Fussball
Shaqiri: «Jedes Training ist auf dem Niveau einer Bundesligapartie»

Xherdan Shaqiri hat bei Bayern das Comeback gegeben und grosse Ziele vor Augen. Nach dem Triple der letzten Saison soll nun auch noch der Weltpokal zur Trophäensammlung der Bayern kommen.

Markus Brütsch, München
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Xherdan Shaqiri ist es bei den Bayern wohl
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Lernt in München das Leben auf der Ersatzbank kennen: Shaqiri zusammen mit Claudio Pizzaro und Diego Contento auf der Bank vor dem Champions League-Spiel gegen Manchester City.
Hat den Ball im Visier: Xherdan Shqiri bei den Bayern.
Shaqiri im Training, wo es meist wie bei einem Meisterschaftsspiel zu und her geht.
Shaqiri will mit Bayern die Titel verteidigen.
Zauberzwerg Shaqiri schiesst auch Tore, hier im August das 1:0 gegen den SC Freiburg.
Xherdan Shaqiri gewann mit den Bayern im ersten Jahr gleich das Triple. Und feierte dies auch.
Shaqiri bei seinem ersten Besuch am Münchner Oktoberfest

Xherdan Shaqiri ist es bei den Bayern wohl

Keystone

Schön, dass Sie gegen Manchester City nach zweimonatiger Verletzungspause wieder auf dem Platz gestanden sind. Schade bloss, dass Ihr Comeback ausgerechnet bei der ersten Niederlage unter Trainer Pep Guardiola erfolgte.

Xherdan Shaqiri: Diese Niederlage ist vor allem deshalb so bitter, weil wir 2:0 in Führung lagen. So etwas darf uns, als Champions-League-Sieger, nicht passieren. Und schon gar nicht in einem Heimspiel. Wir haben viele dumme Fehler gemacht und Manchester in der zweiten Halbzeit viel zu sehr spielen lassen. Auch eine Topmannschaft, wie wir es eine sind, kann sich dies nicht leisten. Aber auf der anderen Seite bin ich schon auch glücklich, wieder auf dem Platz zu stehen. Einen Muskelbündelriss hatte ich ja auch beim FC Basel mal erlitten. Es ist hart, wochenlang nur zusehen zu können.

Wäre diese lange Pause vielleicht vermeidbar gewesen, wenn Sie im Spiel mit der Schweizer Nati gegen Albanien früher ausgewechselt worden wären?

Viele haben mir gesagt, ich hätte sofort rausgehen müssen, als ich die Verletzung erstmals spürte. Aber die Schmerzen sind während des Spiels ja nicht grösser geworden. Ich denke daher nicht, dass die Verletzung deshalb so gravierend war, weil ich mich nicht gleich auswechseln liess.

Das fällt bei einer Muskelverletzung zwar schwer, zu glauben, immerhin aber haben Sie noch das so wichtige 1:0 geschossen und den entscheidenden Schritt zur WM-Qualifikation eingeleitet.

Ich bin froh, dieses Tor gemacht zu haben. Nach der Auslosung am letzten Freitag hat man so richtig gespürt, was das für eine grosse WM in Brasilien werden wird.

Dabei geht es ausgerechnet gegen Ihren Bayern-Teamkollegen Franck Ribéry.

Wir haben natürlich darüber geflachst. Aber für beide ist klar, dass Frankreich und die Schweiz die Favoriten in dieser Gruppe sind. Wir Schweizer sind sogar in Topf eins gewesen, also sind wir der Topfavorit. Mit diesem Druck müssen wir umgehen können. Aber selbstverständlich dürfen wir Ecuador und Honduras nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die klimatischen Bedingungen in Brasilien kommen diesen beiden Mannschaften sicher entgegen. Das wird für uns ganz schwierig, bei diesen Temperaturen Leistung zu bringen. Darauf müssen wir uns gut vorbereiten.

Apropos Ribéry: Man muss Sie wohl kaum nach Ihrer Meinung fragen, wer im Januar zum Weltfussballer des Jahres gewählt werden sollte.

Ja, ich denke, Franck hätte es verdient. Es ist aber sicher schwierig für ihn, sich gegen Konkurrenten wie Ronaldo und Messi durchzusetzen. Alle drei spielen auf einem extrem hohen Niveau. Der Vorteil von Ronaldo und Messi könnte sein, dass sie mehr Tore schiessen als Ribéry. Und daran werden Spieler ja oft gemessen. Aber ich denke, man müsste auch darauf schauen, wer wie viele Titel gewonnen hat. Und das spricht für Ribéry.

Wie ist es eigentlich, tagtäglich im Training mit einem Ribéry, Robben, Kroos, Müller oder Götze zusammenzuspielen?

Jedes einzelne Spielchen im Training bewegt sich auf dem Niveau eines Bundesligaspiels. Das ist schon aussergewöhnlich. Und der Trainer pusht uns unentwegt, auch im Training, zu höchster Qualität.

Und sorgt für Überraschungen, indem er Philipp Lahm im Mittelfeld spielen lässt und Sie, wie gegen Manchester City am Dienstag nach Ihrer Einwechslung für Mandzukic, auf der «Neuneinhalb».

Ja, tatsächlich habe ich diese Position eingenommen. Ich habe sie allerdings auch schon in Dortmund mal im Supercup gespielt. Das ist auch kein Problem, ich kann auf vielen Positionen spielen. Und wenn mich der Trainer auf der Neuneinhalb sieht, ja gut, dann spiele ich eben dort.

Was unterscheidet denn Wundertrainer Pep Guardiola von anderen Trainern?

Vor allem liebe ich die Art Fussball, die er spielen lässt. Das ist es, was ihn ausmacht. Dieser super schöne Fussball, den er den Zuschauern zeigen will. Er kann eine Mannschaft auch hervorragend führen. Er steht nach der erfolgreichen Zeit unter Jupp Heynckes unter einem enormen Druck, auch so erfolgreich wie der Vorgänger zu sein. Aber bis jetzt läuft es ja ausgezeichnet.

Und bald schon kann ein weiterer Titel dazukommen. Nächste Woche spielen Sie mit den Bayern in Marokko um den Weltpokal. Welchen Stellenwert hat dieser?

Einen sehr hohen. In der Mannschaft wird jetzt schon viel darüber gesprochen. Obwohl zuvor ja noch das Meisterschaftsspiel gegen den HSV auf dem Programm steht. Bayern hat den Weltpokal zwar unter Ottmar Hitzfeld auch schon gewonnen, aber nach dem Triple in der letzten Saison wollen auch wir diesen Titel holen – unbedingt. Es ist für mich wichtig, dass ich für diese beiden Spiele wieder zur Verfügung stehe. Das kann mir und der Mannschaft so richtig Schwung für den weiteren Saisonverlauf geben.

Als ob das nötig wäre ... In der Bundesliga laufen die Bayern der Konkurrenz doch davon. Es droht die grosse Langeweile.

Das sehe ich nicht so. Bei uns ist in jedem Spiel ein ungeheurer Druck vorhanden. Damit müssen wir erst mal klarkommen. Ich finde, die Medien bauschen unsere Überlegenheit auch zu sehr auf – dabei gewinnen wir ja nie 12:0.

Aber 7:0, wie zuletzt in Bremen.

Ja gut, wir sind nun mal der FC Bayern, von dem erwartet wird, dass er jedes Spiel gewinnt. Aber es stimmt schon: Trotz der Niederlage gegen City sind wir super gut drauf und auf bestem Weg, viele weitere Titel zu gewinnen.