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Empörende Vorkommnisse in der Challenge League: Anhänger des FC Schaffhausen haben beim Auswärtsspiel in Winterthur ein frauenfeindliches, gewaltverherrlichendes Transparent gezeigt. Die Reaktionen fallen deutlich aus.
Im Normalfall gehen Spiele in der zweithöchsten Liga des Schweizer Fussballs ohne grosse mediale Nebengeräusche über die Bühne. Es sind meistens gewaltbereite Anhänger von Clubs wie dem FC Zürich, dem FC Luzern oder dem FC St.Gallen, die für Negativschlagzeilen sorgen. So auch am vergangenen Wochenende: Chaoten aus dem Umfeld des FC St.Gallen griffen nach dem Auswärtsspiel beim FC Zürich Busse und Polizeiautos an.
Doch nun hat auch die Challenge League ihren Eklat: Beim Auswärtsmatch ihrer Mannschaft in Winterthur hissten Fans des Schaffhausen ein Transparent mit frauenverachtendem und gewaltverherrlichendem Inhalt:
Toja Rauch, Spielerin des FC Winterthur, postete das Foto auf Facebook und gab ihrer Empörung über die Geschehnisse Ausdruck. Ihren Worten nach zu war das Transparent der Schaffhauser Anhänger die Antwort auf eine vorgängige Aktion der Winterthur-Fans bei einem Spiel in Schaffhausen. Dort zeigten die FCW-Anhänger laut Rauch ein Transparent mit der Aufschrift «D Winti-Fraue händ meh Fans als ihr!».
Im Statement der Winterthur-Spielerin heisst es weiter:
Das ist purer, gewalttätiger Sexismus, und ihr solltet euch schämen. Auf der Schützi, in Winti, und verdammt nochmal überall sonst auf der Welt haben solche Aussagen keinen Platz.
In zahlreichen Reaktionen auf das Facebook-Posting geben Userinnen und User ihrer Abscheu Ausdruck. «Seit 45 Jahren besuche ich Spiele des FC Schaffhausen. Was hier sogenannte Fans abgezogen haben, ist unterste Schublade», heisst es in einer Wortmeldung. Der User fügt an:
Ich hoffe, der Verein zeigt endlich mal Eier und entfernt solche Dumpfbacken aus den Stadien.
In anderen Kommentaren wird der Ruf nach Konsequenzen ebenfalls laut. Zudem fallen Äusserungen wie «Wie chrank isch das denn»? oder «Echt nur niveaulos!»
Auch Sarah Akanji äussert sich auf Twitter über die Vorkommnisse. Akanji ist Gründerin der Frauenmannschaft des FC Winterthur, Schwester von Bundesliga-Profi Manuel Akanji und kürzlich in den Zürcher Kantonsrat gewählt worden:
Der FC Winterthur hat auf seinem Facebook-Account ebenfalls auf die Vorkommnisse in seinem Stadion reagiert. «Was sich da ein Teil der Schaffhauser Fans während dem Derby mit ihrem Transparent 'Winti-Fraue f**** und verhaue' geleistet hat, war so was von unterirdisch, dass es auf keiner Negativ-Skala mehr Platz hat», heisst es in der Stellungnahme.
Gelobt wird des weiteren, dass die Winterthurer Fanszene noch während das Spiels «rasch und souverän» reagiert habe. Zum Posting hat der FC Winterthur ein Bild gestellt, das Winterthurer Anhänger hinter einem Transparent mit der Aufschrift «Fight Sexism» zeigt.
Der FC Winterthur überlegt sich nach eigenem Bekunden rechtliche Schritte in der Angelegenheit. Gegenüber nau.ch erklärte zudem Philippe Guggisberg, Sprecher der Swiss Football League, der Fall gehe an die Disziplinarkommission. Laut der «NZZ» hat die Stadtpolizei Winterthur ein Ermittlungsverfahren wegen öffentlichem Aufruf zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit eingeleitet.
Die Bierkurve des Schaffhausen – unter diesem Namen treten die Anhänger aus der Munotstadt auf – veröffentlichte auf Facebook zwei Statements zum Vorfall. Dass das Spruchband auf extreme Art und Weise provoziere und Anstoss errege, sei jedem klar gewesen, der sich daran beteiligt habe. Es sei in den Tagen vor dem Derby auch kritisch diskutiert worden, ob man das Transparent zeigen wolle oder nicht. Die Bierkurve spricht davon, dass das Spruchband nur eine Provokation habe sein sollen – und das sei auch voll aufgegangen.
In der Schaffhauser Fankurve sei mit Sicherheit niemand frauenfeindlich veranlagt oder übe gar Gewalt gegen Frauen aus. In der Folge entschuldigt sich die Bierkurve bei allen, welche sich durch das Spruchband angegriffen gefühlt hätten. Die Aktion wird als «chli unüberleit» beziehungsweise «nid bis as End denkt» bezeichnet.
Im Verlauf des Montagmorgens schaltete der FC Schaffhausen auf seiner Website ein Communiqué auf. Darin verurteilt der Club die Aktion auf Schärfste. Der FCS schreibt:
«Der Verein distanziert sich in aller Form von Diskriminierung, Gewalt und Sexismus. Solche Transparente dürfen nicht toleriert werden.»
Der FC Schaffhausen kündigt in der Folge Gespräche mit den involvierten Personen und Fanverantwortlichen an. Danach will der Club über die weiteren Schritte informieren.
Auch die Swiss Football League (SFL) hat wegen des Vorfalls ein Verfahren gegen den FC Schaffhausen eröffnet. «Sexismus, Rassismus und jede Form von Diskriminierung haben im Schweizer Fussball nichts zu suchen», schreibt die SFL in einer Mitteilung. Der Fall sei der Disziplinarbehörden weitergeleitet worden. «Wir fordern, dass diese Aktion rigoros sanktioniert wird», sagt SFL-CEO Claudius Schäfer gegenüber Blick.ch.