Packages für internationale Partien sind in der Schweiz kein Novum, am meisten ausgenutzt werden aber die Sion-Fans. Die Tickets in der billigsten Kategorie kosten 200 Franken. Einen Rabatt für Saisonkarteninhaber oder Lernende gibt es nicht.
Tatort St. Jakob-Park, 7. Juni 2015: Es ist 15.47 Uhr, als alle Dämme brechen. Die rund 20 000 mitgereisten Walliser-Fans liegen sich in den Armen. Es ist vollbracht, der Cup-Mythos lebt weiter. Der FC Sion hat soeben bei der 13. Finalteilnahme den 13. Cupsieg in seiner Vereinsgeschichte gewonnen.
Das rot-weisse Volk pilgert von Basel zurück ins Wallis. In den Extrazügen brutzelt das Raclette vor sich hin und es wird mit Bier auf den Triumph angestossen. Spät in der Nacht kommen die Spieler auf der Place de la Planta in Sion an. Die Fans feiern ihre Helden bis in die frühen Morgenstunden.
Drei Monate später steht der FC Sion dank des Cupsiegs vor dem ersten internationalen Auftritt seit 19 Jahren. Das ganze Wallis müsste den Krachern gegen Bordeaux und Liverpool entgegenfiebern. Doch bei den Anhängern rumort es gewaltig. Einmal mehr ist es Alleinherrscher Christian Constantin, der den Zorn der Fans auf sich zieht.
Grund dafür ist diesmal kein Trainerwechsel, Didier Tholot sitzt nach solidem Saisonstart fest im Sattel, sondern die horrenden Ticketpreise für die drei Gruppenspiele. Sion verkauft die Eintrittskarten für die Heimspiele gegen Rubin Kasan (morgen), Bordeaux und Liverpool in einem Paket. Das heisst: Entweder kauft man sich Tickets für alle Heimspiele, oder man guckt gegen Liverpool in die Röhre.
Packages für internationale Partien sind in der Schweiz zwar kein Novum, doch wurden die Fans noch nie so sehr ausgenutzt wie im Fall Sion. Die Tickets in der billigsten Kategorie kosten 200 Franken. Einen Rabatt für Saisonkarteninhaber oder Lernende gibt es nicht. Das macht im Durchschnitt knapp 67 Franken pro Spiel. Zum Vergleich: Der FC Basel verlangte in der letztjährigen Champions-League-Kampagne rund 43 Franken pro Spiel – für Jugendliche und Saisonkarteninhaber gab es Spezialpreise. Für ein reguläres Meisterschaftsspiel zahlt man in Sion 25 Franken, das ergibt in der Europa League einen Preisaufschlag von über 150 Prozent.
In den Foren lassen die Fans Dampf ab: «Finde die Ticketpreise ein Skandal», oder «Frechheit, einige Basler zahlten vier Franken mehr für alle drei Spiele als wir für ein Spiel – und die spielten in der Champions League.»
Ein erboster Fan aus dem kleinen Dorf Uvrier, das rund zehn Autominuten vom Tourbillon entfernt ist, sagt: «Viele Supporter können sich die Packages nicht leisten. Es ist beschämend, für ein solch altes Stadion wie das Tourbillon solche Preise zu verlangen.» Momentan geht die Rechnung für den FC Sion noch nicht auf, denn rund 2000 Packages sind noch verfügbar. «Das ist auch kein Wunder. Constantin geht es doch nur noch ums Geld. Viele Saisonkarteninhaber machen das nicht mit», sagt der langjährige Sion-Fan.
Sions Medienchef Nicolas Pillet versteht die Aufregung der Fans nicht: «Wir haben die Preise so festgelegt, wie wir sie für einen Matchbesuch in einem kleinen Stadion wie unserem für angemessen halten.» Was die hohen Preise aber auch verursacht haben könnte, sind die nötig gewordenen Renovationen im altehrwürdigen Tourbillon. 2,5 Millionen kosteten die Arbeiten, die Hälfte davon trug Sion selbst.
Um das Stadion doch noch zu füllen, reagierten die Walliser: Ab sofort kann man doch noch Tickets für das morgige Spiel gegen Rubin Kasan beziehen.
Kostenpunkt im günstigsten Sektor: 50 Franken. Ob dieser Preis die Walliser Seele besänftigen wird? Unwahrscheinlich.