich die SRG das Projekt Rio 2016 kosten. 141 Mitarbeiter sind für Radio, Fernsehen und Online für alle Sprachregionen im Einsatz.
So stellt man sich seinen Traum-Arbeitsplatz vor: endloser Sandstrand, brandende Wellen, tiefblauer Himmel. Wenn Jan Billeter und Steffi Buchli in den kommenden zwei Wochen in Rio de Janeiro ihre Gäste zum Interview empfangen, dann werden sie die Gespräche vor dieser bezaubernden Kulisse führen. Das Fernsehstudio von SRF ist einmalig gelegen in der 12-Millionen-Metropole: auf der kleinen Halbinsel Arpoador Rock am Ende der Copacabana mit Blick auf die Ipanema-Bucht.
Das Haus steht an einer derart exponierten Stelle, dass bei hohem Wellengang im Atlantik aus Sicherheitsgründen auch schon die Stromgeneratoren abgestellt werden mussten. Die Miete für diesen Standort wäre gemäss Roland Mägerle, dem Leiter der SRG-Business-Unit Sport «unbezahlbar» gewesen. Daher einigte man sich mit der Stadtverwaltung darauf, dass man eine kleine, in der Nähe gelegene Fischergemeinde zusammen mit Partnern finanziell unterstützt und somit das Geld in ein nachhaltiges Projekt investiert.
Der einzige Nachteil des exklusiven Standorts, den sich das Schweizer Fernsehen mit den österreichischen Kollegen des ORF teilt, ist, dass die Anfahrt aus den peripher gelegenen Wettkampfstätten und dem Olympischen Dorf aufgrund der prekären Verkehrslage mitunter sehr lange (bis zu zwei Stunden für 40 Kilometer) dauern kann. Helikopterflüge sind wegen der kompletten Luftraumsperrung nicht erlaubt. Da ist viel Geduld und gutes Zeitmanagement gefragt. Immerhin werden die Sportler mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.
Logistische Schwerstarbeit hatte SRG für das ganze Olympiaprojekt zu leisten. Die Planungen für Rio 2016 begannen bereits vor drei Jahren. Vor zwei Monaten wurden die technischen Gerätschaften in drei Containern mit speziellen Schutzairbags auf dem Seeweg nach Rio verfrachtet. Dort wurden sie unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in das mediale Herz der Olympischen Spiele, das IBC (International Broadcasting Center), befördert. Im 85 000 Quadratmeter Fläche umfassenden IBC, wo die Fernsehstationen aus aller Welt ihre Schaltzentralen eingerichtet haben, hat das SRF einen 520 Quadratmeter grossen Bereich gemietet, in dem 40 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Dort werden die oft komplexen Liveübertragungen organisiert und koordiniert.
In Rio stehen insgesamt 141 SRG-Mitarbeitende im Einsatz (für Radio/TV/Online sowie alle Landessprachen). Aus Spargründen befinden sich Regie und Produktion jedoch nicht mehr vor Ort. Die Sendungen werden in Zürich, Genf und Lugano finalisiert.
Wie aufwändig die Abdeckung eines solchen sportlichen Grossanlasses ist, zeigt das Gesamtbudget des Projekts: 17 Millionen Franken kostet die SRG Rio 2016. Darin inbegriffen sind die Aufwendungen vor Ort und in der Schweiz sowie die Kosten der Übertragungsrechte. Mägerle betont, dass die Ausgangslage für SRG angesichts des latenten Spardrucks nicht einfacher geworden ist. Umso mehr, wenn man sich vor Augen hält, in welch grossem Rahmen die Wettkämpfe übertragen werden. Während 17 Tagen sendet SRF 2 rund um die Uhr aus Rio. 400 Stunden Sport werden insgesamt zu sehen sein.
16 Kommentatoren und Experten decken die unzähligen Wettkämpfe ab, wobei vor allem die Schweizer Sportler im Fokus stehen. Dafür wurden an einzelnen Wettkampfstätten teilweise extra Kameras installiert, die SRF eine zusätzliche Übertragungsmöglichkeit verschaffen. «Wenn wir uns nur auf die zur Verfügung gestellten Bilder verlassen und keinen zusätzlichen Aufwand betreiben würden, dann könnten wir die Schweizer Athleten nicht wie gewünscht zeigen», unterstreicht Mägerle. Da würde auch kein Arbeitsplatz mit Meerblick helfen.