WM 2018
Frankreich oder Kroatien? Alles, was Sie über den WM-Final wissen müssen

Nach vier WM-Wochen ist endlich klar, welche zwei Teams sich im Final von Moskau gegenüberstehen: Top-Favorit Frankreich trifft auf den ewigen Geheimfavoriten Kroatien. Was du über das letzte von 64 WM-Spielen wissen musst.

Philipp Reich
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Das Objekt der Begierde Der 6,2 Kilogramm schwere WM-Pokal.

Das Objekt der Begierde Der 6,2 Kilogramm schwere WM-Pokal.

Keystone

1. Nicht verpassen!

Anders als die Viertel- und Halbfinals findet der WM-Final nicht um 20 Uhr, sondern bereits um 17 Uhr Schweizer Zeit statt. Im Moskauer Luschniki-Stadion duellieren sich Frankreich und Kroatien. Wer erst nach dem Znacht einschaltet, sieht höchstens noch die Pokalübergabe.

Das fast komplette Tableau.

Das fast komplette Tableau.

Fifa

Vor dem Final trägt Philipp Lahm den WM-Pokal ins Stadion, der Captain des noch amtierenden Weltmeisters. Das Prozedere ist dabei streng vorgeschrieben: Am Finaltag wird der WM-Pokal aus dem Safe geholt und blank geputzt im Final-Stadion ausgestellt. Nach dem Spiel wird er vom FIFA-Präsidenten dem Captain des Siegerteams übergeben.

2. Was Sie über Frankreich wissen müssen

Die «Equipe tricolore» galt schon vor dem Turnier als einer der grössten Favoriten auf den WM-Titel. Dieser Rolle wurde das Team von Didier Deschamps zunächst nicht gerecht. Pragmatisch schleppten sich «Les Bleus» durch die Gruppenphase. Gegen Argentinien folgte im Achtelfinal eine Galavorstellung, danach konzentrierte man sich vornehmlich aufs Verteidigen und aufs blitzschnelle Umschalten in der Offensive.

Frankreich ist ein ausgeglichenes Team ohne grosse Schwächen. Samuel Umtiti und Raphael Varane halten die Verteidigung zusammen, N'Golo Kanté räumt im Mittelfeld alles ab und vorne sorgen der pfeilschnelle Kylian Mbappé und der clevere Antoine Griezmann für die Musik. Anfällig sind die Franzosen dann, wenn es über die Seite von Aussenverteidiger Benjamin Pavard schnell geht. Ansonsten sind sie nur ganz schwer zu knacken.

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3. Was Sie über Kroatien wissen müssen

Die «Vatreni» («Feurigen») galten wie Belgien bereits als «ewiger Geheimfavorit», der den grossen Coup am Ende doch nie schafft. Kein Wunder, an der WM 2014 und an der EM 2016 konnte die «goldene Generation» um Luka Modric, Ivan Rakitic und Mario Mandzukic trotz grossem Potenzial nicht überzeugen.

Ihre wohl letzte Chance haben die Kroaten nun gepackt. Auch mit etwas Glück: Dreimal mussten sie in der K.o.-Runde in die Verlängerung, zweimal siegten sie nach Penaltyschiessen. Ihre grosse Stärke ist die Vielseitigkeit: Angetrieben von Mittelfeldmotor Modric kann Kroatien Tore auf alle Arten erzielen. Stellvertretend dafür: Stehaufmännchen Mandzukic. Nicht ganz sattelfest wirkt dagegen die Defensive um Dejan Lovren – vor allem dann, wenn es schnell geht.

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4. Die Direktduelle

Fünf Mal sind Frankreich und Kroatien bislang aufeinander getroffen, noch nie gewannen die Kroaten.

  • WM-Halbfinal 1998: Frankreich – Kroatien 2:1
  • EM-Gruppenphase 2004: Frankreich – Kroatien 2:2
  • Freundschaft 1999: Frankreich – Kroatien 3:0
  • Freundschaft 2000: Frankreich – Kroatien 2:0
  • Freundschaft 2011: Frankreich – Kroaiten 0:0

Das bedeutendste Duell war sicherlich der WM-Halbfinal 1998. Der heutige Verbandspräsident Davor Suker brachte die Kroaten unmittelbar nach der Pause in Führung. Zum Matchwinner wurde aber Lilian Thuram, der «Les Bleus» mit seinen einzigen beiden Länderspieltoren (bei 142 Einsätzen) zum Sieg und damit in den Final schoss.

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5. Die Prämien

Der neue Weltmeister wird von der FIFA fürstlich entlöhnt: 32,3 Millionen Euro schüttet der Weltverband für den Titel aus, immerhin noch 23,8 Millionen kassiert der Vize-Weltmeister. Wie viel Geld die Spieler erhalten, entscheidet jeder Landesverband selbst.

Knapp 300'000 Euro würden die 23 französischen Spieler für den Titelgewinn erhalten. Angeführt von Kylian Mbappé haben sie sich geschlossen dafür entschieden, einen Teil ihrer WM-Prämie der gemeinnützigen Organisation «Premier de Cordées» zu spenden. Die Einrichtung organisiert unter anderem sportliche Aktivitäten in Kinderkrankenhäusern.

Geld haben die Fussballer ohnehin schon genug: Viel wichtiger als die Prämie ist deshalb der Status, den man durch den Triumph erhält. Für den Rest seines Lebens darf sich jeder Spieler des Gewinnerteams «Weltmeister» nennen und mit Stolz sagen, dass man für den Stern, den es für den WM-Titel aufs Nationaltrikot über dem Verbandsemblem gibt, mitverantwortlich ist.

Der Weltmeister-Stern auf dem Frankreich-Trikot – kommt bald ein Zweiter hinzu?

Der Weltmeister-Stern auf dem Frankreich-Trikot – kommt bald ein Zweiter hinzu?

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6. Die Wettquoten

Es überrascht nicht: Frankreich ist bei sämtlichen grossen Wettanbietern der grosse Favorit auf den WM-Titel. Die Quoten variieren kaum:

  • Bwin: Frankreich: 1.34 – Kroatien 3.00
  • William Hill: Frankreich 1.44 – Kroatien 2.75
  • Interwetten: Frankreich 1.45 – Kroatien 2.75
  • Ladbrokes: Frankreich 1.44 – Kroatien 2.62

Viel zu gewinnen gibt's in der herkömmlichsten Variante also nicht. Interessanter wird es schon, wer etwas risikofreudiger tippt. Wer auf einen Sieg nach Verlängerung von Kroatien setzt, kriegt beispielsweise das 21-fache seines Einsatzes zurück. Bei einem 4:2-Erfolg Frankreichs betrüge der Gewinn gar das 81-fache des gesetzten Betrages.

William Hill

7. Wer pfeift den WM-Final?

Noch hat die FIFA nicht verkündet, welcher Schiedsrichter das Endspiel leiten wird. Als Favoriten gelten der Holländer Björn Kuipers und der Argentinier Nestor Pitana, sie durften in Russland bislang am häufigsten ran. Beide haben schon vier Partien gepfiffen.

Möglicherweise wird die Politik am Ende den Ausschlag geben: Drei der letzten vier WM-Finals pfiffen Europäer. Der südamerikanische Verband CONMEBOL dürfte nun fordern, zumindest durch einen Schiedsrichter im Final vertreten zu sein. Das würde für Pitana oder den Brasilianer Sandro Ricci sprechen.

Björn Kuipers machte bislang einen ausgezeichneten Eindruck an dieser WM.

Björn Kuipers machte bislang einen ausgezeichneten Eindruck an dieser WM.

Keystone

8. Gibt's wieder leere Plätze?

Eher nicht. Das Endspiel ist längst ausverkauft. Wer kurzerhand Tickets kaufen will, muss tief in die Tasche greifen. Denn der Weiterkauf blüht trotz personengebundenen Tickets: Für 2500 Dollar werden derzeit die günstigsten Karten verkauft, ursprünglich kostete das billigste Final-Ticket bei der offiziellen FIFA-Verkaufsstelle 445 Dollar. Wie viele Tickets überhaupt in den Verkauf kamen, ist nicht ganz klar. Geschätzte 25 Prozent der 80'000 Plätze sind für Sponsoren, Partner und geladene Gäste reserviert.

Die Tickets der Kategorie 4 sind für Russen reserviert. Diese Karten gelangen am häufigsten auf den Schwarzmarkt.

Die Tickets der Kategorie 4 sind für Russen reserviert. Diese Karten gelangen am häufigsten auf den Schwarzmarkt.

Fifa

In den Halbfinals blieben noch etliche Plätze leer. Skurriler noch: Im Duell zwischen Frankreich und Belgien lief die 62. Minute, als plötzlich «Rossija»-Rufe durch die WM-Arena von St.Petersburg schallten. Rund 1000 belgische und 1500 französische Fans waren im Stadion. Die restlichen der offiziell 64'286 Zuschauer waren hauptsächlich Russen, aber auch Südamerikaner aus Brasilien, Kolumbien oder Uruguay, die auf eine Halbfinal-Quali ihrer Teams spekulierten. Dementsprechend lau war die Stimmung.

Hinderlich für spontane Anreisen aus Paris oder Brüssel waren unter anderem das Visum, das es für die Einreise nach Russland braucht, aber auch der Teufelskreis zwischen Ticketkauf und Fan-ID erleichterte einen Kurztrip nicht gerade.

9. Was ist mit dem «kleinen Final»?

Das findet bereits am Samstag statt, Anpfiff ist um 16 Uhr. In St.Petersburg treffen Belgien und England aufeinander. Der Ausgang der Partie ist allerdings höchstens noch für diejenigen interessant, die bei ihrem Tippspiel noch oben mitmischen.

Neben der goldenen Ananas (Rang 3) geht es noch um die Torjäger-Krone. Harry Kane möchte sich in seinem siebten WM-Spiel den goldenen Schuh endgültig sichern. Momenten steht der Engländer bei sechs Treffer. Sein erster, noch im Turnier aktive Verfolger ist der Belgier Romelu Lukaku mit vier Toren. Die beiden Franzosen Kylian Mbappé und Antoine Griezmann haben mit je drei Treffern wohl keine Chance mehr auf die Torjägerkrone.

Harry Kane hat noch ein Ziel vor Augen.      

Harry Kane hat noch ein Ziel vor Augen.      

ALBERTO ESTEVEZ