Die Premier League hat noch immer vier Teams in der Champions League. Doch selbstverständlich ist das nicht, zwei von ihnen sind beinahe gescheitert. Und auch wenn die britische Liga gut vertreten ist, gewinnen tun andere.
Das Tableau spricht eine eindeutige Sprache. Die Premier League stellt in der Champions League vier der acht Viertelfinalisten. Dies suggeriert, Englands Klubfussball sei in Europa das Mass aller Dinge. Vergessen ist: Hätte Napolis Stürmer Milik in Liverpool seine Grosschance in letzter Minute genützt, die Reds wären ausgeschieden.
Hätte nicht der pure Zufall Manchester United einen 3:1-Auswärtssieg über den PSG beschert, die Red Devils wären ebenfalls draussen. Und die Premier League in der Königsklasse nur noch durch Manchester City und Tottenham Hotspur vertreten. Kommt hinzu, dass die Champions League zuletzt fünf Mal in Folge von spanischen Klubs gewonnen wurde und schon sieben Jahre vergangen sind, seit Chelsea als letztes englisches Team den Henkelpott stemmte.
So gesehen muss man die Premier League nicht überhöhen. Sie ist nicht von einem anderen Stern. Eher könnte man sich fragen, weshalb sie international nicht erfolgreicher ist. Wo doch (mit Ausnahme von Messi und Ronaldo) die weltbesten Profis auf der Insel kicken. Angelockt von den immensen Salären, die ihnen im Schnitt 65 000 Euro einbringen – pro Woche. Und angeleitet von Toptrainern wie Guardiola, Klopp oder Pochettino.
Es ist bekannt, dass der englische Fussball eine Geldmaschine ist. Die Erstligaklubs kassieren in drei Jahren dank der TV-Vermarktung 6,9 Milliarden Euro (die Bundesliga im Vergleich in vier Jahren 4,6); Nike bietet 59 Millionen Euro, um bis 2025 den Matchball zu stellen; Ruanda macht auf den Arsenal-Trikots Werbung und Everton und West Ham greifen fast 800 Euro pro Einlaufkind ab. Im neuen, 1,2 Milliarden Euro teuren Tottenham-Stadion werden die Spurs pro Spiel 5 Millionen Euro generieren und dank diesen noch mehr Tore schiessen.
Die Krux: Auch auf dem Festland gibt es mit Barcelona, Real Madrid und Juventus ein paar steinreiche Klubs, die den englischen Grosskalibern in nichts nachstehen. Die gar den Vorteil besitzen, mehr als nur den Tempofussball in petto zu haben. Wer trotz der aktuellen englischen Viertelfinal-Phalanx auf einen spanischen oder italienischen Champions-League-Sieger tippt, ist gewiss kein Hasardeur.