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Am Tag nach dem Cupfinal schlafen die FCZ-Spieler ihren Siegesrausch aus und beim FC Basel hadert man mit dem Schiedsrichter. Er habe mit der zweiten roten Karte das Spiel entschieden.
Trainer Murat Yakin und der Cupfinal - zu einer Liebesbeziehung wird diese Liaison wohl nicht mehr. 2012 mit Luzern und 2013 mit dem FCB entschied das Penaltyschiessen zuungunsten des 39-Jährigen. Einfach seien diese Niederlagen zu akzeptieren gewesen, weil Penaltyschiessen immer auch Glückssache seien. In diesem Jahr dürften die Geschehnisse bei Yakin länger nachhallen. Wegen des Fazits, dass nicht Pech, sondern Schiedsrichter Patrick Graf entscheidenden Anteil am Ausgang der Partie hatte.
«Das Reissen habe sogar ich von der Ersatzbank aus gesehen», sagte Yakin mit leerem Blick und einem Schulterzucken an der Pressekonferenz. Er erlebte die 99. Minute wie der Grossteil der 23 312 Zuschauer im Stadion, die nach Jorge Teixeiras Griff an die Schulter von Giovanni Sio Penalty für den FCB erwarteten. Nie hätte Yakin gedacht, dass stattdessen Sio wegen einer Schwalbe mit der zweiten gelben Karte gebüsst wird und Teixeira eine Minute später mit einer Flanke den Zürcher Führungstreffer vorbereiten darf. «Es war der Knackpunkt», sagte Yakin. Eine doppelte Unterzahl sei nicht nur wie vor knapp zwei Wochen gegen ein stürmisches Valencia, sondern auch gegen einen gut organisierten FCZ eine unüberwindbare Hürde. Nach Gavranovic's 2:0 in der 114. Minute nutzte Yakin die Gelegenheit, um seinem geschätzten Trainerkollegen Urs Meier bereits vor dem Abpfiff zu gratulieren. «Ich habe kein Problem damit, dass der FCZ Cupsieger ist. Mich ärgern die Art und Weise.»
Was wäre wenn? Das fragte sich nach der Partie auch Fabian Frei. «Ich denke nicht, dass der FCZ nochmals zurückkommt, wenn wir nach 100 Minuten in Führung gehen.» Seine Mannschaft, so hat es der nach 60 Minuten ausgewechselte Frei von der Bank aus wahrgenommen, sei den Zürchern trotz des ersten Platzverweises gegen Gaston Sauro nach 66 Minuten ebenbürtig gewesen. Er fühle sich wie im vergangenen Dezember auf Schalke, als der FCB ebenfalls wegen eines Fehlentscheids in Rückstand geraten war und aus der Champions League ausschied. «Vielleicht», so Frei, «hat der Schiedsrichter zu viel Zeitung gelesen.» Eine Anspielung auf die Berichterstattung nach dem Basler 4:2-Sieg in der Meisterschaft am vergangenen Mittwoch, in der
die Schiedsrichterleistung kritisiert wurde.
Schiedsrichter: «Ich stehe dazu, Entscheidung war falsch»
Schiedsrichter Patrick Graf schildete die Szene gegenüber SRF so: «Das Trikot ziehen habe ich gesehen, es war aber nicht ausreichend für ein Foulspiel. Mitentscheidend für die gelb-rote Karte war, dass Sio im Fallen den Blickkontakt zu mir gesucht hat. Weiterspielen wäre wohl der beste Entscheid gewesen. Ich stehe dazu, die Entscheidung war falsch. Fernsehbilder decken halt im Nachhinein manchmal Dinge auf, die man auf dem Platz anders wahrnimmt.»
FCZ-Spieler feiern ausgelassen ihren Sieg
Den Zürchern ist die Schiedsrichter-Diskussion egal. Sie nahmen den Sieg und feierten ausgelassen. Nach den ZSC Lions in der Nacht auf Sonntag machten die FCZ-Spieler Zürich in der Nacht auf Montag zur Partystadt.
Die Fussballer waren im «Selfie-Fieber»: Pedro Henrique vom FC Zürich (im Bild links) wollte sein Handy gar nicht mehr weglegen. Er knipste sich mit Trainer Urs Meier an der Cupfeier auf dem Helvetiaplatz und schon in Bern, als die Spieler des FCZ den Sieg gegen den FC Basel feierten, hielt der Brasilianer die Jubelstürme mit dem Pokal mit seinem Smartphone fest.
Fleissig geknipst wurde auch auf der Autobahnraststätte «Aarau Ost». Die Besucher staunten nicht schlecht, als plötzlich Avi Rikan den Tankstellenshop mit dem Cuppokal in der Hand betrat.
Die Spieler des FCZ brauchten nach den kräftezehrenden 120 Spielminuten neue Energie und deckten sich mit Süssigkeiten ein. Nicht nur der 2:0-Sieg gegen den FC Basel nach Verlängerung hatte Kraft gekostet, sondern auch die ausgelassene Sause danach auf dem Rasen.
Als die Zürcher Cuphelden kurz vor 20 Uhr auf dem Helvetiaplatz ankamen und auf den Balkon des Volkshauses stiegen, wurden sie von rund 2000 Fans begrüsst. Nach dem Meistertitel der ZSC Lions am Samstag erlebte die Stadt Zürich innert zwei Tagen schon zum zweiten Mal eine Partynacht. (swe/nch)