Fussball-WM
Petkovics vier Fragezeichen – welche Aufstellung ist die Beste?

In zwei Wochen beginnt für die Schweiz die WM. Viele Positionen sind schon klar, offene Fragen gibt es noch in der Innenverteidigung, im Mittelfeld, am linken Flügel und im Sturmzentrum. Die restlichen Trainingseinheiten und die zwei Testspiele gegen Spanien und Japan werden definitiv Aufschluss geben.

Etienne Wuillemin
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Vieles ist klar – aber einige wenige Sorgen umgeben Nationaltrainer Vladimir Petkovic dennoch.GABRIELE PUTZU/EPA/Keystone

Vieles ist klar – aber einige wenige Sorgen umgeben Nationaltrainer Vladimir Petkovic dennoch.GABRIELE PUTZU/EPA/Keystone

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Die Innenverteidigung

Sie sind längst zur Gewohnheit geworden. Die Zweifel über die Schweizer Abwehr. Und vielleicht tut man ihr dabei ein bisschen Unrecht. Die Fakten lauten: In nur einem der letzten acht EM- und WM-Spiele hat die Schweiz mehr als ein Tor kassiert (2:5 gegen Frankreich). Ansonsten hält das Schweizer Bollwerk. Unter Petkovic ist Fabian Schär stets gesetzt. Es gibt keine Indizien, dass der Trainer daran etwas ändern würde.

Fabian Schär scheint bei Vladimir Petkovic in der Innenverteidigung gesetzt.

Fabian Schär scheint bei Vladimir Petkovic in der Innenverteidigung gesetzt.

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Wer aber wird Schärs Partner? Für Johan Djourou spricht die Erfahrung. Petkovic weiss, was er an ihm hat. Das kann gerade in einem Spiel gegen Brasilien wertvoll sein. Der Auftritt in Portugal beim 0:2 im letzten WM-Quali-Spiel hat ihm allerdings keine Pluspunkte beschert. Zudem gilt Petkovic nicht gerade als Fan der türkischen Liga, wo Djourou spielt. Das könnte die Chance für Manuel Akanji sein. Er spielte bei Dortmund regelmässig, ist schnell, abgeklärt und hat in der Spielauslösung gegenüber Djourou Vorteile.

Gut möglich, dass der BVB-Verteidiger Manuel Akanji die zweite Innenverteidiger-Position besetzen wird.

Gut möglich, dass der BVB-Verteidiger Manuel Akanji die zweite Innenverteidiger-Position besetzen wird.

KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Das Mittelfeld

Die Knieprellung von Granit Xhaka hat einige Aufregung ins Schweizer Camp gebracht. Logisch, schliesslich ist der Taktgeber des Teams jener Spieler, der am schwierigsten zu ersetzen wäre. Glücklicherweise sieht es danach aus, als wäre die WM für Xhaka nicht in Gefahr.

Fragezeichen gibt es dennoch. Zum Beispiel: Hält Valon Behramis Körper drei Mal 90 Minuten innert zehn Tagen plus einen allfälligen Achtelfinal durch? Zweifel sind erlaubt. Denis Zakaria gilt nach soliden Leistungen in der Barrage als erster Ersatz im defensiven Mittelfeld.

Denis Zakaria hat bei Gladbach in der Bundesliga den Schritt zum Stammspieler geschafft. Wenn Granit Xhaka nicht fit wird, stünde er im Mittelfeld bereit.   

Denis Zakaria hat bei Gladbach in der Bundesliga den Schritt zum Stammspieler geschafft. Wenn Granit Xhaka nicht fit wird, stünde er im Mittelfeld bereit.   

WALTER BIERI

Eine andere Debatte wert ist die Rolle von Blerim Dzemaili. Bei ihm wechseln sich Licht und Schatten besonders häufig. Mit der Tendenz, dass ihm in grossen Spielen zuletzt wenig gelang. Doch vielleicht löst die Aufgabe Brasilien ja etwas bei ihm aus. Im Testspiel 2013 (1:0-Sieg der Schweiz) gegen die «Seleçao» zeigte er eine seiner besten Leistungen im Schweizer Dress überhaupt.

Der linke Flügel

Den Wert von Admir Mehmedi sieht ein Team häufig erst dann, wenn er fehlt. Mehmedi hat viele schöne Erlebnisse mit der Schweiz hinter sich. An den letzten Endrunden hat er zudem in heiklen Momenten jeweils ein Tor erzielt (an der WM 2014 im Startspiel gegen Ecuador das 1:1. An der EM 2016 gegen Rumänien das 1:1.). Nun fehlt er wegen eines Bänderrisses, der noch nicht auskuriert ist.

Deshalb ist die Position links aussen vakant. Steven Zuber hat sich mit einigen beherzten Auftritten eine gute Ausgangslage geschaffen. Zudem hat er mit Hoffenheim schon ziemliche defensive Rollen gespielt – kein Nachteil gegen Brasilien. Petkovic überlegt sich aber auch, Breel Embolo vom Sturm ins linke, offensive Mittelfeld zu beordern. Eine weitere Option ist Josip Drmic (allerdings nur als Joker). Eine kleine Aussenseiter-Chance bleibt für Edimilson Fernandes. Wenn er es denn ins 23-Mann-Kader schafft.

Breel Embolo kann nicht nur im Sturm eingesetzt werden. Mit seiner Schnelligkeit ist er durchaus eine Variante für den linken Flügel.

Breel Embolo kann nicht nur im Sturm eingesetzt werden. Mit seiner Schnelligkeit ist er durchaus eine Variante für den linken Flügel.

KEYSTONE/WALTER BIERI

Der Sturm

Aus der Barrage in Erinnerung geblieben sind die Pfiffe der Schweizer Zuschauer gegen Haris Seferovic. Es waren schwierige Momente für einen Stürmer, der mit seinem mannschaftsdienlichen Spiel einem Team eben mehr bringt als nur Tore. Das Problem: Häufig werden Stürmer nur an Toren gemessen. Gerade vom Publikum.

Trainer Petkovic zweifelt kein bisschen an Seferovic. Er stärkt ihn, wann immer es geht. Und vielleicht gelingen ihm ja tatsächlich ausgerechnet an der WM wieder einmal Tore. Seferovic geht jedenfalls aus der Pole-Position ins Stürmer-Rennen. Die Frage ist aber: Sind die lediglich 80 Spielminuten, die Seferovic im Jahr 2018 bei Benfica Lissabon bekam, ein Problem?

Bereit stünden mit Josip Drmic und Mario Gavranovic zwei Alternativen, die zuletzt regelmässig trafen. Drmic ist jedoch nach langer Verletzungspause physisch noch nicht ganz auf Topniveau. Zudem könnte auch Breel Embolo vorne spielen.

Trotz Torflaute und wenig Spielpraxis: Haris Seferovic hat gute Karten unter Trainer Vladimir Petkovic.

Trotz Torflaute und wenig Spielpraxis: Haris Seferovic hat gute Karten unter Trainer Vladimir Petkovic.

KEYSTONE/EPA KEYSTONE/URS FLUEELER