Zwei Mal konnte der FC Zürich gegen den FC Basel ausgleichen, das dritte Mal war dann aber zu viel. Die Basler gewinnen gegen den FCZ mit 3:2 dank einem späten Penalty-Tor von Embolo und stürzen den FCZ noch tiefer in die Krise.
Zum Kotzen! Das ist doch einfach nur zum Kotzen!» Der FCZ-Fan spricht nach dem Schlusspfiff aus, was alle Gleichgesinnten denken. Und verlässt schnurstracks das Stadion. Die Wut zielt in dem Moment vor allem auf eine Figur des Zürcher Gruselkabinetts: auf Goalie Yanick Brecher. Der Fan hätte genauso rufen können: «Zum Brechen!»
87 Minuten sind zwischen dem FCZ und dem FCB gespielt. Es steht 2:2. Ein Punkt gegen den frisch gebackenen Meister? Könnte für das Heimteam in der Endabrechnung des Abstiegskampfs Gold wert sein. Denken alle. Ausser FCZ-Goalie Yanick Brecher.
In einem Anflug überflüssiger Energie hetzt er Eray Cümart hinterher und rennt den FCB-Debütanten über den Haufen. Im Strafraum. Absolut unnötig, denn Cümart bewegt sich vom FCZ-Tor weg.
Schiedsrichter Nikolaj Hänni kann nicht anders, als Penalty für die Gäste zu pfeifen. Breel Embolo tritt an, verlädt Brecher, trifft zum 3:2 und stürzt Zürich noch tiefer ins Elend.
Der Fussballabend beginnt aus FCZ-Sicht, wie er gut zwei Stunden später endet: Völlig verkorkst. 60 Jahre nach dem ersten Double (Meistertitel und Cup) wird die damalige Mannschaft um Köbi Kuhn und Fritz Künzli geehrt. Es gibt bestimmt schlauere Momente für Feierlichkeiten als Minuten vor dem Anpfiff zu einem der wichtigsten Spiele der Saison. Mitten in einer der schwierigsten Phasen der jüngeren Klubgeschichte.
Aber egal. Als FCZ-Präsident Ancillo Canepa sich für das Gruppenbild zu den alten Recken aus besseren Zeiten gesellt, passiert es: Der Strahl der Bewässerungsanlage erfasst die Gruppe, nass bis auf die Unterhosen stehen sie da. Canepa senkt den Blick. Nicht mal eine simple Ehrung funktioniert in diesen Tagen beim FCZ.
Im ähnlichen Stil geht es weiter. Während die Zürcher von vergangenen Heldentaten träumen, setzt der FCB zur Meistergala an. Zehn Minuten sind erst gespielt, da tritt Matias Delgado zum Freistoss an und trifft herrlich ins Lattenkreuz. Ein Traumtor des Argentiniers, der in dieser Saison so gut wie nie seit seiner Rückkehr im Sommer 2013 spielt.
Delgado kommt nun wettbewerbsübergreifend in 36 Spielen auf stolze 31 Skorerpunkte. Nicht nur sportlich ist er Gold wert. Auch die menschlichen Qualitäten des Captains waren mitentscheidend für den Erfolg.
Dass man Delgado zum Nachfolger von Marco Streller ernannt hat, wird in Basel rückblickend als Grundpfeiler für die harmonische Saison bezeichnet.
Zurück zum FCZ: Dessen Spieler bewiesen im Verlauf der Partie immerhin Nehmerqualitäten und erzielen zweimal kurz nach einem FCB-Tor den Ausgleich. Wie alle fünf Tore gestern im Letzigrund ist auch das 1:1 sehenswert: Kevin Bua tunnelt an der Cornerfahne Marek Suchy, flankt, der Ball kommt zu Philippe Koch, der sich gegen Traoré durchsetzt und trifft.
Was folgt, ist Leerlauf. Die letzte Konsequenz lassen die Basler verständlicherweise vermissen, was jedoch gegen diesen verunsicherten Gegner ausreicht, um nicht in Gefahr eines Gegentores zu geraten.
Und ab und zu setzt ein Basler zu einem Kabinettstückchen an, wie Davide Callà in der 54. Minute: Von Delgado freigespielt, sieht Callà keine Anspielmöglichkeit und lupft den Ball aus 20 Metern herrlich über Brecher hinweg ins Tor. Ein Genuss, dieses Tor, das auch einem wie Callà gelingt, wenn der Meisterrausch noch wirkt.
Buffs 2:2, ein direkt verwandelter Freistoss, kommt wieder rasch. Doch eine Wirkung bleibt aus. Wieder fällt das Heimteam schnell zurück in seinen Trott. Der FCB, wegen zahlreicher Absenzen mit einer Rumpftruppe angetreten, ist der verdiente Sieger.
Auch wenn das 3:2 ein Geschenk ist. «Tja», so Trainer Sami Hyypiä in seiner Analyse, «so war das in der ganzen Saison, so war das gegen Basel. Wir schlagen uns immer wieder selber.»
Wenn Vaduz und Lugano ihre Heimspiele gewinnen, ist der FCZ heute Abend Tabellenletzter. Vier Spieltage vor Schluss.
Immerhin: Der FCZ tritt noch gegen alle drei Mitkonkurrenten im Abstiegskampf an. Am kommenden Mittwoch kommt Lugano in den Letzigrund: Was ein Vorgeschmack auf den Cupfinal werden sollte, ist für den FCZ jetzt nur eines: Überlebenskampf.
Zürich - Basel 2:3 (1:1)
9636 Zuschauer. - SR Hänni. - Tore: 10. Delgado (Freistoss) 0:1. 16. Philippe Koch (Bua) 1:1. 54. Callà (Delgado) 1:2. 60. Buff (Freistoss) 2:2. 88. Embolo (Foulpenalty) 2:3.
Zürich: Brecher; Brunner, Nef, Kukeli; Philippe Koch, Buff, Grgic, Vinicius; Chiumiento (82. Etoundi), Bua; Kerschakow.
Basel: Vaclik; Aliji, Cümart, Suchy, Traoré; Zuffi, Fransson; Callà, Delgado (64. Bjarnason), Boëtius (77. Itten); Embolo.
Bemerkungen: Zürich ohne Yapi, Alesevic, Schönbächler, Kleiber, Sanchez (alle verletzt), Kecojevic (familiäre Gründe) und Cabral (nicht im Aufgebot). Basel ohne Steffen (gesperrt), Janko, Xhaka, Lang, Hoegh, Samuel, Safari, Degen, Akanji und Sporar (alle verletzt). Super-League-Debüt des 18-jährigen Eray Cümart. Verwarnungen: 58. Aliji (Foul), 69. Vinicius (Foul), 76. Nef (Foul).
Das Spiel zum Nachlesen im Ticker: