Sportchef Fredy Bickel braucht für die Berner einen neuen Trainer. «Grundsätzlich» plant er nämlich nicht mehr mit Bernard Challandes. Heisst der neue nun Marcel Koller?
Natürlich hat Fredy Bickel gehofft, alles werde gut bei YB. Damals, nach dem 26. Spieltag in der Super League, an dem die Berner zu Hause gegen Servette 0:2 verloren hatten und Trainer Martin Rueda nicht mehr zu halten war. Gemeinsam mit Bernard Challandes war Bickel beim FCZ Meister geworden und hatte dem Jurassier deshalb auch zugetraut, die Young Boys auf die Erfolgsspur zu führen. Doch die Bilanz nach neun Spielen mit drei Siegen und fünf Niederlagen sowie einem Unentschieden ist ernüchternd. Und bei weitem keine Ausbeute, die den Ansprüchen im Stade de Suisse genügt.
Deshalb sieht es nicht gut aus für Challandes und eine Weiterbeschäftigung. «Grundsätzlich planen wir nicht mehr mit ihm», sagt Bickel. «Aber solange wir uns noch nicht für einen anderen entschieden haben, kann man auch nicht sagen, er sei weg vom Fenster.» Allerdings sagt der Sportchef auch, man sei in der Trainersuche ein gutes Stück vorangekommen. Und: «Es wird ebenfalls ein Schweizer sein.»
Schällibaum: Nicht jetzt
Wer jedoch vermutet, die bereits vermeldete Verpflichtung von Harald Gämperle als Assistenztrainer lasse darauf schliessen, der neue Trainer heisse Marco Schällibaum, liegt falsch. Unter dem Trio Bickel, Schällibaum, Gämperle hatte YB 2001 zwar die Rückkehr in die Nationalliga A geschafft, doch Bickel sagt: «Ich schliesse nicht aus, dass Schällibaum einmal zu YB zurückkommt. Aber zurzeit arbeitet er mit Erfolg in Kanada und kann für uns kein Thema sein.» Gestern sicherte sich Schällibaum mit Montreal gegen Vancouver die Teilnahme an der Champions-League in Nord- und Mittelamerika. Die Gefahr, dass ihm Vetternwirtschaft vorgeworfen wird, wenn er sich mit alten Weggefährten wie Challandes, Gämperle, Erich Hänzi (wechselt vom FCZ in die YB-Nachwuchsabteilung) und Schällibaum umgibt, weist Bickel nicht zurück: «Damit muss ich leben.»
Ähnliches wie zu Schällibaum sagt der 48-Jährige auch zur Personalie Marcel Koller. Er bestreitet nicht, dass Koller der Wunschkandidat sei. Und auch Koller selber hat dieser Tage in Wien erklärt, dass es ja nicht falsch sei, sich mal anzuhören, was YB für Vorstellungen habe. Um aber gleich zu betonen, dass seine ganze Konzentration derzeit der österreichischen Nationalmannschaft und ihrem kapitalen WM-Ausscheidungsspiel am 7. Juni gegen Schweden gelte. «Koller hat nur ein Ziel: Österreich an die WM in Brasilien führen. Solange sich an dieser Situation nichts ändert, kann er für YB kein Thema sein», sagt Bickel.
Wenn Österreich in Schweden verliert?
Was aber ist, wenn Österreich verliert und die WM-Chancen nur noch minim sind? Besteht dann auf Seite des ÖFB überhaupt Interesse an einer Vertragsverlängerung mit dem Teamchef aus der Schweiz? Die Verbandsführung wie auch Koller haben entschieden, sich im Vorfeld des Schweden-Spiels nicht an solchen Diskussionen zu beteiligen und sich ablenken zu lassen. Nur so viel ist aus der Schaltzentrale im Ernst-Happel-Stadion zu vernehmen: Die Tendenz gehe in Richtung einer Verlängerung des im Dezember auslaufenden Vertrags.
Damit nicht vollends aus dem Weg geräumt ist aber die Frage: Warten Koller und YB nicht doch ab, was am 7. Juni in Wien passiert? Auf eine solche Frage lässt sich Bickel nicht ein, gibt gar Gegensteuer: «Am 4. Juni gehen die Spieler in die Ferien. Mein Wunsch ist, dass sie spätestens dann den Namen des Trainers kennen.»
Tami? Sforza?
Wenn nicht Koller, Schällibaum oder Challandes: Wer sitzt dann im Juli auf der YB-Trainerbank? Mit dem U21-Coach Pierluigi Tami haben die Berner gesprochen. Der Tessiner sagt: «Dazu will ich mich nicht äussern. Aber ich habe im Januar meinen Vertrag mit dem Verband bis 2016 verlängert.» Auch mit Ciriaco Sforza, vor gut einem Jahr bei GC entlassen, hat Bickel Kontakt gehabt.
Mit der Niederlage gegen Basel hat YB auch noch die letzte Saisonhoffnung die Qualifikation für die Europa League, verpasst. Jetzt gilt es, das nächste grosse Ziel, das Engagement eines valablen YB-Trainers, nicht zu verfehlen. «Ich hasse es, Ziele zu verpassen», sagt Bickel.