Fussball
Martin Angha: Der andere Schweizer in Nürnberg neben Torjäger Drmic

Josip Drmic verzückt den 1. FCN – in seinem Schatten überzeugt aber auch Martin Angha. Der 20-Jährige konnte sich einen Stammplatz erkämpfen. In London teilte er sich einst eine WG mit GC-Verteidiger Sead Hajrovic.

Etienne Wuillemin und Marco Huwyler, Nürnberg
Drucken
Angha ist derzeit Stammkraft bei Nürnberg.

Angha ist derzeit Stammkraft bei Nürnberg.

Andy Mueller/Freshfocus

Die Stimmung im Hallenbad ist ausgelassen. Es ist Donnerstagnachmittag, die Spieler des 1. FC Nürnberg plantschen zur Regenration im öffentlichen Bad. Alle Augen sind auf Josip Drmic gerichtet. Natürlich, die Schweizer Lebensversicherung hat Nürnberg wieder einmal zum Sieg geführt mit zwei Toren am Tag zuvor. Sechs Bahnen à 25 Meter schwimmt Drmic. Ein paar Mal springt er noch vom Dreimeter-Brett. Fazit: Den Rasen liebt er mehr als das Wasser.

Auf Martin Angha sind weniger Augen gerichtet. Dabei hat sich der andere Schweizer in Nürnberg im Schatten von Drmic an einen Stammplatz rangekämpft. Beim 2:0 gegen Stuttgart stand Angha zum sechsten Mal in der Startformation. «Der Sieg war wichtig. Nach vier Niederlagen in Serie wurde es unruhiger, weil wir auf einen Abstiegsplatz zurückfielen.»

Mit 15 in die Lebensschule London

Kurz vor seinem 16. Geburtstag wechselte Angha vom FCZ zu den Junioren von Arsenal London, zum Verein seines Idols Thierry Henry.
Die Entscheidung, nach London zu gehen, sei die beste seines Lebens gewesen. Angha zog zu einer Gastmutter. «Trotzdem war ich häufig auf mich alleine gestellt - das war eine gute Lebensschule.» Nach zwei Jahren bezog er mit dem jetzigen GC-Verteidiger Sead Hajrovic eine WG.

Trotzdem: Sein Verhältnis zur Hauptstadt Englands war ambivalent. Er beschreibt die Engländer als schwer zugänglich, «aber dafür sind sie umso fussballverrückter».

Im letzten Mai entschied sich Angha für den Wechsel zu Nürnberg. Dort absolviert er nun seine ersten Spiele als Profi. Angha ist gelernter Innenverteidiger. Bei Nürnberg spielt er derzeit als Rechtsverteidiger. Im U21-Nationalteam, wo Angha kürzlich beim 5:1 gegen Liechtenstein debütierte, setzte ihn Trainer Pierre-Luigi Tami gar als Linksverteidiger ein.

Der 20-jährige sitzt im Vereinslokal des FCN, bestellt eine Apfelschorle und sagt: «Es ist ein Unterschied, ob du vor 5000 Leuten bei den Arsenal-Reserven oder vor 50'000 Zuschauern in der Bundesliga spielst», sagt er, «es ist Druck pur!» Der grössten Unterschied ist aber ein anderer: «Jetzt geht es nur noch ums Gewinnen - egal wie. Von ‹fussballerischer Ausbildung› spricht niemand mehr.»

Sein Trainer Gertjan Verbeek sagt: «Wenn Martin so weiter macht, kann er ein ganz grosser werden.»

Angha spielte einst beim ZSC

Angha ist in Zürich Wiedikon aufgewachsen, er hat einen älteren Bruder (21) und eine Schwester (16). Es waren schwierige Familienverhältnisse. Seine Mutter hat die drei Kinder alleine gross gezogen. Kontakt zum Vater hatte und hat Angha nur ganz selten. «Meine Mutter hat alles für mich gemacht, ich hoffe, ich kann ihr baldmöglichst etwas dafür zurückgeben», blickt er zurück.

Dass Angha Fussballer wurde, wusste er schon früh. Es war aber nicht so, dass er andere Sportarten aussen vor gelassen hätte. «Mit 10 spielte ich für eine Saison Eishockey beim ZSC». Zudem ist er ein Basketball-Fanatiker. «Ich verehre Le Bron James.»

Natürlich träumt Angha davon, eines Tages als Stammspieler zu Arsenal zurückzukehren. «Trainer Arsène Wenger hat mir versprochen, dass er mich zurückkauft, wenn ich gut spiele», erzählt er lachend.

Ganz abgebrochen ist der Kontakt nach London nicht. Denn bei den Gunners steht sein bester Freund aus Jugendzeiten, Serge Gnabry, vor dem Durchbruch. «Mit ihm habe ich täglich Kontakt. Wenn er zu Hause in Stuttgart ist, besuche ich ihn nach Möglichkeit»