Axpo Super League
Start zur neuen Meisterschaft: Der FC Basel, wer sonst?

Geld und Geist. Nirgends wird diese Erfolgsformel konsequenter umgesetzt als in Basel. Deshalb ist der FCB auch diese Saison Titelfavorit Nummer 1. Wer den Baslern in der Saison, die heute beginnt, am gefährtlichsten werden wird.

François Schmid-Bechtel
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Toleranz scheint nicht unsere ausgeprägte Eigenschaft zu sein. Da müht sich ein Bauunternehmer jahrelang, den Klub seines Herzens über Wasser zu halten. Doch als ihm das Wasser bis zum Hals reicht, steigt er aus dem Becken. Sylvio Bernasconi hat Xamax zum Verkauf angeboten. Ausser einem offenbar unglaublich reichen Tschetschenen hat sich keiner gefunden, der Xamax übernehmen wollte.

Natürlich mit Schwarzgeld, wie allgemein vermutet wird. «Wenn ich in der Schweiz Schuhe kaufe, fragt keiner, ob mein Geld schwarz ist», kontert Bulat Tschagajew souverän die Frage eines welschen Fernsehreporters. Wenn auf dem Einkaufszettel ein Fussballklub steht, ist das wie Dünger für Verschwörungstheorien. Ein Tschetschene ist ja per se schon suspekt, weil wir Tschetschenen wenn überhaupt nur als Terroristen oder Mafiosi wahrnehmen.

Geld und Geist

Keiner, der Tschagajew zum Kauf von Xamax beglückwünscht. Keiner, der sich für sein Engagement bedankt. Stattdessen Misstrauen. Warum? Verbrochen hat er offiziell nichts. Und dass er einen Grossteil der Belegschaft ausgetauscht hat, ist nichts als legitim. Schliesslich wäre die Behauptung absurd, in Neuenburg sei in den letzten Jahren vorzüglich gearbeitet worden.

Geld ist die eine Voraussetzung, um in der Super League Erfolg zu haben. Geist die andere. Geld hat Tschagajew. Den Geist muss er erst noch beweisen.

Servette als Business-Club?

Ebenso wie der zweite Präsident, dem man in der Schweiz noch mit Argwohn begegnet. Majid Pishyar, iranischer Geschäftsmann aus Genf, wirft zwar nicht mit Geld um sich wie Tschagajew. Auch über seine Hintergründe des finanziellen Engagements im Schweizer Fussball wird spekuliert. Das plausibelste Gerücht: Pishyar baut sich mit Servette quasi seinen eignen Business-Club auf. Dass er das Stade de Genève gleich noch zur Bühne seiner Selbstinszenierung benutzt, ist weder verwerflich noch ein Einzelfall. Der dritte Präsident, welcher der Liga Sorgen bereitet, heisst Christian Constantin. Aber an den Trainer-Verschleisser aus dem Wallis hat man sich längst gewöhnt.

Mit grossen Ambitionen startet der FC Sion in die am Samstag beginnende Meisterschaft. Das war in den letzten Jahren nicht anders. Trotzdem beschränkten sich die sportlichen Höhenflüge auf den Cupwettbewerb. Dass Sion diese Saison den Titel gewinnt, ist so unwahrscheinlich wie eine Saison ohne Trainerentlassung. Geld stünde beim FC Sion zwar zur Verfügung, um endlich mal in den Titelkampf einzugreifen. Aber der Geist Constantins hat sich bisher stets als Stolperdraht erwiesen. Auch in dieser Transferperiode verhielt sich der FC Sion wie eine verzweifelte Hausfrau beim Ausverkauf bei Manolo Blahnik. Constantin kauft Spieler, die Hausfrau Schuhe – beide tun es mit grosser Verzückung und wenig Vernunft. Das Resultat: Sion hat hervorragende Individualisten, aber der Kader ist aufgebläht und heterogen.

Frei: Der beste Stürmer der Liga

Geld und Geist. Nirgends wird diese Erfolgsformel konsequenter umgesetzt als in Basel. Deshalb ist der FCB auch diese Saison Titelfavorit Nummer 1. Der Klub hat mit 55 Millionen Franken das höchste Budget und mit Alex Frei den besten Stürmer der Liga. Aber Geld und Frei allein garantieren keine Titel. Es ist der Geist, der die Differenz ausmacht. Die Mischung aus Ehrgeiz, Selbstverständnis und Demut dämpft nach zwei Titeln in Serie die Gefahr einer Sättigung. Meister wird der FCB, wer sonst?

YB? Der FCZ? Nicht ausgeschlossen. Die Berner (Budget: 35 Mio. Fr.) haben für viel Geld mit Christian Gross noch mehr Geist eingekauft. Gross weiss im Detail, wie man Titel gewinnt. Wenn er es nicht schafft, den Mief der Erfolgslosigkeit aus dem Stade de Suisse auszuschleusen, dann schafft es keiner. Weil dies der gängigen Meinung entspricht, könnten die Konsequenzen bei ausbleibendem Erfolg einschneidend sein. Dann würde es für CEO Ilja Kaenzig eng. Ausserdem wäre es fraglich, ob die Besitzer, die Gebrüder Rhis und Benno Oertig, weiterhin bereit wären, den Young Boys finanziell unter die Arme zu greifen. Der FC Zürich (Budget: 20 Mio. Fr.) indes lebt den Geist der Nachwuchsförderung derart konsequent und erfolgreich, um die fehlenden Millionen gegenüber der Konkurrenz zu kompensieren.

GC und Luzern mit Aussenseiterchancen

Aussenseiterchancen müssen Luzern und GC eingeräumt werden. Luzern, weil es mit Murat Yakin einen der talentiertesten Schweizer Trainer der letzten Jahre verpflichtet hat. GC muss zum erweiterten Kreis der Titelfavoriten gezählt werden, weil es im Unterschied zum letzten Sommer (Ben Khalifa, Seferovic) sein Tafelsilber nicht verscherbelt hat. Für sportliche Spannung ist gesorgt. Ebenso für Unterhaltung neben dem Platz. Dafür garantieren Figuren wie Tschagajew, Gross, Canepa, Fink, Constantin, Frei, Pishyar und natürlich die Yakins beim FC Luzern.