WM 2018
Gastgeber Russland mauert sich ins Penaltyschiessen und eliminiert Ex-Weltmeister Spanien

Nach einem 1:1 nach Verlängerung gewinnt Russland im WM-Achtelfinal im ausverkauften Moskauer Luschniki-Stadion gegen Spanien, den Weltmeister von 2010, mit 4:3 im Penaltyschiessen.

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Sergio Ramos (vorne) ist einen Schritt vor Russlands Roman Zobnin am Ball. David Silva im Hintergrund beobachtet den Zweikampf.
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Sergio Ramos (links) hier im Kopfballduell gegen Artem Dzyuba ist nicht nur defensiv eine Bank. Er bedrängte den russischen Innenverteidiger Ignashevic dermassen, dass dieser unglücklich ins eigene Tor traf.
Andres Iniesta muss zu Beginn auf Spaniens Ersatzbank Platz nehmen.
Noch mehr Druck und Verantwortung als sonst lastet im Achtelfinal auf Spaniens Isco. Der Grund: Iniesta sitzt nur auf der Bank.
Sergio Ramos freut sich über den frühen Führungstreffer der Spanier.
Sergio Ramos schreit die Freude über den Führungstreffer der Spanier heraus.
Verteidiger unter sich: Pique herzt Ramos und Aussenverteidiger Nacho gratuliert aus der Ferne.
Ramos zeigt, dass er das Tor geschossen hat. Gemacht hat es schliesslich Ignashevich - aber Ramos hat ihn ziemlich bedrängt.
Sergio Ramos lässt sich von Verteidiger Sergei Ignashevich nicht zu Boden ringen...
...kurz darauf liegt der Ball im russischen Gehäuse und die Spanier führen 1:0. Igor Akinfeev bleibt ohne Abwehrchance.
Für wen hat hier Sergio Ramos zum Abschluss seines Jubels ein Küsschen übrig...?
So hat sich Russlands Trainer, Stanislav Cherchesov, den Start ins Spiel nicht vorgestellt. Die Spanier gingen nach 11 Minuten bereits in Führung.
Trainer Fernando Hierro kann mit der Startphase seiner Spanier zufrieden sein.
Penalty für Russland. Spaniens Spieler versuchen Schiedsrichter Bjorn Kuipers noch zu beeinflussen. Dieser lässt sich aber nicht umstimmen.
Da gibt es keine zwei Meinungen: Bjoern Kuipers zeigt Gerard Pique nach dessen Handspiel auch noch die gelbe Karte.
Ob mit oder ohne Absicht: Pique's Hand verhindert, dass der Ball in Richtung Tor kommt. Folgerichtig bekommen die Russen also einen Elfmeter zugesprochen.
Artyom Dzyuba köpfelt und Gerard Pique wehr den Ball mit der Hand ab.
Geschickt verladen: Artyom Dzyuba schickt Spaniens Torhüter David De Gea in die falsche Ecke.
Alle Erklärungsversuche von Gerard Pique bringen nichts: Schiedsrichter Bjorn Kuipers lässt sich nicht von seinem Entscheid abbringen.
Penalty verwandelt: Artyom Dzyuba verlässt Spaniens Torhüter und freut sich anschliessend über den 1:1-Ausgleichstreffer.
Die Freude über den 1:1-Ausgleich kurz vor der Pause ist bei Russlands Artyom Dzyuba gross.
Schwungvoll und laut schreiend freut sich Artyom Dzyuba, nachdem er den Elfmeter gegen Spaniens David De Gea verwertet hat.
Nicht mehr gleich euphorisch wie zu Beginn: Spaniens Trainer Fernado Hierro ist mit der Leistung seiner Spanier nach dem Führungstreffern nicht mehr sonderlich zufrieden.
Anders verhält sich die Stimmung nun bei Russlands Coach Stanislav Cherchesov. Er klatscht nach dem 1:1 Beifall für seinen Stürmerstar Artyom Dzyuba.
Spaniens Iago Aspas scheitert an Russlands Torhüter Akinfeev. Es geht in die Verlängerung.
In der zweiten Halbzeit durfte auch Iniesta mitspielen. Hier gibts letzte Tipps von Trainer Fernando Hierro.
Kampf um jeden Zentimeter in der Luft: Ramos köpfelt den Ball aus der Gefahrenzone.
Fedor Smolov (links) rettet mit dem Kopf vor Dani Carvajal.
Iago Aspas versucht den Ball an Russlands Ilya Kutepov vorbeizuspielen.
Letzte Einstimmung vor Beginn der Verlängerung.
Auch die Spanier schwören sich auf die Verlängerung ein.
Sergio Busquets (links) und Fyodor Smolov prallen mit den Köpfen aneinander.
Die Spanier sind optisch überlegen in diesem Spiel gegen die Russen. Hier schirmt Dani Carvajal den Ball gekonnt gegen Denis Cheryshev ab.
Ilya Kutepov jubelt über den Viertelfinal-Einzug gegen Spanien. Im Hintergrund freuen sich seine Mitspieler.
Konsternierte Spanier: Vom Elfmeterpunkt hatten die Russen die besseren Nerven.
Die Russen bejubeln ihren Torhüter Igor Akinfeev, welcher einen Penalty gegen die Spanier abwehren konnte.
Enttäuschte Spanier nach dem Ausscheiden: Trotz optischer Überlegenheit schafften sie es nicht, sich gegen Russland durchzusetzen.
Igor Akinfeev avancierte mit dem gehaltenen Elfmeter zum Matchwinner für Russland.
Riesiger Jubel bei den Russen: Sie stehen an der Heim-WM im Viertelfinal.
WM 2018: Impressionen vom Achtelfinal zwischen Spanien und Russland

Sergio Ramos (vorne) ist einen Schritt vor Russlands Roman Zobnin am Ball. David Silva im Hintergrund beobachtet den Zweikampf.

Antonio Calanni

In den 120 Minuten, die dem Penaltyschiessen voraus gingen, fielen zwei Tore, beide in der ersten Halbzeit der regulären Spielzeit. Spanien ging durch ein russisches Eigentor in Führung (12.); Russland glich 29 Minuten später mit einem Hands-Penalty aus.

Am Ende war es wie immer. Immer, wenn es der WM-Ausrichter zuletzt in ein Penaltyschiessen geschafft hatte, gewann er das auch. 1998 siegte Frankreich gegen Italien, 2002 siegte Südkorea gegen Spanien, 2006 triumphierte Deutschland über Argentinien, und 2014 jubelte Brasilien am Ende gegen Chile – so wie jetzt die Russen.

Russisches Sommermärchen nimmt Schwung auf

Russland entdeckt jetzt den Fussball. «Ihr seid geboren, um unser Märchen wahr werden zu lassen», meinten die Fans vor dem Spiel auf einem riesigen Transparent. Das russische Sommermärchen geht zumindest sechs Tage lang weiter. In den Viertelfinals treffen die Russen auf Kroatien oder Dänemark.

Spanien scheiterte im Penaltyschiessen zum fünften Mal an einer WM am Gastgeber. Noch nie gewannen die Iberer ein derartiges Spiel. Die Negativserie begann 1934 in Italien (0:1 im Viertelfinal/Wiederholungsspiel), ging 1950 in Brasilien weiter (1:6), ebenso 2002 in Südkorea (Niederlage im Penaltyschiessen nach einem 0:0 im Viertelfinal). Fernando Hierro, der als Sportdirektor Spaniens Coaching an dieser WM kurzfristig übernahm, war 2002 Captain Spaniens.

Akinfejew wehrt zwei Penaltys ab

Die Spanier scheiterten am russischen Goalie Igor Akinfejew. Akinfejew parierte in der regulären Spielzeit und der Verlängerung acht von neun Schüssen auf sein Tor. In der Verlängerung gelangen ihm Glanzparaden gegen Rodrigo und Carbajal (109.).

Im Penaltyschiessen parierte er die Elfmeter von Koke und Iago Aspas. Die vier russischen Schützen – Fedor Smolow, Sergej Ignaschewitsch, der junge Alexander Golowin und der in Spanien aufgewachsene Demos Tscherischew – reüssierten alle.

74 % Ballbesitz Spaniens

Schon in der regulären Spielzeit und der Verlängerung wehrte sich Russland im wichtigsten Fussballspiel seiner Geschichte gegen den haushohen Favoriten Spanien clever. Die Spanier dominierten die Partie.

Sie, die schon während der Vorrunde mehr Pässe spielten als alle übrigen Teams, kontrollierten das Geschehen. 74 Prozent Ballbesitz totalisierte Spanien. Möglichkeiten resultierten aus dieser Überlegenheit aber kaum. Iniesta, der erst nach 67 Minuten aufs Feld durfte, besass eine in der Schlussphase der regulären Spielzeit. Russlands Goalie Igor Akinfejew parierte aber souverän.

Eigentor und Handspenalty sorgten für 1:1

Bei den beiden Goals traf die Torhüter keine Schuld. Spanien ging nach zwölf Minuten durch ein Eigentor von Sergej Ignaschewitsch in Führung. Für Ignaschewitsch hätte es ein grosses Spiel werden sollen: Der bald 39-Jährige bestritt sein 17. WM- oder EM-Spiel für Russland. Er egalisierte die Bestmarke von Lew Jaschin.

Wegen des Eigentors ist er nun mit 38 Jahren und 352 Tagen auch der älteste Akteur der WM-Geschichte, der ins eigene Netz traf. Er löste Noel Valladares aus Honduras ab, der vor vier Jahren beim 0:3 gegen Frankreich ein Eigentor produzierte und damals erst 37-jährig war.

Russland glich in der 41. Minute durch einen von Artem Dsjuba verwandelten Hands-Penalty aus. Gerard Piqué war der Ball nach einem (gegen Dsjuba) verlorenen Kopfballduell an die hoch über dem Kopf gehaltene Hand geflogen.

Telegramm

Spanien - Russland 1:1 (1:1, 1:1) n.V. - Russland 4:3-Sieger im Penaltyschiessen.

Luschniki-Stadion, Moskau. – 78'011 Zuschauer (ausverkauft). – SR Kuipers (NED). – Tore: 12. Ignaschewitsch (Eigentor) 1:0. 41. Dsjuba (Handspenalty) 1:1. – Penaltyschiessen: Iniesta 1:0, Smolow 1:1; Piqué 2:1, Ignaschewitsch 2:2; Koke (gehalten), Golowin 2:3; Ramos 3:3, Tscheryschew 3:4; Aspas (gehalten).

Spanien: De Gea: Nacho (70. Carvajal), Piqué, Ramos, Alba; Koke, Busquets; Asensio (104. Rodrigo), Silva (67. Iniesta), Isco; Costa (80. Aspas).

Russland: Akinfejew; Kutepow, Ignaschewitsch, Kudrjaschow; Fernandes, Samedow (61. Tscheryschew), Kusjajew (97. Jerochin), Sobnin, Schirkow (46. Granat); Dsjuba (65. Smolow), Golowin.

Bemerkungen: Russland ohne Smolnikow (gesperrt). – Verwarnungen: 40. Piqué (Handspiel). 54. Kutepow (Foul). 71. Sobnin (Foul).