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Am Sonntag beginnt die Super-League-Saison für den FC Zürich gleich mit dem Derby gegen die Grasshoppers. Aufstiegs-Trainer Uli Forte (43) spricht über sein privates Glück – und die Rolle des FCZ in der Super League.
Wie kommen Sie denn darauf?
Verstehe. Aber beim FCZ haben wir eine andere Situation. Wir sind aufgestiegen. Nun können wir in der Super League neue Ziele anvisieren.
Ich denke schon, ja. Wenn du Meister wirst, dann gibt es keine Steigerung mehr. Sondern nur noch Wiederholung. Wobei ich es schon heavy finde, wenn einer wie Urs Fischer nun nach dem Double-Gewinn einfach gehen muss. Das ist irgendwo schizophren.
Nein, das nicht. Es gehört halt zum Fussballgeschäft. Wer nicht damit umgehen kann, muss eben im Büro arbeiten gehen oder Landschaftsgärtner werden.
Ich denke, ich bin weder unentlassbar noch angreifbar deswegen. Das Spiel war gegen den Heimatverein unseres Präsidenten Ancillo Canepa. Sein Einsatz war so abgesprochen. Es war eine schöne Sache. Für ihn hat sich ein Kreis geschlossen. Und eigentlich hat er diesen Einsatz sehr verdient. Schliesslich hat er seine Leistung bei den Mätchli mit unserem Staff stets gebracht.
Ich finde, man muss nicht immer alles so bierernst sehen. Aber ja, als junger Trainer beim FC St.Gallen hätte ich so etwas wohl noch nicht durchgehen lassen. Aber man wird mit der Zeit gelassener.
Eine grossartige Erinnerung! Mario Frick und Moreno Costanzo schossen die Tore.
Wer weiss. Siege sind jedenfalls immer die beste Medizin für eine Euphorie. Was klar ist: Das Derby ist der perfekte Start. Es ist die Gelegenheit, einen ersten bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch wenn man sich bewusst sein muss: Es wird bei beiden Mannschaften noch nicht alles funktionieren.
Ja. Im Rückblick haben wir eine sehr souveräne Saison hinter uns. Wir liessen praktisch nie etwas anbrennen, sind souverän durch die Liga marschiert.
Allein schon wegen der grossartigen Fans! Aber meine Vorstellung ist natürlich, dass uns dies auch fussballerisch gelingt. Wir versuchen, uns möglichst schnell mit den neuen Aufgaben zurechtzufinden und auch so eine Bereicherung für die Liga zu sein.
Ich hoffe es nicht! Natürlich ist die Liga nun neu. Aber gleichwohl bin ich überzeugt, dass wir noch auf der Erfolgswelle surfen können.
Mit Sicherheit die Gastfreundlichkeit. In der Challenge League hatten alle sehr viel Freude an uns. Stadien, Fans, Funktionäre, überall wurden wir sehr zuvorkommend behandelt, alle hatten Freude am FCZ. Das wird nun wohl etwas anders.
Eine sehr enge, ausgeglichene. Eine, in der mehrere Mannschaften versuchen, dem FCB Paroli zu bieten. Nicht nur der FCZ, sondern vor allem YB, das stark aufgerüstet hat. Wir wissen auch, wie ambitioniert Sion ist.
Herausfordern wollen wir den FCB natürlich. Aber zu sagen, wir wollen den Titel gewinnen, wäre etwas vermessen. Wir sind immer noch der Aufsteiger. Gleichwohl glaube ich nicht, dass dem FCB der Titel einfach kampflos überlassen wird. Ich probiere seit meinem Aufstieg mit St.Gallen 2009, dem FCB ein Bein zu stellen. Mal erfolgreicher, mal weniger erfolgreich. Über eine ganze Saison ist es noch nie gelungen – leider. Wir müssen nun schauen, dass wir gut in die Saison starten und schönen Fussball zeigen.
Ich denke an technisch hochstehenden Fussball, wo der Ball mehr am Boden als in der Luft ist. Wo mehr gezaubert und gedribbelt wird als gegrätscht. Aber, um es klar zu sagen: Es gibt mehrere Wege zum Erfolg. Um am Ende zählt der Erfolg, nicht die Art und Weise.
Das ist eine gute Frage. Ich war etwas mehr als zwei Jahre bei YB. Jetzt zu beurteilen, warum 30 Jahre ohne Titelgewinn verstrichen sind, wäre etwas schwierig. Aber eines ist sicher: Dieses Jahr ist YB extrem heiss. Sie wollen unbedingt einen Titel gewinnen. Das ist das interne Ziel, auch wenn es gegen aussen anders tönt. Ich denke, sie haben auch die Mannschaft dazu.
Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich sage immer: Bern war das Beste, was meiner Karriere passieren konnte. Warum? Weil ich meine Frau fürs Leben gefunden habe. Aber auch YB als Verein bleibt mir absolut in guter Erinnerung. Ich hege überhaupt keinen Groll. Und es war ja nicht so, dass ich zum ersten Mal entlassen wurde. Man sagt ja nicht zu Unrecht, dass das erste Mal immer am schlimmsten sei.
Auch die Hochzeit – oder besser: generell die Beziehung mit meiner Frau, schon vorher – trägt dazu bei, dass ich ruhiger und gelassener wurde. Die Welt wird etwas relativiert. Als junger Trainer und Single will man die Welt auf den Kopf stellen, auch wenn das manchmal nicht möglich ist. Jetzt habe ich eine wunderbare Ehefrau zu Hause, die mich immer wieder beruhigt und manchmal sagt: Komm, schlaf noch mal drüber. Das trägt zur inneren Zufriedenheit und Ruhe bei.
Klar, das ist der Traum fast jeden Mannes, der heiratet. Wir haben uns keine Termine gesetzt, lassen alles auf uns zukommen. Aber es ist logisch, dass so ein kleines, strahlendes Gesicht in jeder Familie für fröhliche Gesichter sorgt. Es wäre schön, wenn es dazu kommt. Aber wir setzen uns nicht unter Druck.
Das stimmt. Meine Frau ist 40, aber es gibt ja immer häufiger auch Frauen mit Kindern über 40. Und sie hat ja auch schon drei Kinder aus erster Ehe. Sie muss sich also keine Sorgen machen (lacht) ... Wenn’s dabei bleibt, dann bleibt es eben so. Wie hat Franz Beckenbauer nach seinem „Weihnachtsfeier-Vorfall“ doch so schön: „Der liebe Gott hat jedes Kind gern.“ Und genauso wird der liebe Gott entscheiden, ob es einen kleinen Mister Forte geben wird.
Ja, es ist der Antriebe eines jeden Trainers, weiterzukommen und das Maximum rauszuholen. Ich wollte und will in jeder Lebenslage alles perfekt machen. Bevor ich zum FCZ ging, war ich kurz vor einer Anstellung in der Bundesliga.
Das ist ja jetzt egal.
Ich kommentiere das nicht. Nur so viel: Herauszufinden, wo die persönlichen Grenzen liegen, das ist nicht nur für Schweizer Spieler eine grosse Challenge. Ich glaube, auch jeder Schweizer Trainer setzt sich dieses Fernziel. Und es wäre ja schlimm, wenn es diese Ziele nicht gäbe.