FC Vaduz
Vaduz-Sportchef Bernt Haas: «Ich bin hier angekommen»

Er spielte einst beim FC Basel und ist nun Sportchef des heutigen Gegners Vaduz. Andie Zeit beim FCB erinnert sich Bernt Haas gerne – und trotzdem hofft er, dass sein Team am Sonntag Punkte aus Basel entführt.

Markus Brütsch
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Bernt Haas im Sitzungszimmer des Rheinparkstadions in Vaduz.

Bernt Haas im Sitzungszimmer des Rheinparkstadions in Vaduz.

Michael Zanghellini/freshfocus

Zürich, Sunderland, Basel, Birmingham, Bastia, Köln und St. Gallen – es sind aufregende Fussballstationen, die Bernt Haas in seinen 16 Profijahren kennen gelernt hat. Zürich deshalb, weil er hier als 17-jähriger KV-Stift für die Grasshoppers im Spiel gegen Ajax Amsterdam in der Champions League debütiert hat.

Zwanzig Jahre später sitzt Haas im Sitzungszimmer des Rheinparkstadions in Vaduz. Dieses Städtchen hat alles andere als den Ruf, eine pulsierende Fussballstadt zu sein. «Manchmal schaut ein Spaziergänger dem Training zu», sagt Haas, «aber auch nur, weil er mit seinem Hund raus musste.» Der 37-Jährige sagt es ohne bitteren Unterton. «Ich empfinde es als sehr positiv, wie wir hier in Ruhe arbeiten können.»

Seit Anfang Oktober ist Haas der Sportchef des FC Vaduz. Er pendelt täglich vierzig Minuten von seinem Wohnort Wollerau ins Fürstentum. Das macht ihm nichts aus, weil er sich jedes Mal auf seinen Arbeitsplatz freut: «Wir sind ein kleines, aber tolles Team hier.» Haas arbeitet eng mit Geschäftsführer Patrick Burgmeier und Cheftrainer Giorgio Contini zusammen sowie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen für die Buchhaltung, die Administration und das Marketing. «Wir sind zu fünft und die Wege kurz», sagt Haas, «aber auch die Präsidentin Ruth Ospelt ist sehr präsent.»

Haas sitzt nicht auf der Bank

Nachdem Haas aufgrund von vielen Verletzungen beim FC St. Gallen nicht mehr auf die Beine gekommen war und 2010 als Sportinvalide seine Spielerlaufbahn beendet hatte, stieg er ins Metier des Spielerberaters ein und machte sich selbstständig. «Ich versuchte, meine langjährige Erfahrung einzubringen, und sah mich nicht als typischen Agenten, der mit seinen Spielern möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen wollte», sagt Haas. Er stand immer mal wieder in Kontakt mit dem FC Vaduz. Contini war in St. Gallen zeitweise sein Trainer gewesen. Als ihm die Liechtensteiner dann das Angebot machten, den lange verwaisten Job des Sportchefs zu besetzen, konnte Haas nicht Nein sagen. «Die Gespräche hatten ergeben, dass wir die gleiche Philosophie haben und es reizte mich, wieder nahe am Rasen zu sein», sagt Haas, der natürlich alle Beratermandate abgegeben hat.

Im Gegensatz zu anderen Sportchefs wie Fredy Bickel sitzt Haas allerdings nicht neben dem Trainer auf der Bank. «Von oben sehe ich mehr. Ich bin als Spieler lange genug im Fokus gestanden und brauche dies nicht mehr», sagt Haas. Vor dem Spiel allerdings geht er in die Kabine. Nicht, um zur Mannschaft zu sprechen, dies überlässt er dem Trainer, aber Haas möchte ihren Puls fühlen. Goalie Peter Jehle war einst bei GC sein Teamkollege gewesen.

Nach einer ersten Zeit des Einarbeitens und Kennenlernens hat der Sportchefneuling mittlerweile auch die erste Transferphase miterlebt. Er ist der Chef der Transferkommission und hat mitentschieden, den Leistungsträger MarkusNeumayr für den FC Luzern frei zu geben. «Er wäre im Sommer eh ablösefrei gewesen und gegangen», sagt Haas. Er ist glücklich, dass es gelungen ist, mit Armando Sadiku in der Offensive einen guten Ersatz gefunden zu haben. Dass der FC Zürich diesen Stürmer ausgerechnet an einen Konkurrenten im Abstiegskampf abgegeben hat, quittiert Haas mit einem Lächeln: «Ich bin einfach froh, dass er hier ist.» Weil mit Levent Gülen von GC und Dejan Janjatovic zwei weitere Akteure mit Super-League-Erfahrung dazugekommen sind», sagt Haas: «Wir sind gut aufgestellt. Ich bin überzeugt davon, dass wir den Ligaerhalt schaffen.»

Die Zahnräder greifen

Der 5:2-Sieg in Lugano und die starke Leistung beim 1:1 gegen YB lassen die Liechtensteiner heute mit Selbstvertrauenin den St. Jakob-Park einlaufen. «Ich habe den FCB gegen GC gesehen und war beeindruckt», sagt Haas. «Dennoch treten wir mit den Ambitionen an, aus Basel etwas mitzunehmen, am liebsten drei Punkte.» Haas hat gute Erinnerungen an den FCB. «Ich habe dort zehn schöne Monate gehabt», sagt Haas, der bei den grossen Champions-League-Partien gegen Liverpool, Manchester United und Juventus Turin dabei war und mit dem FCB Cupsieger wurde. «Als ich dann zurück nach England ging, wurde Philipp Degen der Nachfolger auf meiner Position.»

Haas ist sich sicher, einen gut gefüllten Rucksack ins Amt des Sportchefs mitgebracht zu haben. «Ich habe in vielen Ländern viel erlebt und gesehen. Ich weiss, wie es ist, verletzt zu sein. Ich habe in Fribourg einen Sportmanagementlehrgang absolviert und ich kenne mich in der Welt der Spielerberater aus», sagt Haas. Nachdem bekannt geworden war, dass er Sportchef bei Vaduz ist, wurde er von seinen Ex-Kollegen mit E-Mails überschwemmt. Nicht, um zu gratulieren, sondern um mit ihm ins Geschäft zu kommen.

Haas ist zufrieden, so wie es gekommenist: «Die Zahnräder beim FC Vaduz greifen gut ineinander. Wir arbeiten mit Bescheidenheit und Herzblut.» Herzblut? Mit diesem Wort wird oft der FC Thun inVerbindung gebracht. «Mit Andres Gerber habe ich noch bei GC zusammengespielt. Er und die Thuner machen einen tollen Job, sie können für uns ein Vorbild sein.» Beim FC Vaduz schätzt Haas, dass es eine klare Linie gibt und es dennoch sehr familiär zugeht. «Ich bin hier angekommen», sagt Haas.