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Mit den Serben trifft die Nati heute Abend im zweiten Gruppenspiel auf einen talentierten Gegner. Trainer Vladimir Petkovic und seine Mannschaft wollen ihren positiven Weg weitergehen – und gewinnen.
Politisch wie gesellschaftlich ist die Begegnung mit den Serben für die Schweizer keine einfache – auch jetzt gerät diese WM-Partie teilweise auf ebendiese Ebenen. So gibt es in den serbischen Medien und auf den sozialen Netzwerken Anfeindungen gegen die Schweizer mit albanischen Wurzeln, bedingt aus der Historie dieser Länder.
Serbien - Schweiz (Gruppe E)
Freitag, 20.00 Uhr. - Kaliningrad. - SR Felix Brych (GER).
Serbien: 1 Stojkovic; 6 Ivanovic, 25 Milenkovic, 3 Tosic, 11 Kolarov; 4 Milivojevic, 21 Matic; 10 Tadic, 20 Milinkovic-Savic, 22 Ljajic; 9 Mitrovic.
Schweiz: 1 Sommer; 2 Lichtsteiner, 22 Schär, 5 Akanji, 13 Rodriguez; 11 Behrami, 10 Xhaka; 23 Shaqiri, 15 Dzemaili, 14 Zuber; 9 Seferovic.
Valon Behrami hat kosovo-albanische Wurzeln, er sieht «ein völlig normales Spiel» auf sich zukommen. Und trotzdem besteht die Gefahr, dass sich gewisse Dinge in den Köpfen der Spieler festsetzen, wenn sie immer wieder davon hören und lesen.
Nada Boškovska ist Professorin am historischen Seminar in Zürich (Abteilung: osteuropäische Geschichte), sie sagt: «Ja, es gibt Animositäten zwischen Albanern und Serben, das hat bei Länderspielen schon für Probleme gesorgt. Die Feindseligkeiten führten dann ja auch zum Krieg. Die Stimmung wäre jedoch weitaus aufgeladener, wenn Kosovo oder Albanien auf Serbien treffen würden.»
Sie glaube nicht, dass es ein schwieriges Spiel werde, Provokationen seien keine zu erwarten. «Die albanischstämmigen Profis laufen ja nicht für Albanien, sondern für die Schweiz auf», sagt sie. So müssten auch ein Granit Xhaka oder ein Xherdan Shaqiri als Repräsentant der Schweiz gesehen werden.
Nationaltrainer Vladimir Petkovic ignoriert diese Diskussionen konsequent, auch an der gestrigen Pressekonferenz beantwortet er nur Fragen zum Fussball und weiss, dass die Serben so oder so kein einfach zu spielender Gegner sind.
In der russischen Exklave Kaliningrad, wo das westlichste Stadion dieser WM steht, sind die Schweizer mit einer Niederlage aus den letzten 23 Spielen leicht zu favorisieren; Petkovic sagt aber auch, die Serben seien zu schlecht bewertet als Weltnummer 34 und gehörten von der Qualität her nicht in den schwächsten Lostopf vier.
In der Tat verfügen sie über viel Talent und wurden 2013 Europameister mit der U19, gar den Weltmeistertitel holten sie 2015 mit der U20. Und sie liegen weltweit an vierter Stelle, wenn es darum geht, Spieler für ausländische Ligen zu produzieren. Ein Vorteil könnte überdies sein, dass sie unweit von Kaliningrad ihre Teambasis aufgeschlagen und im Gegensatz zu den Schweizern keinen Reisestress haben.
Ein weiterer die drei Punkte gegen Costa Rica, wo die Mannschaft von Mladen Krstajić bewiesen hat, wie gut organisiert sie in der Defensive steht. «Die Serben sind eine Stimmungsmannschaft, mit einem Sieg im Auftaktspiel, kommen aufgepumpt daher und mit dem Gefühl, sie seien die Besten der Welt», hat Petkovic im Vorfeld der WM einmal gesagt.
Neben der starken Defensive, der mannschaftlichen Geschlossenheit und dem Ballbesitzfussball ist insbesondere die Turniererfahrung ein Trumpf der Schweiz. Sie hat die Lehren gezogen aus den vergangener Grossanlässen, als sie beispielsweise 2010 Spanien besiegte – und das Pulver damit bereits verschossen hatte.
Das 1:1 gegen Brasilien könnte die Mannschaft in falscher Sicherheit wiegen, doch Yann Sommer winkt sofort ab: «Brasilien war nach dem Schlusspfiff schnell vorbei. Das Resultat ist eine gute Basis, aber nun geht es weiter.»
Petkovic geht gar noch einen Schritt weiter: «Ich erwarte immer wieder mehr. Von allen, auch von mir. Das ist unser Motto, wir dürfen nicht zufrieden sein mit dem Erreichten. Es ist immer möglich, zwei, drei, zehn Prozent mehr zu geben und sich zu steigern.»
Ohnehin stuft der Tessiner den Auftakt in ein Turnier schwieriger ein als ein zweites Gruppenspiel, weil man bereits ein Gefühl habe für das Team. Und so gibt sich der Nationaltrainer, wie könnte es anders sein, gegen die Serben nicht mit einem Unentschieden zufrieden.
Petkovic wird hierfür wieder offensiver und wohl seine Stammformation spielen lassen; mit Behrami also, der gestern das Abschlusstraining – zumindest die ersten 15 Minuten, die öffentlich waren – absolviert hat.
Für die zweite WM-Etappe haben sich die Schweizer nicht gross mit den Serben befasst. Sie wollen lieber ihr Spiel finden, ein hohes Tempo über die 90 Minuten durchziehen und weiter beweisen, dass sie auf dem richtigen, positiven Weg sind.
Das müssen sie auch, weil eine Niederlage wohl das Out in der Vorrunde bedeutete. Mit einem Punkt aus dieser ersten Schicksalspartie könnten die Schweizer indes gut leben – das 1:1 gegen Brasilien ist auch den Serben ungelegen.