Grasshoppers
Fussballkenner sind optimistisch: Es könnte gut kommen mit GC

Die Manager Ilja Kaenzig und Peter Knäbel berichten über ihre Erfahrungen mit Chinesen im Fussball.

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GC-Präsident Sky Sun muss sich noch gedulden, bis er nach Niederhasli reisen darf.

GC-Präsident Sky Sun muss sich noch gedulden, bis er nach Niederhasli reisen darf.

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Die Fussballplätze im GC-Campus liegen einsam und verlassen da. Oben im Bürotrakt wird aber gearbeitet. Nach der Übernahme des Klubs durch chinesische Investoren mit Jenny Wang an der Spitze ist die neue Geschäftsleitung dabei, die Zukunft vorzubereiten. Adrian Fetscherin, Marketing- und Kommunikationschef, hat soeben sein tägliches Skype-Gespräch mit Sky Sun beendet. Der neue Präsident wird heute gespannt auf die Botschaft des Bundesrates warten. «Wir hoffen, mit dem Gruppentraining beginnen zu können», sagt Fetscherin.

Verkehrte Welt: Während die meisten Profiklubs wegen der Coronakrise mehr und mehr um ihre Existenz bangen, kennt der jahrelang vor der Pleite stehende Grasshopper Club diesbezüglich keine Sorgen. «Wir haben das Messer tatsächlich nicht am Hals», sagt Fetscherin. Hinter Besitzerin Wang steht Ehemann Guo Guangchang, der mehrfache Milliardär und Gründer des gigantischen Mischkonzerns Fosun, der mit Firmen ausserhalb des Fussballs bereits in Zürich und Luzern Spuren hinterlassen hat.

Kenner der Szene sind positiv gestimmt

Dennoch befürchten viele aus der GC-Gemeinde, ihrem Klub könnte es wie so manchen Vereinen hierzulande ergehen, die von ausländischen Investoren in den Ruin getrieben wurden (siehe unten stehenden Artikel). Weit optimistischer klingen Ilja Kaenzig und Peter Knäbel, wenn sie von ihren Erfahrungen mit Chinesen im Fussball berichten. Kaenzig hat bis Ende 2017 während mehr als zweieinhalb Jahren als Manager des französischen Zweitligisten Sochaux mit dem chinesischen Besitzer Li Wing Sang zusammengearbeitet. Knäbel ist als Technischer Direktor des FC Schalke 04 dabei, für den FC Hebei Fortune in China eine Jugendakademie aufzubauen und ist vier Mal pro Jahr vor Ort.

Peter Knäbel: Mit Schalke in China tätig.

Peter Knäbel: Mit Schalke in China tätig.

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Beide können nichts Schlechtes über ihre Erfahrungen sagen. Kaenzig, 46, der als junger Mann einst bei GC als Nachwuchskoordinator gearbeitet hat und heute beim VfL Bochum Finanzvorstand ist, sagt: «Das Engagement von Fosun ist ein Meilenstein in der Geschichte von GC und dem Schweizer Fussball.» Knäbel, 53, der frühere Nachwuchschef des FC Basel und Technische Direktor des SFV sagt: «Das Ganze ist einen Versuch wert. Es kann dem Schweizer Markt guttun.»

Beide sind sich sicher, dass eine Strategie dahintersteckt. «Als Eigner des Premier-League-Klubs Wolverhampton ist es keine schlechte Idee, im Herzen Europas einen Unterbau zu schaffen», sagt Knäbel. Kaenzig sagt: «GC hat sich einen unfassbar starken Besitzer geangelt. Fosun ist ein Gütesiegel. Sonst würde sich ein Agent wie Jorge Mendes nie auf eine Zusammenarbeit einlassen. Die Absicht: Synergien nützen in der Ausbildung und bei Transfers.»

Ilja Kaenzig: Hat bei Sochaux mit Chinesen zusammengearbeitet.

Ilja Kaenzig: Hat bei Sochaux mit Chinesen zusammengearbeitet.

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Knäbel räumt ein, dass es kulturelle Unterschiede gebe. Für das Schalker Projekt könne er aber sagen, dass die Partner verlässlich und fleissig seien. Kaenzig hat die Chinesen in Sochaux so erlebt: «Sie unternahmen alles, um sich zu integrieren. Weil sie nicht aus dem Fussball kamen, redeten sie auch nicht drein.» Was Kaenzig für GC zuversichtlich stimmt: «Es kommen Leute, die in England bewiesen haben, dass sie den Fussballmarkt verstehen.»