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Die Vorfreude ist nicht nur bei den Fans gross: Admir Mehmedi und Michael Lang erzählen, wie sie die Corona-Pause erlebt haben und wie sie sich nun wieder auf den Ernstkampf vorbereiten.
«Es sind jetzt zwei Monate vergangen seit unserem letzten Spiel, einem 1:2 in der Europa League gegen Donezk. Die Niederlage war ärgerlich, aber in Erinnerung bleibt vor allem das leere Stadion. Die gewohnten Emotionen der Fans haben komplett gefehlt und man konnte zudem auf dem Platz jedes Wort hören, das draussen oder auf dem Feld gesprochen wurde.
Es bleibt uns letztlich nichts anderes übrig, als sich an Geisterspiele zu gewöhnen. Wir sind Profis und müssen und wollen auch unserem Job nachgehen.
Die Rückkehr ins Mannschaftstraining mit den üblichen Zweikämpfen in der letzten Woche bedeutete schon eine Umstellung. Aber Angst vor Verletzungen habe ich überhaupt nicht. Unsere Trainer und die medizinische Abteilung haben für uns richtig gute Trainingspläne erstellt, die genau auf die Situation abgestimmt waren. Und der Verein hat alles dafür getan, dass die Ansteckungsgefahr so weit wie möglich minimiert wurde. Insofern mache ich mir keine Sorgen.
Ob man die Saison besser hätte abbrechen sollen, ist eine schwierige Frage. Aus wirtschaftlichen Gründen ist es wichtig, dass die Vereine wieder spielen können. Und für die Menschen zu Hause ist es ja auch eine schöne Abwechslung vom Alltag, wenn endlich wieder aktueller Fussball im Fernsehen läuft. Die Gesundheit hat immer höchste Priorität, aber unter Einhaltung sämtlicher Vorgaben, Massnahmen und Regeln halte ich die Wiederaufnahme des Spielbetriebs trotz einiger positiv ausgefallener Tests für absolut vertretbar.
Ich kann mir vorstellen, dass sich nach der Coronakrise einiges ändern wird. Zumindest, was die Vorbereitung auf eine mögliche weitere Krise in der Zukunft anbelangt. Bis das Coronavirus aufkam, hätte sich – so glaube ich wenigstens – kaum jemand vorstellen können, dass dereinst fast die komplette Welt stillgelegt wird, alle zu Hause bleiben müssen und der Kontakt auf ein Minimum reduziert werden muss. Dadurch sind gerade für Unternehmen wirtschaftliche Herausforderungen entstanden, die man so nicht kannte und auf die man sich künftig zumindest präventiv vorbereiten muss. Das gilt natürlich auch für die Fussballvereine.
Privat war es trotz allem schön, weil wir als Familie mehr Zeit füreinander hatten als sonst. Die Decke ist mir zum Glück nicht auf den Kopf gefallen. Und sportlich war es schon eine ziemliche Umstellung, zwar in der Arena zu trainieren, aber immer nur einen Teil seiner Kollegen sehen zu können. Das, was den Mannschaftssport auszeichnet, kam in den vergangenen Wochen zu kurz. Aber damit ist es nun ja vorbei. Die Vorfreude ist gross.»
Admir Mehmedi, 29, ist offensiver Mittelfeldspieler und steht seit dem 31. Januar 2018 beim VfL Wolfsburg unter Vertrag.
«Ich habe die vergangenen acht Corona-Wochen gut über die Runden gebracht. Meine Freundin und ich wohnen etwas ausserhalb von Bremen in der Nähe eines Parks und konnten das schöne Wetter in der freien Natur geniessen. Ich bin mega glücklich, dass sie die ganze Zeit über bei mir war. Es hätte ja sein können, dass sie vor der Krise in der Schweiz zu Besuch gewesen wäre und dann nach dem Schliessen der Grenzen nicht mehr nach Bremen hätte kommen können.
Jetzt bin ich extrem happy, dass wir in der Bundesliga wieder loslegen können. Für uns Spieler war es eine Selbstverständlichkeit, auf einen Teil des Lohnes zu verzichten. Wir haben in den letzten Wochen die Zeit genützt und sehr gut gearbeitet. Als wir am Donnerstag ins Mannschaftstraining einstiegen, begegnete ich Teamkollegen, die ich zwei Monate lang nicht gesehen hatte. Es war schon komisch, ihnen nicht die Hand geben zu können.
Trotz der Corona-Fälle in Köln und Dresden habe ich keine Angst vor einer Ansteckung. Zwar hat ein Arzt im Fernsehen erklärt, dass eine Infizierung bei Fussballern zu Langzeitschäden führen könne, aber über solche Dinge darf man sich nicht den Kopf zerbrechen. Ich fühle mich gut geschützt durch all die Massnahmen.
Nun bin ich neugierig darauf, was für einen Fussball wir sehen werden. Ich selber habe noch nie ein Spiel ohne Zuschauer bestritten. Dinge, die vorher wichtig waren, sind vielleicht nicht mehr so bedeutend. Warum soll es da nicht mal ein 5:4 oder 7:2 geben? Ich kann mir vorstellen, dass die Spiele weniger von der Taktik und noch weniger von der Emotionalität geprägt sein werden. Es kann sein, dass plötzlich die technischen Fähigkeiten mehr im Vordergrund stehen und es sogar bessere Spiele gibt! Für Teams, die über den Kampf kommen, kann es schwierig werden, weil keine Zuschauer da sind, die sie pushen.
Leider stecken wir tief im Abstiegskampf. Ein Abstieg wäre eine sportliche Tragödie. Werder ist das Aushängeschild dieser Region. Für uns könnte die Corona-Pause aber ein Vorteil gewesen sein. Es geht wieder bei null los. Die Niederlagen sind verarbeitet und wir denken positiv. Auf uns warten zehn brutal wichtige Spiele. Auch für mich persönlich ist die Saison bisher nicht nach Wunsch verlaufen. Mein Credo: Gast geben, dranbleiben und hoffen. Aber ich weiss: Jetzt geht es nicht um Einzelschicksale.
Seit gestern sind wir nun bis zum Spiel gegen Bayer Leverkusen in einem Hotel in Quarantäne. Ich hoffe, wir können dann am Montag unseren Fans vor dem Fernseher eine Freude machen. Ohne dass wir uns zu wichtig nehmen.»
Michael Lang, 29, ist rechter Verteidiger und von Mönchengladbach (Vertrag bis 2022) an Werder Bremen ausgeliehen.
Wer den Sender «Sky Sport News HD» empfängt, kann die Bundesliga-Konferenz an den nächsten beiden Samstagen im Free-TV sehen. MySports zeigt zudem Leipzig – Freiburg kostenlos. Ansonsten sind mehrere Abos nötig, will man alle Spiele live verfolgen. MySports und Sky decken die Samstags- und die meisten Sonntagsspiele ab. Freitags- und Montagspartien sowie ausgewählte Sonntagsspiele zeigt der Teleclub. Es gibt Monatsabos oder Tagespässe. (rsc)