Formel 1
Hamilton lacht über Rempler-Erklärung: «Uns passiert das nicht, wir sind Weltmeister»

In der Formel 1 ist endlich wieder Zunder drin. Lewis Hamilton und Sebastian Vettel geraten erst auf und dann neben der Strecke aneinander. Von Einsicht ist bei beiden bis jetzt weit und breit nichts zu sehen.

Reto Fehr
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Der Formel-1-GP von Aserbaidschan in Baku war ein Chaos-Rennen. Statt für den Sieger interessiert sich für einmal alles für ein Duell während der Safety-Car-Phase. In Runde 19 lag Lewis Hamilton vor Sebastian Vettel in Führung, als der Brite in Kurve 15 nicht beschleunigte. Vettel fuhr ihm hinten rein – ärgerte sich masslos, fuhr auf die gleiche Höhe und rammte Hamilton in die Seite.

Vettel kassierte eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe. Und drei Strafpunkte. Viele forderten die schwarze Flagge für den Deutschen, was die Disqualifikation bedeutete. Er selbst verstand im Boxenfunk die Entscheidung nicht: «Gefährliches Fahren? Was habe ich getan?» Für SRF-Formel-1-Experte Michael Stäuble war dagegen klar: «Hamilton beging zwar ein Foul, doch dann folgte Vettels Revanchefoul.»

Vettels Aktion fand zwar bei tiefen Geschwindigkeiten statt und war so nicht wirklich gefährlich. Aber natürlich geht das Ganze nicht. Hamilton ärgerte sich nach dem Rennen masslos: «Er hat sich heute blamiert. Neben sowie absichtlich in einen anderen Piloten zu fahren und ziemlich ungeschoren mit dem vierten Platz davonzukommen, ist eine Sauerei.» Der Brite selbst wurde Fünfter und liegt jetzt in der WM-Wertung wieder 14 Zähler hinter dem Ferrari-Piloten.

Vettel sieht das Ganze natürlich etwas anders. Einsichtig hörte er sich nach dem GP nicht an: «Ich bin daneben gefahren, dann haben wir uns leicht berührt.» Er habe lediglich die Hand gehoben, um klarzumachen, dass die (vermeintliche) Bremsaktion von Hamilton nicht korrekt war. Denn wie die Telemetriedaten der FIA belegen, fuhr Hamilton Kurve 15 zuvor immer ähnlich.

Die Bilder zum GP von Aserbaidschan:

Lewis Hamilton sicherte sich in Baku seine 66. Pole-Position vor Teamkollege Valtteri Bottas und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen.
10 Bilder
Der grosse Preis von Aserbaidschan war in der Startphase ein völliges Chaos.
Der Russe Daniil Kvyat musste seinen Toro Rosso früh im Rennen abstellen.
Der Toro Rosso von Kvyat musste mit dem Kran abtransportiert werden.
Der Franzose Esteban Ocon musste ohne linken Hinterreifen in die Box.
Das Rennen wurde unterbrochen, um die Strecke von den Trümmerteilen zu befreien.
Valtteri Bottas (l.) überholt Lance Stroll im letzten Moment.
Sebastian Vettel (l.) blieb trotz 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe vor seinem Rivalen Lewis Hamilton.
Der Sieger des Rennens: Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo.
Lance Stroll fuhr das erste Mal in der Formel 1 auf das Podest.

Lewis Hamilton sicherte sich in Baku seine 66. Pole-Position vor Teamkollege Valtteri Bottas und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen.

Keystone

Der dreimalige Weltmeister Hamilton konnte nach dem Rennen über die Theorie eines Reporters, dass Vettel die «Kontrolle verlor», als er die Hand vom Steuer nahm nur müde lachen: «Wir sind Weltmeister, wir sind die besten Fahrer der Welt. Vielleicht wenn einer von euch mit dem PKW fährt und die Hand aus dem Fenster hält, vielleicht zieht ihr das Auto dann nach rechts. Aber uns passiert das nicht. Wir fahren seit Jahren Rennen. Das ist ausgeschlossen.»

Hamilton appellierte auch an die Vorbildfunktion der Stars. «Sie haben erlebt, wie sich ein viermaliger Weltmeister verhält. Hoffentlich strahlt es nicht auf Nachwuchsserien ab.»

Etwas Einsicht zeigte Vettel dann doch noch. Er wolle vor dem nächsten GP in Österreich am 9. Juli unter vier Augen noch mit Hamilton über den Vorfall reden. Der Brite zeigte daran allerdings kein Interesse: «Er hat meine Nummer nicht. Ich lasse lieber Taten auf der Strecke sprechen. Das ist mir wichtiger.» Wir freuen uns auf die Fortsetzung.