Einzelkritik
WM-Einzelkritik: Johan Djourou

Die Nati-Einzelkritik von Spiel zu Spiel von Verteidiger Johan Djourou im Überblick

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Johan Djourou

Johan Djourou

Keystone

WM-Achtelfinal gegen Argentinien: Note 5

Die Bühne ist perfekt. Aber eigentlich hätte man solche Dribblings eher mehr von Messi erwartet. Egal. Djourou erobert sich mit einem Tackling den Ball. Fast strauchelt er. Er hält sich trotzdem auf den Beinen. Und vernascht gleich drei Argentinier. Die Szene beschreibt seinen Abend gut. Fast, aber nicht ganz gestrauchelt. Für einmal darf man die Fehlpässe zu Beginn vernachlässigen. Die Unsicherheit weicht bald einer Souveränität, die dem Team gut tut. Und die ihm selbst sichtbar Selbstvertrauen gibt – dann ist plötzlich sogar ein Tango mit dem Ball möglich.

WM-Spiel gegen Honduras: Note 4

Die Umgewöhnung von halbrechts auf halblinks ist kein Thema in der ersten Hälfte. Danach nehmen aber die Unsicherheiten und Stellungsfehler zu. Was passiert, wenn nicht ein Honduraner, sondern Lionel Messi auf ihn zuläuft? Nicht gerade eine euphorisierende Vorstellung. Dass er gegen Argentinien überhaupt dabei ist, verdankt er dem argentinischen Schiedsrichter. Sein Schubser mit der Schulter gegen Palacios ist ein Foul - der Penalty und die rote Karte wären zwingende Folgen davon.

WM-Spiel gegen Frankreich: Note 1,5

Gegen Ecuador liess er teilweise verloren geglaubte Erinnerungen an den jungen Johan Djourou aufleben. An den Kämpfer, der die Gegner in höchster Not stoppt, der wuchtig und erfolgreich ist in Kopfballduellen, der häufig gut antizipiert. Und damit löste er Hoffnungen aus. Sie bleiben unerfüllt. Das ist schnell klar gegen Frankreich. Das Penalty-Foul an Benzema lässt an jeglicher Fussball-Intelligenz zweifeln. Wie er vor dem 0:3 gemächlich zurückjoggt, ist unerklärbar. Er steht zu weit von seinen Gegnern weg. Und ist ohne Patron von Bergen völlig verloren.

WM-Spiel gegen Ecuador: Note 4,5

Nach 12 Sekunden eine erste Intervention per Kopf. Schöpfte daraus einiges Selbstvertrauen. Und lieferte einen guten Match ab. Besser jedenfalls, als es die meisten von ihm erwarteten. Natürlich, die Fehlpässe konnte er gegen Ecuador nicht ganz abstellen. Und nach dem obligaten Stellungsfehler (gegen Enner Valencia) darf er sich glücklich schätzen über die dunkel-gelbe Karte. Auf den ersten Blick sieht Djourou beim 0:1 schlecht aus. Aber: Djourou muss sich in dieser Szene gegen zwei Stürmer wehren. Torschütze Valencia läuft aus der Zone von Behrami und Inler raus - und diese lassen ihn gewähren. In der ersten Halbzeit rettet er mehrfach nach schnellen Kontern. Über 90 Minuten gesehen ein starker Zweikämpfer mit guten Tacklings obendrein.

Testspiel gegen Peru: keine Note

Nicht eingesetzt.

Testspiel gegen Jamaika: Note 3

Nein, er strahlt nie so richtig Sicherheit aus. Vieles gemahnt an „laissez faire". Häufig ist er einen Schritt zu langsam. Nie wird das offensichtlicher, als in der 28. Minute. Ein Jamaikaner könnte bei einem Konter alleine aufs Schweizer Tor rennen. Djourou kann mit einer Notbremse gerade noch eingrätschen - und sich beim Schiedsrichter für die gelbe Karte bedanken.

Ausgangslage:

Irgendwie will sich unser Gehirn erinnern an die Vorbereitung zur WM 2006. Dieses Testspiel gegen Italien (1:1), nachdem es überall hiess: Ein neuer Stern am Nati-Himmel ist geboren! Die Ruhe, die Souveränität, die Ballsicherheit, die öffnenden Pässe, das Timing bei hohen Bällen - alles war wunderbar! Und jetzt? Irgendwie ist all das verlorenen gegangen. Und der Betrachter fragt sich rätselnd: Wie kann das eigentlich passieren? Ist es wirklich eine Folge der zahlreichen Verletzungen, die Djourou im Verlauf seiner Karriere einstecken musste?