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Der FC Lugano sichert sich mit einem ungefährdeten 3:0-Sieg über St. Gallen den Verbleib in der Super League. Derweil steigt der FC Zürich trotz dem 3:1-Sieg gegen Vaduz in die Challenge League ab.
Um 22.17 Uhr ist Fakt, was 99 Prozent der Fussballschweiz bis vor kurzem nicht für möglich gehalten hatten: Der FC Zürich steigt zum fünften Mal in seiner Geschichte ab. Nach 26 Jahren in der höchsten Spielklasse lernt der zwölffache Meister in der nächsten Saison die Challenge League kennen. Am Abend, als die Frauen des FCZ ihren nächsten Meistertitel feierten, reichte den Profis ein 3:1-Heimsieg über den FC Vaduz nach Toren von Kecojevic, Buff und Koch nicht mehr zum Klassenerhalt.
Der FC Lugano hatte im Tessin seinen frühen 2:0-Vorsprung gegen St. Gallen nicht mehr hergeschenkt, gar noch 3:0 gewonnen, sodass dem FCZ auch ein 6:1 oder 7:1 nicht mehr geholfen hätte. Wie zum Trotz, sich selbst zu trösten oder um zu beweisen, dass wenigstens sie bis zum Schluss alles gegeben hatte, hob die Südkurve noch einmal stimmgewaltig zum Gesang an. Bis sie dann zehn Minuten vor Ende völlig verstummte und es trotz 16 000 Menschen im Stadium fast gespenstisch ruhig wurde.
Doch das Singen zuvor war wohl mehr ein Abgesang auf den einst so stolzen Klub gewesen, der zwar am Sonntag gegen Lugano noch den Cupfinal bestreiten, die Saison aber natürlich auch mit einem Sieg und der damit verbundenen Europa-League-Qualifikation nicht mehr retten kann. Auf der Tribüne hatte FCZ-Ikone Köbi Kuhn Tränen in den Augen und auf der Anzeigetafel stand auf «Auf Wiedersehen».
Dann begann sich die Südkurve wieder zu regen. Knallkörper wurden gezündet und die Fans brachten ihren Unmut immer lauter zum Ausdruck. Die Spieler schlichen mit hängenden Köpfen in Richtung Kurve, stoppten aber in sicherer Distanz. «Scheiss-Canepa!» tönte es schallend durchs Stadion. Zum befürchteten Platzsturm kam es vorerst nicht.
Doch just als der Zürcher Stadtrat Gerold Lauber im Fernsehinterview diese Tatsache etwas verwundert hervorstrich, lief der Mob in grosser Zahl, vermummt und mit Schlagstöcken in Richtung Spielereingang, drang ein und konnte erst von der eingreifenden Polizei vertrieben werden. Es waren wüste Bilder im Letzigrund.
«Die Enttäuschung ist riesig», hatte FCZ-Trainer Uli Forte kurz zuvor gesagt und natürlich den Abstieg gemeint. «Wir haben unseren Job gemacht, leider aber die anderen nicht. Doch wir können jetzt nicht auf die St. Galler losgehen», sagte Forte. «Jetzt müssen wir schnell den Fokus auf den Cupfinal legen.» Er wollte nicht ausschliessen, auch nächste Saison beim FCZ zu bleiben.»
Über die Gründe für den Niedergang der Zürcher ist in den letzten Tagen und Wochen hinreichend berichtet worden. Präsident Ancillo Canepa ist für seine vielen Fehler, von der Kaderzusammenstellung bis zur Trainerwahl und dem Verzicht auf das Fachwissen eines Sportchefs, bestraft worden. Es mag hart klingen, aber der FCZ ist ein verdienter Absteiger, und alle die behaupten, dieser Verein gehöre doch in die Super League, müssen sich fragen lassen: Warum zum Teufel?
Dass er Vaduz nach einem 0:1 noch 3:1 geschlagen hatte, war nicht auf die Qualitäten des FCZ zurückzuführen, sondern auf die Ambitionslosigkeit der Vaduzer. Eine Pointe: Hätte der vom FCZ ausgeliehene Sadiku am Sonntag den Penalty für Vaduz gegen Lugano verwandelt und Lugano dadurch verloren, wäre der FCZ nicht abgestiegen.
Wie es nun beim FCZ weitergeht? Kerschakow und Vinicius werden wohl gehen, Kochs Vertrag läuft aus, alle anderen Kontrakte sind weiter gültig und gelten auch für die Challenge League. Doch mit dieser charakterschwachen Mannschaft wird es schwierig, gegen Gegner wie Aarau, Xamax, Wil und Servette den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen. Zumal, wenn nicht endlich Fachkompetenz in die Führung dieses Klubs einzieht.
Lesen Sie den Verlauf des Fernduells FC Zürich - FC Lugano in unserem Liveticker nach: